Welchen Unterschied doch vier Wochen ausmachen können: Noch Mitte Januar hatte die Aktie von Koenig & Bauer (KBA) in der Nähe des Mehr-Jahres-Tiefs notiert. Doch dann kam eine Investorenveranstaltung, woraufhin die Notiz um 40 Prozent nach oben geschossen ist. Auf der German Corporate Conference 2015 in Frankfurt, die von der HypoVereinsbank und Kepler Cheuvreux ausgerichtet wird, haben sich zwischen dem 19. und 21. Januar knapp 150 deutsche und österreichische Unternehmen vor mehr als 550 institutionellen Investoren präsentiert. Am 20. Januar war KBA-Finanzchef Mathias Dähn an der Reihe. Er hat die Perspektiven des Druckmaschinenherstellers aufgezeigt und war offensichtlich sehr erfolgreich. Nachdem der Titel in Fahrt gekommen war, zündete die Aktie am 29. Januar die nächste Stufe, als die Analysten von Kepler Cheuvreux das Papier auf „Kaufen” heraufgestuft und das Kursziel von 14 Euro auf 17 Euro erhöht haben. Der Umbau dürfte bis 2016 seine Früchte tragen, schrieb Analyst Stefan Augustin. Ein starkes Argument sei auch der komfortable Kassenbestand.
Dähn treibt die Restrukturierung des ehemaligen SDAX-Unternehmens energisch voran. Im Jahr 2014 sind mehr als 1000 Arbeitsplätze abgebaut worden. Im Jahr 2015 folgen weitere 400 Stellen. Das sorgt für erhebliche Entlastungen bei den Personalkosten. „Sie werden ab 2016 voll wirksam sein. Stufenweise Verbesserungen beginnen im Jahr 2015″, so Dähn auf der Investorenkonferenz. Der Traditionskonzern aus Würzburg reduziert die Abhängigkeit vom kriselnden Rollenmaschinengeschäft deutlich.
In den ersten drei Quartalen 2014 war der Geschäftsbereich Rollen- und Sondermaschinen mit einem Umsatz von 385,5 Mio. Euro etwas kleiner als der mit Bogenoffsetmaschinen (406,3 Mio. Euro). Dabei hat der Konzern den Anteil des Medienbereichs am Neumaschinengeschäft zuletzt auf 15 Prozent gegenüber 65 Prozent von vor zehn Jahren gedrückt. Hingegen ist der Anteil des stabilen Verpackungsbereichs von 25 Prozent auf 60 Prozent geklettert. Diese Verschiebung beim Neumaschinengeschäft sorgt für eine allmähliche Aufhellung der Geschäftsperspektiven, soll doch das weltweite Verpackungsvolumen laut Experten zwischen 2013 und 2018 um durchschnittlich 4,1 Prozent pro Jahr wachsen. Wachstumsmotor ist die Region Asien/Pazifik. Durch die Übernahme des italienischen Herstellers Flexotecnica Ende 2013 hat sich Koenig & Bauer Zugang zum Wachstumsmarkt für flexible Verpackungsmaterialien, insbesondere Folien, verschafft. Mit der im September 2013 abgeschlossenen Mehrheitsbeteiligung an der Firma Kammann Maschinenbau aus Bad Oeyhhausen ist KBA zudem in den Nischenmarkt für die Direktdekoration von Glasverpackungen und anderen Hohlkörpern eingestiegen. Durch die zwei Akquisitionen stärkt KBA den Bereich Verpackungsdruck deutlich.
Auf der Investorenkonferenz hat Dähn zudem ehrgeizige mittelfristige Ziele für die einzelnen Sparten aufgezeigt. So soll der Bereich Bogenoffset bei Umsätzen von rund 550 Mio. Euro eine Marge beim Gewinn vor Steuern von drei bis vier Prozent erwirtschaften. Der etwas kleinere Bereich Spezialmaschinen, der Maschinen für die Direktdekoration von Glas und Hohlkörpern ebenso anbietet wie Maschinen für den Banknoten- und Wertpapierdruck, soll bei Erlösen von rund 475 Mio. Euro sogar eine Marge von fünf bis sechs Prozent erzielen. Für den kleinen Bereich Rollenoffset mit Umsätzen von rund 125 Mio. Euro ist eine Gewinnspanne von drei bis vier Prozent geplant. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Mitte der Gewinnmarge würde sich das Ergebnis konzernweit auf rund 50 Mio. Euro summieren. Das wäre eine gewaltige Verbesserung für das Unternehmen, lag doch die Marge für die ersten drei Quartale 2014 mit einem Gewinn vor Steuern von 1,2 Mio. Euro nur knapp über der Nulllinie. Für das Gesamtjahr ist mindestens eine schwarze Null geplant.
Zurück zu den Finanzen: Der Konzern besaß Ende September liquide Mittel von 204 Mio. Euro. Abzüglich der Schulden läuft das auf eine Nettoliquidität von 184,7 Mio. Euro hinaus. Das entspricht 11,18 Euro je Aktie. Der Kurs von zurzeit 14,10 Euro ist damit weitgehend gedeckt. Nach der Rally liegt der Börsenwert von KBA bei 233 Mio. Euro. Abzüglich der Nettoliquidität ist KBA damit mit lediglich 48,3 Mio. Euro bewertet. Laut dem Konsens der Analysenschätzungen soll der Konzern im Jahr 2015 einen Gewinn vor Steuern von 19 Mio. Euro erwirtschaften. Die Zahlen zeigen, wie günstig der Konzern bewertet ist. Nach einer kurzen Verschnaufpause könnte die Rally daher weitergehen. Zumal wenn Investoren darauf spekulieren sollten, dass KBA von der Geldpolitik der Notenbanken in Europa deutlich profitieren wird. Denn wenn es überall und immer mehr Strafzinsen gibt, dürften die Sparer ihr Geld verstärkt bei der Bank abheben und sich unters Kopfkissen legen. In dem Umfeld könnte das Geschäft mit Maschinen zum Druck von Banknoten, das bislang geschwächelt hat, bei KBA bald brummen.
Foto: Koenig & Bauer AG