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Klöckner & Co: Heiße Turnaroundwette

Die ersten Analysten positionieren sich bereits um und stufen die Aktie von Klöckner & Co wieder als kaufenswert ein. Normalerweise keine besonders mutige Entscheidung, immerhin wird der Titel des Stahlhändlers mit einem Abschlag von mehr als 60 Prozent auf den Buchwert gehandelt. Was soll da noch schiefgehen? Zudem will Klöckner zur Hauptversammlung (HV) am 23. Mai 2024 eine Dividende von 0,20 Euro je Aktie auf die Agenda setzen, womit es der SDAX-Titel derzeit auf eine Dividendenrendite von knapp 3 Prozent bringt. Die Ausschüttungspläne sind auf den ersten Blick allerdings überraschend, weil die Duisburger für 2023 einen stattlichen Verlust von 189,80 Mio. Euro ausweisen. Der wesentliche Teil davon geht jedoch auf das Konto von Sonderabschreibungen für den kürzlich abgeschlossenen Verkauf diverser Landesgesellschaften.

Mit diesem Schritt will das Unternehmen die Abhängigkeit vom wenig planbaren und margenschwachen Distributionsgeschäft verringern und sich dafür auf höherwertige Produkte rund um die Metallverarbeitung fokussieren. „Der Verkauf hat unsere Abhängigkeit von den volatilen Rohstoffmärkten deutlich verringert“, sagt CEO Guido Kerkhoff im frisch veröffentlichten Geschäftsbericht 2023. Eine wichtige Rolle bei dem Dividendenvorschlag spielt aber auch, dass sich der operative Cashflow mit 321,57 Mio. Euro zwar spürbar unter dem Vorjahreswert von 405,17 Mio. Euro bewegt – aber eben doch deutlich positiv ist. Gleichwohl bleibt es dabei: Seit dem Boomjahr 2021 hat Klöckner die Ausschüttung in zwei Schritten von damals 1,00 Euro je Aktie auf jetzt nur noch 0,20 Euro gekürzt.

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Damit ist im Prinzip auch schon alles gesagt, mit welchem Tempo die Geschäfte seit der Corona-bedingten Stahlrally nach unten gerauscht sind. Ein entsprechendes Trauerspiel liefert das Chartbild des SDAX-Titels ab. Rückblickend hat auch boersengefluester.de zu sehr auf die Substanzkennzahlen geschaut und die Klöckner-Aktie damit zu lange Zeit zu optimistisch eingestuft. Immerhin ergibt sich nun insofern eine neue Gemengelage, weil der Vorstand nach der Erosion von Umsatz und Ergebnis für das laufende Jahr wieder spürbar steigende Umsätze und auch ein deutlich verbessertes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) vor wesentlichen Sondereffekten – wie etwa größere Restrukturierungen – erwartet. Die EBITDA-Referenzgröße für 2023 liegt hier bei rund 190 Mio. Euro. Zwischen 30 und 70 Mio. Euro EBITDA soll dabei das Auftaktviertel 2024 zusteuern. Das ist deutlich mehr als die im Abschlussquartal 2023 erzielten 18 Mio. Euro EBITDA und zeigt das Ausmaß der erhofften Belebung. Fakt ist aber auch, dass sich alles noch auf relativ niedrigem Niveau abspielt, so kam Klöckner allein im zweiten und dritten Quartal 2021 auf jeweils mehr als 270 Mio. Euro bereinigtes EBITDA. Das ist zwar Schnee von gestern, dafür kostet die Aktie jetzt aber eben auch nicht mehr 12 Euro, sondern ist für weniger als 7 Euro zu haben. Insgesamt also eine aussichtsreiche Turnaroundspekulation.

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Foto: Unsplash+


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.