Noch fehlt es an einer nachhaltigen Performance. Ende September hatte das Anlegermagazin BÖRSE ONLINE noch einen stattlichen Kurshüpfer in der KAP-Aktie ausgelöst. Doch die Wirkung der Empfehlung verpuffte recht schnell und die Notiz der Mittelstandsholding ist zurück auf ein Niveau knapp unter 10 Euro gefallen, wo sie sich seit geraumer Zeit einpendelt. Bitter genug, denn lässt man die zeitweise recht üppigen Dividendenzahlungen einmal außen vor, ist das ungefähr ein 30-Jahres-Tief. Keine Frage: Die Zeiten sind ruppig und ein traditionell stark vom Automotivebereich abhängiges Unternehmen wie KAP hat besonders unter der Konjunkturschwäche zu leiden. Andererseits hat die Gesellschaft frühzeitig gegengesteuert, das eigene Portfolio signifikant angepasst und verfügt darüber hinaus noch über eine relativ robuste Bilanz mit viel Eigenkapital.
So notiert die Aktie mit einem Abschlag von deutlich mehr als 50 Prozent auf den Buchwert. Das ist eine Relation, mit der zurzeit eher Beteiligungsgesellschaften aus dem Bereich Risikokapital an der Börse bewertet werden. Davon ist KAP jedoch meilenweit entfernt, selbst wenn sich Investoren auch bei der Gesellschaft aus Fulda bei der Analyse des Zahlenwerks durch zahlreiche Bereinigungen – bei KAP heißt das „Normalisierung“ – fräsen müssen. Und was im oberen Teil der Ergebnisrechnung noch deutlich positiv aussieht, ändert im unteren Bereich die Farbgebung von schwarz in rot. Soweit zumindest der Stand zum Halbjahr 2024, wo ein normalisiertes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 16,40 Mio. Euro zu einem Fehlbetrag von 4,89 Mio. Euro führte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 407,52 | 389,83 | 372,80 | 322,66 | 345,62 | 433,47 | 316,70 | |
EBITDA1,2 | 47,30 | 37,90 | 36,17 | 34,14 | 56,58 | 43,51 | 59,56 | |
EBITDA-Marge3 | 11,61 | 9,72 | 9,70 | 10,58 | 16,37 | 10,04 | 18,81 | |
EBIT1,4 | 28,34 | 13,84 | -10,58 | 4,18 | 31,43 | 6,63 | 3,07 | |
EBIT-Marge5 | 6,95 | 3,55 | -2,84 | 1,30 | 9,09 | 1,53 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 30,98 | 14,75 | -14,12 | -2,68 | 39,86 | -1,69 | -0,11 | |
Netto-Marge6 | 7,60 | 3,78 | -3,79 | -0,83 | 11,53 | -0,39 | -0,04 | |
Cashflow1,7 | 25,39 | 20,68 | 35,51 | 55,21 | 8,31 | 16,89 | 18,52 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 2,05 | -1,82 | -0,35 | 5,14 | -0,22 | -0,02 | |
Dividende8 | 2,00 | 2,00 | 0,00 | 1,75 | 1,00 | 1,50 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Hinweis: Alle Angaben sind unbereinigt um Sondereffekte
Nach neun Monaten 2024 zeigt KAP ein um Sonderfaktoren adjustiertes EBITDA von 17,1 Mio. Euro. Viel an Ergebnis dazugekommen ist im dritten Quartal also nicht. Entsprechend dürfte sich auch unterm Strich keine Verbesserung eingestellt haben. Eine dezidierte Berichterstattung legt das im General Standard gelistete Unternehmen per Q1 und Q3 aber nicht mehr vor. Andererseits reportet KAP seit dem 2023 umgesetzten Downlisting aus dem streng regulierten Handelssegment Prime Standard weiterhin dezidierter als boersengefluester.de es anfänglich erwartet hat. Diesen Umstand werten wir als sichtbares Bekenntnis zum Börsenlisting, was in den heutigen Zeiten ja auch schon mal ein gutes Signal ist. Zudem bewegt sich Vorstandssprecher Marten Julius mit dem Neun-Monats-Resultat unverändert im Rahmen der Planungen und bestätigt explizit die – wenn auch nur qualitativ formulierte – Prognose für das Gesamtjahr, wonach das normalisierte EBITDA für 2024 deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreswert von 13,5 Mio. Euro liegen soll. Zur Einordnung: Unsere bisherige Erwartungshaltung an das normalisierte EBITDA für 2024 liegt bei Untergrenze 20 Mio. Euro.
„Unsere Zahlen zeigen deutlich, dass wir mit unseren frühzeitig eingeleiteten strukturellen Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind. Auch den anhaltenden Herausforderungen, die in den kommenden Quartalen vor uns liegen, werden wir mit weiteren Maßnahmen begegnen“, sagt Marten Julius. Nun: Wer als Anleger immer noch auf eine schnelle konjunkturelle Erholung spekuliert, sollte sein Szenario demnach vermutlich überdenken. Allerdings schaut die Börse bei gefühlt 80 Prozent aller Smallcaps einseitig nur auf die Risiken und blendet alle Chancen – insbesondere auf der Bewertungsseite – weitgehend aus. Dabei dürfte allein das Segment Flexible Films (Spezialfolien) die gesamte Marktkapitalisierung von KAP abdecken.
Nur auf eine Dividende werden die Anleger wohl auch zur Hauptversammlung im kommenden Jahr verzichten müssen. Dafür gibt es eine Aktie im Depot, die nach unten längst abgesichert scheint und deren Kurs sich mittelfristig zumindest wieder dem Buchwert annähern sollte. Und selbst bei einem Abschlag von 25 Prozent auf das Eigenkapital – entsprechend einem KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) von 0,75 – läge das damit verbundene Kursziel bei immerhin 15 Euro. Was fehlt, ist unverändert ein nachhaltiger Stimmungswechsel gegenüber Nebenwerten. Aber hierfür ein Timing vorherzusagen, ist kaum möglich.
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