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Koenig & Bauer: Klassische Aktie für antizyklische Anleger

Nur im Frühjahr 2009 war es noch schlimmer. Im Zuge der Finanzkrise rutschte der Aktienkurs von Koenig & Bauer im Tief bis an die Marke von 6 Euro heran. Ganz so weit ist es noch nicht, doch die aktuellen Notierungen des seit August 1985 börsennotierten Druckmaschinenherstellers im Bereich um 8 Euro sind immerhin ein 15-Jahres-Tief. Dabei kostete die Aktie Anfang April 2018 in der Spitze noch fast 80 Euro. Die Marktkapitalisierung beträgt zurzeit gerade einmal knapp 131 Mio. Euro. Normalerweise ein Witz für ein Maschinenbau-Unternehmen, das im laufenden Jahr auf einen Umsatz von 1,3 Mrd. Euro kommen will und in der Bilanz noch immer ein Eigenkapital von knapp 365 Mio. Euro stehen hat. Keine Frage: Druckmaschinen gelten – trotz der vielen Hightech-Komponenten – nicht gerade als sexy bei den Investoren. Zu groß ist die Abhängigkeit von der Konjunktur, zu sehr leidet die Branche im Stammgeschäft unter der Digitalisierung.

Entsprechend drängt auch Koenig & Bauer in Spezialbereiche wie den Verpackungsdruck und setzt auf Trends wie Individualisierung und Personalisierung. Doch der Wettbewerb ist massiv und die Würzburger müssen nochmals ihre Dach- und Personalkosten senken. Für 2024 stellt der Vorstand daher ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen minus 15 und minus 30 Mio. Euro in Aussicht. Wer es gut meint mit dem Unternehmen, kann diese Prognose noch um den Restrukturierungsaufwand von 30 bis 45 Mio. Euro sowie die 10 Mio. Euro Belastungen für die im Mai 2024 stattgefundene Fachmesse drupa bereinigen und kommt so auf ein bereinigtes EBIT von vermutlich etwas mehr als plus 25 Mio. Euro. Letztlich ist aber nicht ersichtlich, warum Investoren zwingend auf die adjustierten Daten abstellen sollen.

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Harte Kost sind zudem die Netto-Finanzverbindlichkeiten (inklusive Pensionsrückstellungen) von zuletzt knapp 270 Mio. Euro sowie die mehr als 422 Mio. Euro ausmachende Bilanzposition “Immaterielle Vermögensgegenstände”. Sollte es hier zu Abschreibungsbedarf kommen, würde das Eigenkapital wie Eis in der Sonne schmelzen und das auf den ersten Blick so attraktive Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von weniger als 0,4 nur eine trügerische Sicherheit. Von den Belastungen auf der Zinsseite für die Netto-Ertragskraft ganz zu schweigen. Andererseits bringt es nichts, nur einseitig auf die Risiken abzustellen.

So hat das von 2001 bis 2004 im MDAX notierte Unternehmen kräftig steigende Auftragseingänge von der drupa mitgenommen, die sich in den kommenden Jahren materialisieren werden. Zum Halbjahr liegt der Auftragsbestand mit 1,02 Mrd. Euro auf dem höchsten Stand seit langer Zeit. Tenor des Vorstands von der weltgrößten und nur alle vier Jahre stattfindenden Druckmesse: Die Investitionsbereitschaft der Kunden erholt sich allmählich wieder. Für 2025 lautet die Vorgabe, das operative EBIT zu „stärken“. Bis 2026 will Koenig & Bauer dann bei Erlösen von rund 1,5 Mrd. Euro eine EBIT-Marge von etwa 6 Prozent heben. In absoluten Zahlen entspricht das einem Betriebsergebnis von 90 Mio. Euro.

Noch traut der Kapitalmarkt diesen Aussichten nicht, doch wenn der Vorstand diese Prognose auch nur halbwegs hält, wird die Aktie auf 2026er-Basis schnell zum KGV-Hit. Ganz ehrlich: Ob der Chart bald endlich einen Boden ausbildet, weiß auch boersengefluester.de nicht. Vielleicht kommt auch noch eine Gewinnwarnung für 2024. Sollte das Unternehmen den avisierten deutlichen Turnaround für 2026 aber tatsächlich hinbekommen, müsste die Aktie in zwei Jahren normalerweise ganz woanders stehen.

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Foto: Koenig & Bauer AG (Rapida 106 X)

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.