Für eine Menge Gesprächsstoff in der Finanzbranche sorgte die kürzlich gemeldete Kooperation zwischen 1822direkt, der Onlinetochter der Frankfurter Sparkasse, und Getsafe. Das Heidelberger Startup-Unternehmen bietet eine App an, mit der sich Versicherungsbestände digital verwalten lassen. Ein lukratives Geschäft, in dem sich mittlerweile eine Reihe von jungen „InsurTechs“ – also FinTechs für die Versicherungsbranche – tummeln. Bekannte Player sind beispielsweise Knip, Clark, Asuro, Mobilversichert, Simplr und die zur börsennotierten JDC Group gehörende allesmeins.de. Keine Frage: Den Deal mit 1822direkt hätte Ralph Konrad, Finanzvorstand von JDC, auch gern für allesmeins.de klargemacht. Auf der Kapitalmarktkonferenz von Egbert Prior in Frankfurt Egelsbach am 13. September ließ Konrad jedoch durchblicken, dass sich auch JDC in Kooperationsverhandlungen mit einer Bank befindet. Noch lässt sich kaum vorhersagen, welche digitalen Lösungen sich am Ende durchsetzen und wieviele Lösungen der Markt verträgt. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass die Versicherungs-Apps das Zeug dazu haben, die noch immer verkrustete Branche mächtig aufzumischen. „Das Potenzial ist riesig“, sagt auch Konrad. Nicht verschwiegen werden darf aber auch, dass es insbesondere aus Verbraucherschutzsicht noch jede Menge Bedenken gegen die Verbreitung dieser Apps gibt. Schließlich erteilen die Kunden den Anbietern ein Maklermandat mit weitreichenden Konsequenzen.
JDC geht dabei einen Zwischenweg und dockt die allesmeins-App an die ebenfalls zum Konzernverbund gehörende Maklergruppe Jung, DMS & Cie. an. Damit haben die Finanzberater ein leistungsfähiges Tool in der Hand, mit dem sie die – im Normalfall über etliche Anbieter verstreuten Versicherungen ihrer Kunden – in einen digitalen Ordner zusammenfassen können, was dann wiederum erhebliche Auswirkungen auf die Ströme an Betreuungsprovisionen hat. Auf der Prior-Konferenz rechnet JDC-Vorstand Ralph Konrad vor: Wenn von den fast 17.000 bei Jung, DMS & Cie. angeschlossenen Poolpartnern beispielsweise 300 Berater die allesmeins-App verwenden und jeder Berater im Schnitt 200 Kunden mit jeweils sechs Versicherungen betreut, dann ergibt sich – bei einer im Schnitt unterstellten jährlichen Provision von 30 Euro pro Versicherung – ein wiederkehrendes Erlösvolumen von 10,8 Mio. Euro (300 x 200 x 6 x 30). An der Börse sorgt die Digitalisierung der Versicherungsbranche für eine Menge Kursfantasie. Insbesondere 2015 war für JDC – nach der erfolgreichen Restrukturierung – ein grandioses Jahr mit einem Kursplus von 211 Prozent. Im laufenden Jahr bewegt sich die Notiz per saldo noch seitwärts – zuletzt in einem Korridor zwischen 5,50 und 6,50 Euro.
Für die Analysten von Hauck & Aufhäuser ist dieses Niveau deutlich zu niedrig. Sie raten weiterhin zum Einstieg in die Aktie der JDC Group – und zwar mit einem strammen Kursziel von 11 Euro. Dabei kommt die Konsolidierungsphase nicht aus heiterem Himmel. JDC hat in den vergangenen Monaten erheblich investiert, die Vergleichsplattform geld.de von der Unister-Gruppe erworben und größere Versichertenbestände aufgekauft. „Ein hoch attraktives Geschäft“, wie Konrad betont. All diese Transaktionen gilt es erst einmal zu verarbeiten, was in der Praxis auf Berge von Papier, Ordner und Post hinausläuft. Gleichwohl betont Sebastian Grabmaier, CEO der JDC Group: „Die Übertragung der von uns erworbenen Versicherungsbestände läuft reibungslos. Den hohen Vorabinvestitionen im ersten Halbjahr folgen also schon im dritten Quartal spürbare Einnahmen.“ Eine konkrete Ergebnisprognose für 2016 nennt die JDC Group zwar nicht. Aber traditionell ist das zweite Halbjahr sehr viel stärker als die ersten sechs Monate eines Jahres. Daher rechnen die Experten von Hauck & Aufhäuser auch fest damit, dass aus dem per 30. Juni ausgewiesenen Fehlbetrag von 776.000 Euro am Ende noch ein Überschuss von mehr als 2 Mio. Euro werden wird. Bis 2018 soll sich der Nettogewinn dann auf 8,7 Mio. Euro türmen – bei einer Marktkapitalisierung von zurzeit gut 66 Mio. Euro. Kein Wunder, dass Hauck & Aufhäuser die Aktie der JDC Group für einen potenziellen Verdoppler hält. Geeignet ist das Papier nach Auffassung von boersengefluester.de aber nur für sehr risikobereite Investoren.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,48 | 95,03 | 111,47 | 122,83 | 146,81 | 156,08 | 171,71 | |
EBITDA1,2 | 3,19 | 1,46 | 4,17 | 5,13 | 8,31 | 8,97 | 11,73 | |
EBITDA-Marge3 | 3,78 | 1,54 | 3,74 | 4,18 | 5,66 | 5,75 | 6,83 | |
EBIT1,4 | 0,20 | -1,70 | -0,15 | 0,50 | 2,91 | 2,91 | 5,84 | |
EBIT-Marge5 | 0,24 | -1,79 | -0,14 | 0,41 | 1,98 | 1,86 | 3,40 | |
Jahresüberschuss1 | -0,17 | -4,34 | -1,81 | -1,16 | 0,90 | 0,94 | 3,83 | |
Netto-Marge6 | -0,20 | -4,57 | -1,62 | -0,94 | 0,61 | 0,60 | 2,23 | |
Cashflow1,7 | 3,21 | 1,57 | 3,85 | 8,87 | 14,86 | 7,67 | 18,03 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,14 | -0,35 | -0,14 | -0,09 | 0,07 | 0,07 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Merschmeier + Partner |
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