Das wird jetzt spannend: Nachdem der – zuvor arg abgestürzte – Aktienkurs von Koenig & Bauer das 17,50 Euro-Kursziel von Hauck Aufhäuser erreicht hat, stehen die jetzt nächsten Marken der Finanzexperten an: Die LBBW hält 22 Euro für eine realistische Größe, Warburg traut dem Anteilschein des Druckmaschinenherstellers sogar 25 Euro zu. Nun: Übermäßig ambitioniert sehen die Prognosen der Analysten allesamt nicht aus, immerhin würde der Anteilschein selbst im Fall des Warburg-Szenarios gerade einmal auf Höhe des Buchwerts gehandelt. Operativ kommen die Würzburger – zumindest gemessen am schwierigen – Umfeld gut voran. Das Restrukturierungsprogramm zeigt immer mehr Wirkung und federt etliche Sonderbelastungen auf der Versorgungsseite ab. Das dritte Quartal 2022 zeigte bereits ein robustes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 10,8 Mio. Euro. Auf Neun-Monats-Sicht liegt Koenig & Bauer beim EBIT aber noch mit 3,0 Mio. Euro im negativen Terrain.
Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand bei Erlösen zwischen 1.160 und 1.190 Mio. Euro ein EBIT in einer Bandbreite von 15 bis 20 Mio. Euro an. Das ist historisch gesehen nicht wirklich viel, allerdings befindet sich die Gesellschaft nach dem heftigen Verlustjahr 2020 in einem Umwälzungsprozess. Mittelfristig will Koenig & Bauer auf Erlöse von rund 1.300 Mio. Euro sowie eine EBIT-Marge von Untergrenze 7 Prozent – entsprechend einem Betriebsergebnis von dann mindestens 90 Mio. Euro – zusteuern. Das entspricht ungefähr dem absoluten Niveau der Jahre 2016 und 2018. Mit Blick auf die für den Sektor grundsätzlich nicht vorteilhafter werdenden Rahmenbedingungen, wäre das eine reife Leistung.
Trotz jüngsten Kursaufschwungs: Am Kapitalmarkt herrscht diesbezüglich noch Zurückhaltung, jedenfalls was die Ertragsziele angeht. Zunächst einmal wird aber ohnehin interessant, wie das Jahr 2022 am Ende gelaufen ist, ob es eine Ausschüttung für 2022 geben wird und mit welchem Ausblick der Vorstand für das laufende Jahr an den Start geht. Als Depotbeimischung ist der Titel bei einem Börsenwert von etwa 300 Mio. Euro aber auf jeden Fall eine Überlegung wert. Verglichen mit der größeren Heidelberger Druckmaschinen sieht der Kennzahlenmix bei Koenig & Bauer insgesamt jedenfalls deutlich attraktiver aus.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.217,60 | 1.226,00 | 1.218,50 | 1.028,60 | 1.115,80 | 1.185,70 | 1.326,80 | |
EBITDA1,2 | 112,40 | 112,30 | 89,60 | -33,40 | 67,80 | 62,80 | 75,60 | |
EBITDA-Marge3 | 9,23 | 9,16 | 7,35 | -3,25 | 6,08 | 5,30 | 5,70 | |
EBIT1,4 | 81,40 | 87,40 | 56,00 | -67,90 | 28,50 | 22,00 | 29,90 | |
EBIT-Marge5 | 6,69 | 7,13 | 4,60 | -6,60 | 2,55 | 1,86 | 2,25 | |
Jahresüberschuss1 | 81,10 | 64,00 | 38,40 | -103,10 | 14,50 | 11,10 | 2,80 | |
Netto-Marge6 | 6,66 | 5,22 | 3,15 | -10,02 | 1,30 | 0,94 | 0,21 | |
Cashflow1,7 | 23,80 | 66,30 | -7,90 | 12,20 | 95,00 | 5,40 | -31,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,91 | 3,86 | 2,31 | -6,27 | 0,83 | 0,63 | 0,16 | |
Dividende8 | 0,90 | 1,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: Koenig & Bauer AG