Tatsächlich sah es in den vergangenen Quartalen schon ein paar Mal so aus, als wenn der Aktienkurs von Kontron nach oben ausbrechen würde. Insbesondere die Marke um 22 Euro war zu Jahresbeginn ein hart umkämpfter Widerstand. Letztlich war die Hürde dann aber doch zu hoch, zumal der gesamte IT-Sektor auf dem heimischen Kurszettel erhebliche Schwierigkeiten hat und nach dem Corona-Boom zurzeit – wie viele andere Branchen auch – unter Projektverschiebungen und einer allgemein eher zaghaften Nachfrage leidet. Umso bemerkenswerter, wie gut die auf IoT-Lösungen spezialisierte Kontron operativ performt. Getrieben durch die Katek-Akquisition kam der Umsatz nach neun Monaten um knapp 45 Prozent auf 1.207,68 Mio. Euro voran. Aber auch ohne den Katek-Effekt steht im dritten Quartal 2024 ein organisches Erlöswachstum von etwas mehr als 6 Prozent.
Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von Kontron kletterte um 47,5 Prozent auf 141,37 Mio. Euro, wobei Katek mittlerweile mehr zum Ergebnis beisteuert, als viele Investoren vermutet haben. Schließlich war die Akquisition des Anbieters von Elektronikbauteilen nicht gerade unumstritten in der Kapitalmarktszene. Kontron-CEO Hannes Niederhauser beweist aber einmal mehr, wie gut er Integration kann. Das Ergebnis je Aktie kam in den ersten neun Monaten 2024 (auf verwässerter Basis) von 0,80 auf 0,97 Euro voran. Auch unterm Strich läuft es damit in die richtige Richtung. Der von den Analysten im Schnitt erwartete Gewinn je Aktie von gut 1,40 Euro für das laufende Jahr scheint jedenfalls realistisch. Ein maßgeblicher Treiber dabei ist das Lösungsgeschäft (Software für industrielle Automatisierung), das rund ein Viertel zum Umsatz und erstaunliche 47,2 Prozent zum Konzern-EBITDA der ersten neun Monate beisteuerte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 881,98 | 990,88 | 1.122,89 | 1.254,80 | 1.341,95 | 1.096,10 | 1.225,95 | |
EBITDA1,2 | 68,06 | 90,55 | 111,71 | 130,04 | 126,27 | 69,99 | 126,02 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,14 | 9,95 | 10,36 | 9,41 | 6,39 | 10,28 | |
EBIT1,4 | 41,74 | 61,51 | 61,77 | 68,58 | 62,68 | -2,02 | 86,48 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,21 | 5,50 | 5,47 | 4,67 | -0,18 | 7,05 | |
Jahresüberschuss1 | 29,37 | 48,46 | 49,51 | 54,62 | 48,96 | 231,88 | 78,12 | |
Netto-Marge6 | 3,33 | 4,89 | 4,41 | 4,35 | 3,65 | 21,16 | 6,37 | |
Cashflow1,7 | 44,91 | 35,54 | 83,39 | 140,81 | 95,28 | 44,44 | 116,86 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,43 | 0,70 | 0,73 | 0,84 | 0,74 | 3,59 | 1,19 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,16 | 0,00 | 0,30 | 0,35 | 1,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Haar in der Suppe bleibt das Geschäft mit Steuerungselektrik für Solaranlagen, doch auch hier sieht Vorstand Niederhauser Fortschritte: „Verluste im Bereich Photovoltaik konnten durch gezielte Restrukturierungsmaßnahmen gestoppt werden.“ Für das Gesamtjahr gilt auf Konzernebene die Prognose, wonach das EBITDA bei zumindest 190 Mio. Euro liegen soll und für 2025 dann eine weitere deutliche Ergebnissteigerung zu erwarten ist. „Der hohe Auftragsbestand garantiert auch für 2025 eine Fortsetzung des Wachstumskurses“, sagt Niederhauser. Das korrespondiert an der Börse zurzeit mit einer Marktkapitalisierung von 1.157 Mio. Euro – bei einer Netto-Verschuldung von zuletzt knapp 218 Mio. Euro.
Kein Wunder, dass die jüngsten Kursziele der Analysten von im Schnitt etwa 30 Euro signifikant über der aktuellen Notiz von rund 18 Euro liegen. Höchste Zeit also, dass der Kapitalmarkt das theoretische Potenzial der Aktie endlich auch in die Praxis umsetzt. Immerhin: Auf den Q3-Bericht haben die Anleger sehr positiv reagiert. Ein Anfang ist also gemacht. In den kommenden Wochen stehen zudem einige größere Kapitalmarktkonferenzen an, wo der Vorstand nochmals ein Update zur guten operativen Entwicklung gibt.
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