Vor wenigen Tagen war die Heraufstufung von Klöckner & Co durch die Analysten der Deutschen Bank noch ein Aufregerthema an der Börse. Immerhin konnte sich zunächst niemand erklären, warum die Aktie des Stahlhändlers plötzlich so gefragt war. Zwar sah es zunächst so aus, als ob die Notiz – trotz des von 10,50 auf 13,00 Euro erhöhten Kursziels – wieder abbröckeln würde. Doch mit Vorlage der Quartalszahlen hat der MDAX-Titel den Kursauftrieb wieder beschleunigt und sich sogar über die Marke von 12 Euro gewagt. Kein Wunder, dass unter den nicht gerade verwöhnten Anteilseignern neue Hoffnung keimt.
Dabei enthielt der Bericht zum Auftaktviertel 2014 keine großen Überraschungen. Bei einem um drei Prozent rückläufigen Umsatz kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 2 auf 23 Mio. Euro. Grund dafür waren in erster Linie deutlich niedrigere Abschreibungen. Das Ergebnis je Aktie drehte von minus 0,16 auf plus 0,03 Euro. „Mit unserem abgeschlossenen Restrukturierungsprogramm sowie den laufenden Optimierungsmaßnahmen haben wir den Turnaround geschafft. Entsprechend wollen wir auch für das Gesamtjahr ein positives Konzernergebnis erzielen und unsere Aktionäre daran mit einer Dividende teilhaben lassen”, gibt der Vorstandsvorsitzende Gisbert Rühl als Marschroute für 2014 aus.
Per saldo dürfte 2014 zwar erst ein relativ niedriges positives Ergebnis je Aktie stehen bleiben, aber bereits für 2015 kalkulieren die Analysten derzeit im Schnitt mit einem Profit von rund 0,60 Euro je Anteilschein. Einzelne Adressen sind sogar deutlich zuversichtlicher. Das Team von Hauck & Aufhäuser etwa traut Klöckner für 2015 ein Ergebnis je Aktie (EpS) von 0,83 Euro zu. Für 2016 rechnen die Experten gar mit einem EpS von 1,15 Euro. Demnach käme das Papier auf ein 2016er-KGV von gerade einmal 10,5. Das Kursziel siedelt das Hamburger Analysehaus bei ambitionierten 15,60 Euro an. Aber auch unter Substanzaspekten kann der Titel punkten. So wird Klöckner nach Berechnungen von boersengefluester.de mit einem Abschlag von gut 15 Prozent auf den Buchwert gehandelt. Deutlich günstiger aus der Vergleichsgruppe ist hier nur Salzgitter. Der gerade ebenfalls hart am Turnaround arbeitende Stahlkonzern kommt auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von knapp 0,6.
Ihre helle Freude an der Klöckner-Aktie dürften insbesondere eher charttechnisch motivierte Börsianer haben. Sollte dem Titel der nachhaltige Ausbruch über die Marke von 12 Euro gelingen, wäre der Weg nach oben frei. Anfang 2012 und 2013 trat die Notiz an dieser Marke zwar jedes Mal den Rückzug an. Doch diesmal sehen die Fundamentaldaten deutlich besser aus. Insbesondere beim Zinsaufwand und den Abschreibungen müssen die Duisburger deutlich weniger Belastungen schultern. Entsprechend selbstbewusst gibt sich die Gesellschaft im Prognoseteil des aktuellen Zwischenberichts: „Selbst beim Ausbleiben der allgemein erwarteten Markterholung wieder ein positives Konzernergebnis erzielen.“ Boersengefluester.de traut der Klöckner-Aktie in den kommenden Monaten daher eine überdurchschnittliche Entwicklung im Vergleich zum MDAX zu. Allerdings ist das Risiko entsprechend hoch – aber das gilt für alle Stahlaktien. Schließlich gibt es nur wenige Branchen aus traditionellen Sektoren mit derart stark schwankenden Ergebnissen.
Foto: Klöckner & Co SE