„Cash is king“, sagt Eckehard Forberich, Vorstandssprecher der Mittelstands-Holding KAP. „Das gilt grundsätzlich und aktuell verstärkt.“ Umso wichtiger ist es für Forberich, dass die Konzernfinanzierung von KAP über einen vor rund einem Jahr geschnürten Konsortialkreditvertrag mit Laufzeit April 2026 von bis zu 125 Mio. Euro gesichert ist. Damit nicht genug: Sofern die Banken im Einzelfall ihre Zustimmung geben, kann das Volumen um weitere 50 Mio. Euro für Akquisitionen aufgestockt werden. Darüber steht KAP über den auf boersengefluester.de schon mehrfach erwähnten Teilverkauf von Unternehmen aus dem Segment flexible films vor einem Netto-Erlös im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Per Jahresende 2022 sind die Netto-Finanzschulden von knapp 108 Mio. Euro ziemlich genau dreimal so hoch wie das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (normalisiertes EBITDA) von 35,9 Mio. Euro.
Eine Relation, bei der alles im Lot ist. Gesprächsbedarf mit den Banken besteht laut Geschäftsbericht 2022 erst ab einem Faktor von 3,25. Diese Gemengelage scheint auch der Kapitalmarkt zunehmend zu honorieren, denn mittlerweile hat sich der Aktienkurs auf dem erhöhten Niveau nach der Verkaufsmeldung von Anfang März (HIER) zwischen 17 und 18 Euro etabliert. Dabei hatte boersengefluester.de ursprünglich gar nicht damit gerechnet, dass KAP die Dividende zur Hauptversammlung (HV) am 14. Juli 2023 bei 1,00 Euro je Aktie – entsprechend einer Ausschüttungssumme von 7,77 Mio. Euro – belässt. Zumindest ist so der Plan. Wie auch im Vorjahr, behält sich der Vorstand eine nochmalige Überprüfung des Dividendenvorschlags zur HV vor. Nun: Sollte es bei der avisierten Dividende von 1 Euro bleiben, käme die Aktie auf eine Rendite von 5,6 Prozent. Im Sektorvergleich bewegt sich KAP damit in der Spitzengruppe: Hinter Mutares, aber vor Gesco und Blue Cap (bei den Münchnern steht der offizielle Dividendenvorschlag für 2022 allerdings noch aus).
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 407,52 | 389,83 | 372,80 | 322,66 | 345,62 | 433,47 | 316,70 | |
EBITDA1,2 | 47,30 | 37,90 | 36,17 | 34,14 | 56,58 | 43,51 | 59,56 | |
EBITDA-Marge3 | 11,61 | 9,72 | 9,70 | 10,58 | 16,37 | 10,04 | 18,81 | |
EBIT1,4 | 28,34 | 13,84 | -10,58 | 4,18 | 31,43 | 6,63 | 3,07 | |
EBIT-Marge5 | 6,95 | 3,55 | -2,84 | 1,30 | 9,09 | 1,53 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 30,98 | 14,75 | -14,12 | -2,68 | 39,86 | -1,69 | -0,11 | |
Netto-Marge6 | 7,60 | 3,78 | -3,79 | -0,83 | 11,53 | -0,39 | -0,04 | |
Cashflow1,7 | 25,39 | 20,68 | 35,51 | 55,21 | 8,31 | 16,89 | 18,52 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 2,05 | -1,82 | -0,35 | 5,14 | -0,22 | -0,02 | |
Dividende8 | 2,00 | 2,00 | 0,00 | 1,75 | 1,00 | 1,50 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Noch nicht zufrieden ist das Management von KAP indes mit der operativen Marge. Trotz vieler bereits umgesetzter Maßnahmen zur Effizienzsteigerung lag die Relation von normalisiertem EBITDA zu den Umsatzerlösen für das vergangene Jahr bei rund 8,3 Prozent. Der Zielwert liegt hier bei 10 Prozent. Für 2023 peilt Forberich jeweils leichte Verbesserungen für Umsatz und Ergebnis an. Die um die jüngsten Veräußerungen bereinigten Referenzwerte von 2022 liegen für die Erlöse bei 360,1 Mio. Euro und bei 23,5 Mio. Euro für das normalisierte EBITDA. Größere Verschiebungen zwischen den vier Segmenten sind eher nicht zu erwarten, lediglich in der Sparte engineered products (Technische Gewebe) ist aufgrund eines auslaufenden Großauftrags für 2023 mit einem leichten Ergebnisrückgang zu rechnen. Zugpferd dürfte demnach das Segment flexible films bleiben, wo KAP über die vor gut einem Jahr erworbene Tochter Haogenplast unter anderem Spezialfolien für Schwimmbäder herstellt. „Die Nachfrage nach Pools ist ungebrochen groß, denn in Zukunft wird nicht nur das Neu-, sondern auch das Renovierungsgeschäft deutlich wachsen“, sagt CEO Forberich.
Auf schuldenfreier Basis wird das Unternehmen aus Fulda zurzeit mit etwas weniger als dem Zehnfachen des für das laufende Jahr zu erwartenden normalisierten EBITDA gehandelt. Mit Blick auf den Buchwert ergibt sich ein Abschlag von rund 18 Prozent. Selbst wenn ein Discount zum Eigenkapital innerhalb des Sektors nichts Ungewöhnliches ist: Ein Aktienkurs mindestens auf Höhe des Buchwerts von zuletzt 21,70 Euro sollte perspektivisch das Ziel sein. Rund 45,5 Prozent der KAP-Aktien hält die Private Equity-Gesellschaft Carlyle Group, 25,7 Prozent sind der FM Verwaltungs GmbH um den früheren Vorstandssprecher Fried Möller zuzurechnen. Auf den Streubesitz entfallen 28,8 Prozent. Aus heutiger Sicht eine stabile Konstellation, die für Privatanleger noch ausreichend Handelsliquidität lässt.
Foto: Unsplash+
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