Einfach nur gruselig, wie es den Aktienkurs von Klöckner & Co in den vergangenen sechs Monaten zerbröselt hat. Kaum ein Tag, an dem die Notiz des Stahlhändlers mal nicht gefallen ist. Die Folge ist ein Kursrutsch von 10 Euro auf 5 Euro. Das perfide dabei ist, dass die SDAX-Aktie dabei immer so niedrig bewertet war, dass boersengefluester.de auf Durchhalten gesetzt hat. Anfangs war es die attraktive Dividendenrendite, später das extrem günstige Verhältnis von Unternehmenswert zu EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), zuletzt signalisierte das Kurs-Buchwert-Verhältnis von gerade einmal 0,3, dass die Aktie massiv unterbewertet sei. Immerhin: Mit dem jetzt vorgelegten Zwischenbericht für das dritte Quartal 2023 kommt insofern Bewegung in die Entwicklung, weil die Duisburger nun eingesehen haben, dass der Abschwung so heftig ist, dass sie aktiv gegensteuern müssen.
So lag das EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten für das dritte Quartal mit 41 Mio. Euro nur haarscharf über dem unteren Ende der avisierten Spanne von 40 bis 80 Mio. Euro. Aufsummiert steht nach neun Monaten 2023 ein EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten von 172 Mio. Euro in den Büchern. Da das Umfeld schwierig bleibt, kürzt CEO Guido Kerkhoff die ursprüngliche EBITDA-Prognose für das Gesamtjahr sehr deutlich auf eine Bandbreite von 170 bis 200 Mio. Euro – nach zuvor 220 bis 280 Mio. Euro. Mit anderen Worten: Im Abschlussquartal wird Klöckner möglicherweise nicht einmal mehr auf EBITDA-Ebene schwarze Zahlen schreiben. Dabei weist das Unternehmen nach neun Monaten 2023 schon jetzt einen Fehlbetrag von 7 Mio. Euro aus. Das Thema Dividende können Anleger zur nächsten Hauptversammlung am 23. Mai 2024 mit hoher Wahrscheinlichkeit abhaken.
Um wieder auf die Spur zu kommen, will Klöckner unter anderem 10 Prozent der Mitarbeiter im europäischen Distributionsgeschäft vor die Tür setzen. Das wiederum ist Teil eines größeren Effizienzprogramms, was bereits ab 2024 zu jährlichen Ergebnisverbesserungen von rund 25 Mio. Euro führen soll. Ein Signal, was zumindest am Kapitalmarkt neue Hoffnung freisetzt. Zudem soll auch der operative Cashflow für 2023 „deutlich positiv“ bleiben – nach 131 Mio. Euro per Ende September. Jedenfalls gibt es statt der erwarteten nochmaligen Klatsche wegen der Gewinnwarnung einen zweistelligen Kursanstieg auf knapp 6 Euro. Damit hat sich die Gesamtsituation zwar noch längst nicht grundlegend verbessert, aber per saldo gibt es auch diesmal gute Gründe dafür, in der Klöckner-Aktie investiert zu bleiben. Aber es braucht eben Zeit – so schwer es auch fällt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 6.291,56 | 6.790,49 | 6.314,72 | 5.130,11 | 7.440,86 | 9.378,69 | 6.956,61 | |
EBITDA1,2 | 219,56 | 227,10 | 139,03 | 52,14 | 878,70 | 480,96 | 190,44 | |
EBITDA-Marge3 | 3,49 | 3,34 | 2,20 | 1,02 | 11,81 | 5,13 | 2,74 | |
EBIT1,4 | 129,84 | 141,46 | 1,73 | -93,64 | 754,50 | 348,08 | 65,76 | |
EBIT-Marge5 | 2,06 | 2,08 | 0,03 | -1,83 | 10,14 | 3,71 | 0,95 | |
Jahresüberschuss1 | 102,25 | 68,65 | -54,88 | -114,36 | 629,34 | 259,34 | -189,80 | |
Netto-Marge6 | 1,63 | 1,01 | -0,87 | -2,23 | 8,46 | 2,77 | -2,73 | |
Cashflow1,7 | 78,87 | 60,20 | 204,23 | 160,98 | -305,77 | 405,17 | 321,57 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,96 | 0,66 | -0,56 | -1,16 | 5,58 | 2,32 | -1,91 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,00 | 0,00 | 1,00 | 0,40 | 0,20 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: Unsplash+
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