Sieht man einmal vom Jahresbeginn 2018 ab, als die Aktie von JDC Group mit akutem Blockchain-Fieber kurzfristig in schwindelnde Höhen schoss, hat sich die Notiz des Finanzdienstleisters in den vergangenen Jahren kaum vom Fleck bewegt. Dabei gibt es immer wieder Meldungen, die aufhorchen lassen: So haben die Wiesbadener über ihre Tochter Jung, DMS & Cie. diverse Versicherungsbestände von Maklerpools erworben und sich auf diese Weise kontinuierliche Erlösströme gesichert – aber auch als aktiver Part im laufenden Konsolidierungsprozess der Maklerbranche positioniert. Schlagzeilenträchtiger sind indes die Kooperationen mit Unternehmen wie der Deutsche Lufthansa-Tochter Albatros, der zum BMW-Konzern gehörenden Bavaria Wirtschaftsagentur, der Sparda-Bank oder zuletzt der comdirect bank. Im Kern geht es regelmäßig um die Vermittlung und digitale Abwicklung von Finanzprodukten. Deals von solchem Kaliber sind allerdings auch der Grund dafür, dass die JDC Group lange Zeit keine wirklich attraktive Renditekennzahlen vorzuweisen.
Zu sehr haben die entsprechenden Vorleistungen ins Kontor gehauen. „Unsere Wette ist, dass sich diese Investitionen in den kommenden Jahren überproportional auszahlen“, sagt JDC-Finanzvorstand Ralph Konrad im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de. Dabei fühlt er sich mit der gegenwärtigen Prognose für 2019, die Umsätze von mindestens 110 Mio. Euro sowie ein deutlich verbessertes Ergebnis vorsieht, weiterhin „sehr komfortabel“. Das nächste Update erfolgt am 21. November in Form des Neun-Monats-Berichts. Überhaupt macht Konrad einen ziemlich gelösten Eindruck momentan. Kein Wunder: Der so wichtige Deal mit der comdirect bank ist – gut ein Jahr nach der ersten Ankündigung – endlich in trockenen Tüchern und wurde im Zuge der geplanten Eingliederung des Brokers in die Muttergesellschaft Commerzbank nicht noch irgendwie torpediert.
Zudem wurde wenige Tage später der Einstieg des kanadischen Finanzdienstleistungskonzern Great Western mit 28 Prozent bei der JDC Group offiziell besiegelt. Die Stücke stammen zu gleichen Teilen von Ralph Konrad sowie CEO Sebastian Grabmaier – bei einer Bewertung von 8,40 Euro je JDC-Aktie. Wichtig für Investoren: Beide Manager bleiben auch künftig Vorstände der JDC Group – trotz der jeweils 15 Mio. Euro, die sie von Great Western bekommen haben. Ein potenzielles Neuinvestment bringt Ralph Konrad indes selbst ins Spiel: Die Tochter Jung, DMS & Cie. emittiert zurzeit nämlich eine Nachfolge-Anleihe für den im kommenden Jahr auslaufenden 15-Millionen-Euro-Bond von 2015. Das neue Papier mit der WKN A2YN1M hat ein Volumen von bis zu 25 Mio. Euro (gestückelt in Einheiten zu je 1.000 Euro) und ist – bei einer Laufzeit von fünf Jahren – mit einem Kupon von 5,5 Prozent ausgestattet.
Unter der Annahme, dass alle bisherigen Bond-Inhaber – inklusive Zuzahlung von 10 Euro je Anleihe – in das neue Papier switchen und zusätzlich ein Bankkredit von 2,5 Mio. Euro an die JDC Geld.de GmbH getilgt wird, würden netto freilich „nur“ 6,85 Mio. Euro für die Finanzierung des weiteren Wachstums übrig bleiben. Große Sprünge sind damit nicht möglich. Besichert ist der Bond zu einem Drittel aus Provisionsansprüchen, so dass die Ansprüche der Gläubiger selbst im schlimmsten Fall nach drei Jahren bedient werden könnten. Soweit ist alles im Lot – und auch sonst finden wir im Wertpapierprospekt keine groben Auffälligkeiten. Als Depotbeimischung ist die „JDC-Anleihe“ also durchaus ein Investment wert – trotz aller Risiken, die Mittelstandsanleihen mit sich bringen.
Gut gefällt uns in der jetzigen Konstellation aber auch die Aktie. Immerhin ist der Einstieg von Great Western ist wichtiges Signal und beschert dem im Freiverkehrssegment Scale gelisteten Titel quasi eine Dauerberieselung an Übernahmefantasie. Aber klar ist: JDC muss nun zeigen, dass sich die vielen Kooperationen auch unterm Strich auszahlen. Die jüngsten Kursziele der Analysten reichen bis hin zu 9 Euro (Mainfirst), was einem stattlichen Potenzial von rund einem Drittel entspricht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,48 | 95,03 | 111,47 | 122,83 | 146,81 | 156,08 | 171,71 | |
EBITDA1,2 | 3,19 | 1,46 | 4,17 | 5,13 | 8,31 | 8,97 | 11,73 | |
EBITDA-Marge3 | 3,78 | 1,54 | 3,74 | 4,18 | 5,66 | 5,75 | 6,83 | |
EBIT1,4 | 0,20 | -1,70 | -0,15 | 0,50 | 2,91 | 2,91 | 5,84 | |
EBIT-Marge5 | 0,24 | -1,79 | -0,14 | 0,41 | 1,98 | 1,86 | 3,40 | |
Jahresüberschuss1 | -0,17 | -4,34 | -1,81 | -1,16 | 0,90 | 0,94 | 3,83 | |
Netto-Marge6 | -0,20 | -4,57 | -1,62 | -0,94 | 0,61 | 0,60 | 2,23 | |
Cashflow1,7 | 3,21 | 1,57 | 3,85 | 8,87 | 14,86 | 7,67 | 18,03 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,14 | -0,35 | -0,14 | -0,09 | 0,07 | 0,07 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Merschmeier + Partner |
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