Gehörig unter Druck befindet sich zurzeit der Aktienkurs der IT-Beratungsgesellschaft KPS. Dabei liegt der vermeintliche Auslöser des Absackers bis deutlich unter die Marke von 14 Euro schon ein paar Tage zurück: So hat Dietmar Müller, Gründungsmitglied des Unternehmens, Mitte Oktober seinen Anteil an KPS nochmals spürbar reduziert – und zwar auf 10,46 Prozent. Wie zu hören ist, soll der Platzierungspreis 13,75 Euro betragen haben. Kein Wunder, dass Anleger sich an die – in der Außenwirkung sehr unvorteilhafte – Platzierung zur Jahresmitte 2017 erinnert fühlen. Damals hatten die vier Hauptaktionäre des Unternehmens aus Unterföhring insgesamt 4.390.000 KPS-Aktien zu einem Preis von gerade einmal 12,50 Euro pro Anteilschein an institutionellen Investoren weitergereicht. Bezogen auf den damaligen Aktienkurs entsprach das einem Discount von stattlichen 20 Prozent. Indirekt begründet wurde die Transaktion mit den größeren Chancen auf die Aufnahme in einen der Auswahlindizes der Deutschen Börse. Schließlich berücksichtigen die Indexhüter nur den im Streubesitz befindlichen Anteil bei der Ermittlung des Börsenwerts.
„Die vier Hauptaktionäre halten weiterhin eine Beteiligung an der KPS AG von rund 67,1 Prozent“, hieß es im Sommer. Das klang nach stabilen Verhältnissen. Zudem waren die Stücke an erstklassige Adressen – namentlich Allianz Global Investors, DWS und Union Investment – veräußert worden. Dietmar Müller hatte bei dieser Transaktion, genau wie sein Kollege und Aufsichtsratsvorsitzer Michael Tsifidaris, 1.463.333 Stücke verkauft, wodurch sein Anteil von ehemals 24,90 Prozent auf 20,99 Prozent gesunken war. Meldepflichtig war der Deal für Müller freilich nicht, da er zum 31. Mai 2017 als Vorstand ausgeschieden war und er nicht die nächste bindende Meldeschwelle von 20 Prozent touchierte. Vor diesem Hintergrund muss Müller zuletzt also bis zu 3.939.794 KPS-Aktien verkauft haben, was den Streubesitz auf 43,43 Prozent gehievt haben dürfte. Offen ist, an wen die Stücke gegangen sind, offiziell spricht die begleitende Quirin Privatbank nur von „institutionellen Investoren“. Das schürt Unsicherheit, zumal Müller momentan ohnehin für einen potenziellen Aktienüberhang sorgt. Die nächste Meldeschwelle ist mit 10 Prozent allerdings in unmittelbarer Sichtweite.
Losgelöst von dieser Thematik bleibt KPS ein piekfeines Unternehmen mit erstklassigem Ruf in der Branche. Und für Anleger, die sich angesichts der sportlichen Bewertung bislang nicht an die Aktie herangetraut haben, könnte sich nun eine gute Einstiegschance ergeben. Das Geschäftsjahr 2016/17 ist am 30. September abgelaufen – zurzeit laufen also die Buchhaltungsprozesse. Traditionell legt KPS den Jahresbericht Ende Januar vor. Angesichts der mittlerweile erreichten Größenordnung und der Indexambitionen wäre es für die Prime Standard-Gesellschaft freilich keine ganz schlechte Idee, mit Vorabzahlen für eine frühzeitige Information des Kapitalmarkts zu sorgen – zumal KPS in der Vergangenheit eigentlich fast immer positiv überrascht hat. Und die Dividendenrendite wird allmählich auch wieder interessant.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 160,30 | 172,22 | 180,66 | 166,45 | 157,98 | 179,53 | 177,77 | |
EBITDA1,2 | 26,41 | 20,02 | 22,55 | 22,68 | 21,65 | 21,65 | 7,81 | |
EBITDA-Marge3 | 16,48 | 11,62 | 12,48 | 13,63 | 13,70 | 12,06 | 4,39 | |
EBIT1,4 | 24,76 | 16,59 | 18,80 | 14,11 | 13,41 | 14,31 | 0,03 | |
EBIT-Marge5 | 15,45 | 9,63 | 10,41 | 8,48 | 8,49 | 7,97 | 0,02 | |
Jahresüberschuss1 | 19,80 | 9,83 | 12,19 | 8,14 | 8,73 | 9,55 | -1,25 | |
Netto-Marge6 | 12,35 | 5,71 | 6,75 | 4,89 | 5,53 | 5,32 | -0,70 | |
Cashflow1,7 | 16,79 | 17,85 | 23,98 | 22,04 | 17,38 | 15,46 | 9,25 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,53 | 0,26 | 0,33 | 0,22 | 0,23 | 0,26 | -0,03 | |
Dividende8 | 0,35 | 0,35 | 0,17 | 0,17 | 0,19 | 0,10 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
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