Normalerweise ist der Sommer eine gute Jahreszeit für die KAP-Aktie. Immerhin schüttet die Beteiligungsgesellschaft nach der Hauptversammlung (HV) im Juli/August regelmäßig attraktive Dividenden aus, was sich meist bereits mit einem gewissen Vorlauf im Chartbild widerspiegelt. Zur HV am 12. Juli 2024 müssen sich die Investoren diesmal jedoch mit einer Nullrunde abfinden. Nicht schön, aber zumindest frühzeitig kommuniziert (HIER) und damit nun wohl ausreichend im Kurs enthalten. „Ziel ist es, auch durch den Dividendenverzicht die Kapital- und Finanzierungsbasis des KAP-Konzerns zu stärken“, sagt Vorstandssprecher Marten Julius. Zur Einordnung: Zum Jahresende 2023 weist die Gesellschaft Netto-Finanzverbindlichkeiten von rund 51 Mio. Euro aus, was bei einem um Sondereffekte bereinigten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 17,3 Mio. Euro im grünen Bereich liegt – zumindest mit Blick auf die mit den kreditgebenden Banken vereinbarten Finanzierungsklauseln.
Entscheidend ist jedoch die große Richtung, denn im Jahr zuvor lag die Netto-Verschuldung noch bei knapp 108 Mio. Euro. Insbesondere den Veräußerungserlös aus dem Teilbereich des Segments „flexible films“ hat der Vorstand genutzt, um die Bilanzqualität von KAP zu verbessern. Hinzu kommt, dass das vergleichsweise konjunktursensible Firmenportfolio von KAP merklich unter der schwächeren Wirtschaft zu leiden hat und es im Zuge dessen auch zu Restrukturierungen gekommen ist. Einfache Regel: Arbeitsplatzabbau und sonstige Sparmaßnahmen passen nicht gut zu üppigen Ausschüttungen an die Aktionäre. Doch so herausfordernd das allgemeine Umfeld ist, es deuten sich Lichtblicke an. „Wir sind überzeugt, dass die ersten positiven Ergebnisse unserer Effizienzsteigerungen bereits im laufenden ersten Halbjahr zu sehen sein werden“, sagt Marten Julius. „Unsere Produkte werden wieder stärker nachgefragt, die negativen Einflüsse lassen langsam, aber sicher nach.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 407,52 | 389,83 | 372,80 | 322,66 | 345,62 | 433,47 | 316,70 | |
EBITDA1,2 | 47,30 | 37,90 | 36,17 | 34,14 | 56,58 | 43,51 | 59,56 | |
EBITDA-Marge3 | 11,61 | 9,72 | 9,70 | 10,58 | 16,37 | 10,04 | 18,81 | |
EBIT1,4 | 28,34 | 13,84 | -10,58 | 4,18 | 31,43 | 6,63 | 3,07 | |
EBIT-Marge5 | 6,95 | 3,55 | -2,84 | 1,30 | 9,09 | 1,53 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 30,98 | 14,75 | -14,12 | -2,68 | 39,86 | -1,69 | -0,11 | |
Netto-Marge6 | 7,60 | 3,78 | -3,79 | -0,83 | 11,53 | -0,39 | -0,04 | |
Cashflow1,7 | 25,39 | 20,68 | 35,51 | 55,21 | 8,31 | 16,89 | 18,52 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 2,05 | -1,82 | -0,35 | 5,14 | -0,22 | -0,02 | |
Dividende8 | 2,00 | 2,00 | 0,00 | 1,75 | 1,00 | 1,50 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Dabei sieht die offizielle Prognose für 2024 moderat steigende Umsätze gegenüber dem Vorjahreswert von 316,7 Mio. Euro sowie ein deutlich steigendes normalisiertes EBITDA vor. Viel hängt dabei auch davon ab, inwiefern das Unternehmen mit Hauptsitz in Fulda auf der M&A-Seite aktiv wird – also Firmen zukauft oder eventuell auch abgibt. Nun: Die ausgeprägte Konsolidierungsphase des Aktienkurses scheint bei rund 10 Euro ein Ende gefunden zu haben, von diesem Niveau konnte sich der Titel zuletzt bereits ein wenig erholen. Arrangiert haben sich die Investoren mittlerweile mit dem Downlisting in das etwas weniger streng regulierte Handelssegment General Standard. Demnach berichtet KAP nicht mehr im Quartalsrhythmus, sondern beschränkt sich auf den Halbjahresturnus.
Für die Ankeraktionäre Carlyle Group (45,5 Prozent) sowie die FM Verwaltungsgesellschaft mbH (25,7 Prozent) ist dieses Intervall ohnehin kein Problem, aber auch für den Streubesitz von 28,8 Prozent ist der jetzige Status akzeptabel. Signale für ein möglicherweise in der Diskussion stehendes Delisting sind bislang nicht auszumachen. Dagegen spricht auch, dass der Vorstand für die kommenden Jahre explizit wieder Dividendenzahlungen anstrebt und auch die sonstige Investor Relations-Kommunikation auf einem verlässlichen Level stattfindet. Kurspotenzial nach oben ist ohnehin signifikant vorhanden. Um das zu erkennen, reicht ein Blick auf das Eigenkapital – also den Buchwert – von gegenwärtig fast 21 Euro je Aktie.
Zwar sind Abschläge zum Buchwert innerhalb des Sektors Mittelstands-Holdings nicht ungewöhnlich, bei KAP ist der Discount jedoch besonders hoch. Vergleichbare Unternehmen wie Blue Cap, Gesco, Indus Holding oder auch MBB haben jedenfalls allesamt sehr viel höher Multiples bis hin zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von deutlich über 1. Womöglich wird der Sommer also auch dieses Jahr eine starke Phase für die KAP-Aktie – trotz des Dividendenausfalls.
Foto: Clipdealer
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