Mit dem zum 2. November 2023 wirksam gewordenen Downlisting vom Prime Standard in das nicht ganz so streng regulierte – dafür aber kostengünstigere – Börsensegment General Standard hat KAP sein Reporting angepasst. Statt des früher auch für Q3 obligatorischen Zwischenberichts mit Bilanz, GuV und Cashflow-Herleitung, gibt die Beteiligungsgesellschaft per Ende September jetzt nur noch einen Zwischenstand via Pressemitteilung mit wesentlichen operativen Eckdaten bekannt. Und selbst dieses Prozedere war offenbar nicht ganz sicher, denn lange Zeit stand im Finanzkalender der 14. November als Termin für die Veröffentlichung der Q3-Zahlen. So viel als Info vorab für Anleger, die womöglich schon seit einigen Tagen auf ein Update warten.
Nun liegen die Daten vor und die erste positive Aussage ist definitiv, dass die in Fulda ansässige Gesellschaft ihre zuletzt im August 2023 nach unten angepasste Prognose für Umsatz und Ergebnis beibehält, also keine nochmalige Korrektur erforderlich ist. Demnach rechnet Vorstandssprecher Marten Julius für das Gesamtjahr 2023 weiter mit signifikant niedrigeren Umsatzerlösen sowie einem signifikant niedrigeren normalisierten EBITDA als im Vorjahr. Angesichts der erheblichen Veränderungen im Konsolidierungskreis im Zuge der im Frühjahr 2023 erfolgten Beteiligungsverkäufe aus dem Segment „Flexible Films“ liegt die vergleichbar gemachte Messlatte für 2022 bei Erlösen von 360,1 Mio. Euro sowie einem normalisierten EBITDA von 23,5 Mio. Euro. Nach neun Monaten des laufenden Jahres kommt KAP dabei – ohne anteilige Einbeziehung der verkauften Töchter – auf Umsätze von 252,6 Mio. Euro sowie ein normalisierten EBITDA von 17,2 Mio. Euro. Bei den Erlösen liegt KAP demnach um knapp 10 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert, bezogen auf das adjustierte EBITDA beträgt der Rückstand annähernd 22 Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 407,52 | 389,83 | 372,80 | 322,66 | 345,62 | 433,47 | 316,70 | |
EBITDA1,2 | 47,30 | 37,90 | 36,17 | 34,14 | 56,58 | 43,51 | 59,56 | |
EBITDA-Marge3 | 11,61 | 9,72 | 9,70 | 10,58 | 16,37 | 10,04 | 18,81 | |
EBIT1,4 | 28,34 | 13,84 | -10,58 | 4,18 | 31,43 | 6,63 | 3,07 | |
EBIT-Marge5 | 6,95 | 3,55 | -2,84 | 1,30 | 9,09 | 1,53 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 30,98 | 14,75 | -14,12 | -2,68 | 39,86 | -1,69 | -0,11 | |
Netto-Marge6 | 7,60 | 3,78 | -3,79 | -0,83 | 11,53 | -0,39 | -0,04 | |
Cashflow1,7 | 25,39 | 20,68 | 35,51 | 55,21 | 8,31 | 16,89 | 18,52 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,68 | 2,05 | -1,82 | -0,35 | 5,14 | -0,22 | -0,02 | |
Dividende8 | 2,00 | 2,00 | 0,00 | 1,75 | 1,00 | 1,50 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Beide Größen lassen sich klar in die Kategorie „signifikant“ einordnen, wobei die EBITDA-Entwicklung sogar noch etwas schwächer ausfällt als zu befürchten war. „Wir spüren in unseren Segmenten, wie andere produzierende Unternehmen auch, dass aktuell viele Kunden konjunkturbedingt Aufträge verschieben und unser Geschäft auch in den kommenden Monaten herausfordernd bleibt“, sagt Marten Julius. Mit einer merklichen Annäherung an die Vergleichszahlen von 2022 im Abschlussviertel des laufenden Jahres ist demnach kaum zu rechnen. Immerhin besteht die berechtigte Hoffnung, dass es sich nicht um eine nachhaltige Schwächephase handelt. „In Gesprächen mit bestehenden und potenziellen Kunden wird deutlich, dass unsere Produkte weiterhin nachgefragt sind und wir daher mittelfristig wieder mit verbesserten Auftragseingängen rechnen können. Bis dahin machen wir unsere Hausaufgaben. Wir arbeiten weiterhin verstärkt an effizienteren Strukturen und stellen die richtigen Weichen für profitables Wachstum“, sagt Marten Julius.
Bilanztechnisch gehört dazu die gegenüber Ende 2022 um mehr als 53 Prozent deutlich reduzierte Netto-Finanzverschuldung von zuletzt gut 50 Mio. Euro. Allerdings lag dieser Wert zum Halbjahr 2023 mit knapp 37 Mio. Euro nochmals ein Stück niedriger. Trotzdem: Für die Bewertung der KAP-Aktie ist das ein wichtiger Punkt, denn die Summe aus Börsenwert (106 Mio. Euro) und Netto-Verschuldung ist mit knapp 156 Mio. Euro derzeit nur knapp achtmal so hoch wie das für 2023 von boersengefluester.de erwartete normalisierte EBITDA von rund 20 Mio. Euro. Ebenfalls ein Indikator für die aktuelle Unterbewertung ist das zum Halbjahr ausgewiesene Eigenkapital von 208 Mio. Euro. Ungleich schwieriger ist es derzeit jedoch, Prognosen hinsichtlich der Dividende zur nächsten Hauptversammlung aufzustellen.
Angesichts der vielen Veränderungen auf C-Level-Ebenen, den ungemütlichen konjunkturellen Rahmenbedingungen und der trotzdem soliden Cash-Ausstattung, lassen sich aus heutiger Sicht alle Szenarien gegenüber dem Vorjahreswert von 1,50 Euro je Aktie begründen: Von einer Nullrunde bis hin zu einer vergleichsweise moderaten Dividendenkürzung auf 1 Euro je Aktie. Boersengefluester.de tippt derzeit mal auf eine Ausschüttung von 0,50 Euro, womit der Spezialwert auf dem jetzigen Niveau auf eine ansprechende Rendite von mehr als 3,5 Prozent käme. Für eine Kaufen-Einschätzung gibt es für unseren Geschmack derzeit allerdings noch zu viele Konjunktive, eine solide Halten-Position ist die KAP-Aktie aber allemal.
Foto: Unsplash+
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