Mit dem Caravan-Boom in der heißen Coronaphase hatte auch Knaus Tabbert das Tempo kräftig erhöht und dazu unter anderem die Zahl der Chassis-Lieferanten spürbar ausgeweitet. Unternehmerisch damals sicher die richtige Entscheidung, immerhin hatten sich teils absurde Lieferzeiten für Reisemobile aufgebaut – so groß war die Nachfrage der Urlauber. Längst plagen Knaus Tabbert aber andere Sorgen: Bereits im Sommer 2024 musste das Unternehmen die Prognosen für Umsatz und operatives EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) kürzen, da die angeschlossenen Händler im Zuge des Zinsanstiegs immer stärker unter den hohen Finanzierungskosten für ihre Lagerbestände leiden und die Kunden eben nicht mehr alle Fahrzeuge vom Hof wegkaufen. Um zusätzlichen Druck von den Händlern zu nehmen, entschloss sich Knaus Tabbert damals, die Produktion zu drosseln und unter anderem die Werksferien zu verlängern.
Doch die Maßnahmen haben nicht ausgereicht, nun muss der Anbieter von Reisemobilen nochmals nachlegen – insbesondere auch, um die so wichtigen Handelspartner zu entlasten. So wurden die Verträge mit einem Hauptlieferanten von Fahrgestellen bereits neu verhandelt und logistische Abläufe optimiert. Zusätzlich plant die Gesellschaft bis Ende 2024 über einen erheblichen Lagerabbau eine markante Freisetzung von liquiden Mitteln. „Unsere Maßnahmen zahlen sich aus. Durch die damit verbundene Optimierung des eigenen Working Capitals und einen Fokus auf den Free Cashflow, stärken wir auch unser Finanzprofil und schaffen langfristig Wert für alle Stakeholder“, sagt CEO Wolfgang Speck.
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Zunächst einmal ist der Kapitalmarkt aber mit einer auf 1,30 Mrd. Euro konkretisierten Umsatzplanung für 2024 (zuvor: 1,30 bis 1,40 Mrd. Euro) konfrontiert. Ins Jahr gestartet war Knaus Tabbert sogar mit einer avisierten Erlösspanne zwischen 1,40 und 1,55 Mrd. Euro. Mit Blick auf die bereinigte EBITDA-Marge trennt sich der Vorstand sogar ganz von einer konkreten Bandbreitenprognose und traut sich nur noch zu sagen, dass die um Sondereffekte adjustierte EBITDA-Rendite wohl deutlich unter der zuletzt im Juli 2024 bereits auf 7,0 bis 8,0 Prozent reduzierten Spanne liegen wird. Diese Aussage lässt freilich einigen Interpretationsspielraum zu. Insgesamt sollten Anleger aber besser einkalkulieren, dass Knaus Tabbert unterm Strich gefährlich nah an den Break-even-Punkt rutschen könnte und damit eine Ausschüttung keinesfalls sicher ist. Entsprechend nervös ist zurzeit auch der Handel in dem Spezialwert, der in der abgelaufenen HV-Saison noch zu den Dividendenhits zählte.
An der Börse ist die Gesellschaft nach dem jüngsten Kursabsacker klar unter 30 Euro nur noch rund 300 Mio. Euro wert. Jeder Euro Umsatz wird zurzeit also nur mit rund 23 Cent bewertet. On top auf die Marktkapitalisierung sollten Investoren aber noch die Netto-Finanzverschuldung von zum Halbjahr knapp 255 Mio. Euro setzen, wodurch sich die Relationen bereits wieder ein wenig verschieben. Per saldo dürfte das Börsenjahr 2024 für Knaus Tabbert aber fast schon gelaufen sein, zumal die neuerliche Prognosekürzung nicht gerade das Vertrauen in das Unternehmen gestärkt hat. Mit zunehmendem Blick auf die Zahlen für 2025 könnte sich das Blatt aber wieder wenden. Sofern die bisherigen Analystenprognosen für 2025 mit EBITDA-Größen von 70 bis 90 Mio. Euro einigermaßen realistisch sind, sollte die Schwächephase hoffentlich bald ausgestanden sein. Und von Kursen deutlich unter 30 Euro hat sich die Notiz zuletzt immer wieder erholt.
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Foto: Knaus Tabbert AG