Andreas Aaen, CEO der Private Equity-Gesellschaft Symmetry, war einer der ersten Gratulanten. Wie gewohnt auf Twitter und wie gewohnt mit einem Vergleich zum Wachstumstempo des MDAX-Konzerns Hypoport. Anlass ist die strategische Beteiligung der Versicherungskammer Bayern an dem börsennotierten Versicherungsdienstleister JDC Group. Und auf eben diese Aktie hält Symmetry große Stücke und sieht in JDC einen potenziellen Vervielfacher (siehe dazu etwa den Beitrag von boersengefluester.de HIER). Immerhin ist der Deal mit der Versicherungskammer weit mehr als bloß eine Finanzbeteiligung von dann 3,95 Prozent, die sich die Versicherungskammer Bayern immerhin 10,67 Mio. Euro kosten lässt – schließlich wird jede der 540.000 neu für die Münchner ausgegebenen Aktien mit 19,76 Euro bewertet. Gemessen am Vortagesschlusskurs entspricht das einem nicht zu hohen Discount von fünf Prozent. Doch das ist eh nur eine Momentaufnahme.
Die Börse hat blitzschnell umgeschaltet und erkennt das Potenzial der Kooperation in Form eines Kursanstiegs auf gegenwärtig 23,20 Euro. In der Spitze sind es gar 24,20 Euro. So bewegt sich die Versicherungskammer mit einem Marktanteil von zuletzt deutlich mehr als vier Prozent auf Rang sieben in Deutschland – hinter der AXA und vor HUK Coburg. Ganz vorn liegt der Allianz-Konzern mit fast 19 Prozent heimischem Anteil. Zentraler Anknüpfungspunkt des Deals ist – wie bereits bei der im Februar des laufenden Jahres auf die Schiene gesetzten Kooperation mit dem Sparkassen-Versicherer Provinzial – der S-Versicherungsmanager – dem zentralen IT-System der Sparkassen-Assekuranzen zur Vermittlung von Versicherungen an Privatkunden. Entsprechend sagt JDC-CFO Ralph Konrad: „Das ist eine weitere langfristige Kooperation, mit der wir die Versicherungsplattform Nummer 1 im Bereich der Sparkassen und in ganz Deutschland werden wollen.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,48 | 95,03 | 111,47 | 122,83 | 146,81 | 156,08 | 171,71 | |
EBITDA1,2 | 3,19 | 1,46 | 4,17 | 5,13 | 8,31 | 8,97 | 11,73 | |
EBITDA-Marge3 | 3,78 | 1,54 | 3,74 | 4,18 | 5,66 | 5,75 | 6,83 | |
EBIT1,4 | 0,20 | -1,70 | -0,15 | 0,50 | 2,91 | 2,91 | 5,84 | |
EBIT-Marge5 | 0,24 | -1,79 | -0,14 | 0,41 | 1,98 | 1,86 | 3,40 | |
Jahresüberschuss1 | -0,17 | -4,34 | -1,81 | -1,16 | 0,90 | 0,94 | 3,83 | |
Netto-Marge6 | -0,20 | -4,57 | -1,62 | -0,94 | 0,61 | 0,60 | 2,23 | |
Cashflow1,7 | 3,21 | 1,57 | 3,85 | 8,87 | 14,86 | 7,67 | 18,03 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,14 | -0,35 | -0,14 | -0,09 | 0,07 | 0,07 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Merschmeier + Partner |
Konkrete operative oder auch gar finanzielle Ziele der Zusammenarbeit nennt die JDC Group allerdings nicht. Bereits im Zuge des Prvinzial-Deals beteuerte die im Freiverkehrssegment Scale gelistete JDC Group jedoch, dass solche Kooperationen Zeit für die Umsetzung benötigen und sich die Effekte nicht bereits im nächsten Zwischenbericht zeigen. Und ja: Der S-Versicherungsmanager ist ein riesen Projekt mit vielen Wendungen und den für große Organisationen üblichen Verzögerungen (HIER). Offenbar bewegt sich nun aber einiges in die richtige Richtung und die JDC Group profitiert davon. Der Kapitalmarkt ist jedenfalls schwer angetan vom beständigen Dealflow, denn nach vielen Jahren mit einer per saldo seitwärts gerichteten bewegung im Aktienkurs, geht die Notiz der Wiesbadener seit dem Corona-Tief bei 3,69 Euro vom März 2020 durchweg steil. Der Titel wird dabei zunehmend als Plattform-und Datencompany eingestuft – und nicht mehr so sehr als klassischer Versicherungsmakler.
Und trotzdem: Die Bewertung des Small Caps ist bei einer Kapitalisierung von nun 317 Mio. Euro schon sehr ambitioniert, selbst wenn die JDC Group die von Symmetry ursprünglich avisierten EBITDA-Ziele von 20 Mio. Euro bis 2023 tatsächlich erreichen sollte. Gleichwohl sollten Anleger den Titel im Depot lassen, dafür ist die Aufwärtsdynamik einfach zu ausgeprägt. Erneut verweist boersengefluester.de aber auf den – zumindest in den Grundzügen – ähnlich aufgestellten Finanzdienstleister Netfonds. Die Hamburger sind zwar eher auf klassische Finanzanlagen fokussiert, zeigen aber ebenfalls schöne Wachstumsraten und zunehmend auch Ergebnisse. Verglichen mit JDC ist die Aktie jedenfalls deutlich günstiger bewertet. Den unternehmerischen Erfolg der JDC Group soll das jedoch nicht schmälern. Im Gegenteil: Äußerst beachtlich, was die JDC Group in den vergangenen Jahren an Kooperationen auf die Beine gestellt hat.
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