Ansehnliche fünf Prozent Dividendenrendite wirft die KAP-Aktie ab. Wer sich als Neuanleger dafür interessiert, muss sich allerdings ein wenig beeilen. Die Hauptversammlung (HV) der Industrieholding findet bereits am 31. August 2022 statt. Auf der Agenda steht eine Ausschüttung von 1,00 Euro je Anteilschein – insgesamt türmt sich die Dividendensumme auf 7,77 Mio. Euro. Rund 45,5 Prozent davon fließen der Private Equity-Gesellschaft Carlyle Group zu, knapp 29 Prozent sind dem Streubesitz zuzurechnen. Bei einem Börsenwert von annähernd 150 Mio. Euro ist KAP damit insbesondere für Privatanleger, die sich auch an Spezialwerte trauen, eine interessante Option. Operativ kommt das Unternehmen mit Sitz in Fulda – gemessen an den schwierigen Rahmenbedingungen – wie erhofft voran. Sichtbar ist das schon allein an der Tatsache, dass Vorstandssprecher Eckehard Forberich die bisherige Prognose für das Gesamtjahr im frisch veröffentlichten Q2-Report bestätigt.
Dabei müssen sich die Investoren allerdings mit einer rein qualitativen Einschätzung begnügen, Bandbreiten oder gar konkrete Zahlen für den Ausblick nennt das Unternehmen nicht. Zumindest Stand jetzt geht KAP von deutlich steigenden Umsatzerlösen sowie einem leicht über dem Vorjahr liegenden operativen Ergebnis aus. Zur Einordnung: Zum Halbjahr kletterten die Erlöse um 28,4 Prozent auf 233,4 Mio. Euro, das im Wesentlichen um Gewinne aus Immobilienverkäufen sowie Beratungsgebühren im Zuge von Übernahmen sowie Restrukturierungsaufwendungen bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (normalisiertes EBITDA) kam von 21,6 auf 23,1 Mio. Euro voran.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 407,52 | 389,83 | 372,80 | 322,66 | 345,62 | 433,47 | 316,70 | |
EBITDA1,2 | 47,30 | 37,90 | 36,17 | 34,14 | 56,58 | 43,51 | 59,56 | |
EBITDA-Marge3 | 11,61 | 9,72 | 9,70 | 10,58 | 16,37 | 10,04 | 18,81 | |
EBIT1,4 | 28,34 | 13,84 | -10,58 | 4,18 | 31,43 | 6,63 | 3,07 | |
EBIT-Marge5 | 6,95 | 3,55 | -2,84 | 1,30 | 9,09 | 1,53 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 30,98 | 14,75 | -14,12 | -2,68 | 39,86 | -1,69 | -0,11 | |
Netto-Marge6 | 7,60 | 3,78 | -3,79 | -0,83 | 11,53 | -0,39 | -0,04 | |
Cashflow1,7 | 25,39 | 20,68 | 35,51 | 55,21 | 8,31 | 16,89 | 18,52 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 2,05 | -1,82 | -0,35 | 5,14 | -0,22 | -0,02 | |
Dividende8 | 2,00 | 2,00 | 0,00 | 1,75 | 1,00 | 1,50 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass das berichtete EBITDA mit 32,2 Mio. Euro um mehr als 9 Mio. Euro über dem adjustierten Wert liegt. Insbesondere die Immobilientransaktion in Fulda hat demnach im ersten Halbjahr 2022 nochmals für unerwartet viel Rückenwind gesorgt. Jedenfalls hatte boersengefluester.de die Schere zwischen den beiden Ergebnisgrößen etwas kleiner erwartet. Ein signifikanter Teil der Erlösdynamik kommt derweil aus der mit Wirkung zum Jahresanfang 2022 übernommenen Haogenplast aus Israel (siehe dazu auch unseren Bericht HIER). Das auf Spezialfolien, etwa für Schwimmbecken oder wetterfeste Dachabdeckungen, spezialisierte Unternehmen steuerte in den ersten sechs Monaten 2022 knapp 30 Mio. Euro zum Konzernumsatz zu und arbeitet dabei profitabel.
Losgelöst davon setzt KAP für den gesamten Verbund weiterhin auf die Effekte aus dem Rentabilitätsprogramm Accelerate, was bis Ende 2023 seine volle Wirkung entfalten soll. „Die umgesetzten Maßnahmen im Rahmen von Accelerate sowie die diversifizierte Aufstellung der Segmente haben sich ausgezahlt und wir werden davon auch in den herausfordernden Monaten, die vor uns liegen, profitieren“, sagt CEO Eckehard Forberich. Mittelfristiges Ziel ist es, eine operative Marge von mehr als 10 Prozent in allen vier Geschäftssegmenten Flexible Films (derzeit: 14,1 Prozent normalisierte EBITDA-Rendite), Engineered Products (derzeit: 7,0 Prozent), Surface Technologies (derzeit: 12,0 Prozent) und Precision Components (derzeit: 3,3 Prozent) zu erwirtschaften.
Größtes Problem derzeit sind die gestiegenen Kosten für Rohmaterial, Frachtkosten und Energie – kombiniert mit der sich deutlich eintrübenden allgemeinen Wirtschaftslage. Bilanziell und liquiditätstechnisch ist KAP derweil stabil aufgestellt, nicht zuletzt auch durch den im Frühjahr neu abgeschlossenen Kreditvertrag über 175 Mio. Euro. Für den Hinterkopf: Etwa 50 Mio. Euro davon sind für neue Akquisitionen reserviert. Gehandelt wird die Aktie zurzeit mit einem Abschlag von rund 20 Prozent auf den Buchwert. Gemessen an der börsennotierten Vergleichsgruppe um Unternehmen wie Gesco und Blue Cap oder MBB, die allesamt leicht über dem Eigenkapital gehandelt werden, ist das eine günstige Relation. Und für Schnellentschlossene gibt es ja noch die Dividende on top.
Foto: Clipdealer