Zugegeben: Die Rechnung stimmt nicht ganz, denn Koenig & Bauer (KBA) ist erst seit Anfang Juni 2015 zurück im SDAX. Wäre der Anteilschein des Druckmaschinenherstellers aus Würzburg jedoch bereits den vollen Zeitraum im Small-Cap-Index, bekäme er definitiv die Performance-Krone. Auf immerhin 127 Prozent türmt sich nun das Kursplus seit Anfang Januar 2015. Da können selbst Überflieger wie Zooplus oder Patrizia Immobilien, die ebenfalls auf mehr als 100 Prozent kommen, nicht mithalten – wie unser Tool “Top-Flop Interaktiv” eindrucksvoll zeigt. Für langjährige KBA-Aktionäre ist die momentane Kursrally so etwas wie eine späte Belohnung für ihr Durchhaltevermögen in der wohl schwierigsten Phase der jüngeren Unternehmenshistorie. Gleichwohl: Das „Vor-Finanzkrisen-Niveau” von etwa 30 Euro ist noch immer nicht erreicht. Eine Vielzahl von Anteilseignern sitzt also vermutlich auf Buchverlusten. Mindestens genauso viele Anleger werden sich allerdings fragen, ob sie nach der stürmischen Aufwärtsbewegung immer noch einsteigen sollen. Der bei Koenig & Bauer lange Zeit obligatorische Blick auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) spricht eher dagegen. Momentan wird die Aktie mit dem 1,65fachen des von boersengefluester.de ermittelten Buchwerts gehandelt. Der Zehn-Jahres-Durchschnittswert liegt bei gerade einmal 0,69 (zu unserer Gesamtübersicht für alle SDAX-Werte kommen Sie HIER).
Das zeigt deutlich, dass sich der Blick der Investoren auf ertragsorientierte Kennzahlen verschoben hat. Und hier geht es gut voran: Auch wenn KBA zum Halbjahr – bedingt durch Lieferschwerpunkte im zweiten Halbjahr – auf der Umsatzseite noch gegenüber dem Vorjahreswert zurückhing, bestätigte Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann seine Prognose, wonach im Gesamtjahr – bei Erlösen von mehr als 1 Mrd. Euro – mit einer Rendite vor Steuern von bis zu zwei Prozent zu rechnen sei. Das würde auf einen Bruttogewinn von etwa 21 bis 23 Mio. Euro hinauslaufen. Um eine Marktkapitalisierung von gut 372 Mio. Euro zu rechtfertigen, ist das allerdings zu wenig, selbst wenn der zum Halbjahr um gut 43 Prozent gestiegene Auftragsbestand von knapp 598 Mio. Euro Anlass für Zuversicht ist. Mittelfristig peilt Bolza-Schünemann Renditen vor Steuern zwischen vier und sechs Prozent an. Demnach könnte sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bereits mit Blick auf 2017/18 auf Werte um zehn reduzieren. Für die Aktie spricht zudem, dass die Gesellschaft – unter Ausklammerung der Pensionsrückstellungen von gegenwärtig 185 Mio. Euro – über eine Nettoliquidität von fast 173 Mio. Euro verfügt. Zudem entwickelt sich der Umsatzmix weiterhin weg vom schwächelnden Geschäft mit Medienhäusern. Momentan entfallen bereits 70 Prozent des Portfolios auf den Verpackungsbereich. Etwa 20 Prozent verteilen sich auf Sicherheitsdruck wie zum Beispiel Geldnoten. Der Rest sind Medienerzeugnisse. Per saldo sollte also weiteres Aufwärtspotenzial für den SDAX-Titel bestehen. Unser Mittelfristkursziel beträgt 30 Euro. Verglichen mit Heidelberger Druck ist KBA für uns damit der Favorit.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.217,60 | 1.226,00 | 1.218,50 | 1.028,60 | 1.115,80 | 1.185,70 | 1.326,80 | |
EBITDA1,2 | 112,40 | 112,30 | 89,60 | -33,40 | 67,80 | 62,80 | 75,60 | |
EBITDA-Marge3 | 9,23 | 9,16 | 7,35 | -3,25 | 6,08 | 5,30 | 5,70 | |
EBIT1,4 | 81,40 | 87,40 | 56,00 | -67,90 | 28,50 | 22,00 | 29,90 | |
EBIT-Marge5 | 6,69 | 7,13 | 4,60 | -6,60 | 2,55 | 1,86 | 2,25 | |
Jahresüberschuss1 | 81,10 | 64,00 | 38,40 | -103,10 | 14,50 | 11,10 | 2,80 | |
Netto-Marge6 | 6,66 | 5,22 | 3,15 | -10,02 | 1,30 | 0,94 | 0,21 | |
Cashflow1,7 | 23,80 | 66,30 | -7,90 | 12,20 | 95,00 | 5,40 | -31,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,91 | 3,86 | 2,31 | -6,27 | 0,83 | 0,63 | 0,16 | |
Dividende8 | 0,90 | 1,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: Koenig & Bauer AG