Bei seiner Präsentation auf der Frühjahrskonferenz in Frankfurt brachte Finanzvorstand Ralph Konrad das – aus Investorensicht – Kernproblem der JDC Group auf den Punkt: „Wir müssen die Profitabilität erhöhen“. Tatsächlich klafft bei dem Finanzdienstleister bereits eine stattliche Lücke zwischen Umsatz und Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Doch je tiefer Anleger in der Gewinn- und Verlustrechnung nach unten schauen, umso ernüchternder wird das Zahlenwerk. 2018 waren die Wiesbadener sogar wieder ganz markant in die roten Zahlen abgetaucht. Plausible Gründe dafür hat die JDC Group zwar durchaus: Die Gesellschaft investiert unverändert kräftig ins anorganische Wachstum und den Ausbau der eigenen Beraterplattform, was zunächst einmal Geld kostet. Zudem erbringt JDC erhebliche Vorleistungen für Kooperationen mit Großkunden wie comdirect bank, BMW, Sparda-Bank, RheinLand Versicherungen oder auch die Deutsche Lufthansa. So gesehen ist Geduld durchaus angebracht.
Gleichwohl hat boersengefluester.de latent den Eindruck, bei JDC in einer Dauerschleife zu hängen und immer auf das nächste Jahr oder andere Kurstreiber zu hoffen. Dabei wird das Umfeld nicht einfacher, selbst wenn JDC einen aktiven Part in der Konsolidierung der Finanzberaterbranche – Stichwort Übernahme KOMM Invest – einnimmt und das Thema Digitalisierung beherzt angeht. Für unwohles Kribbeln im Bauch sorgt bei Anlegern vermutlich schon allein die 2017 gestartete Versicherungsplattform des im Bereich Immobilienfinanzierung so ungemein erfolgreichen SDAX-Konzerns Hypoport. Auf der Habenseite steht bei JDC derweil, dass mittlerweile rund 60 Prozent der Erlöse von wiederkehrender Natur sind. „Das mag ich so an unserem Geschäft“, sagt auch CFO Konrad. Konkret stiegen die Umsätze im ersten Quartal 2019 um knapp 19,4 Prozent auf 26,81 Mio. Euro. Das EBITDA kam allerdings nur deutlich unterproportional um 3,3 Prozent auf 1,53 Mio. Euro voran. Unterm Strich blieb ein von 409.000 auf 504.000 Euro verbesserter Nettogewinn stehen – immerhin. „Wir sind mit der Entwicklung im ersten Quartal voll zufrieden“, sagt Konrad. Für das Gesamtjahr bleibt die Gesellschaft bei ihrer Vorschau, wonach mit einem Umsatz von mehr als 110 Mio. Euro Umsatz und einer deutlichen Verbesserung des EBITDA zu rechnen ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,48 | 95,03 | 111,47 | 122,83 | 146,81 | 156,08 | 171,71 | |
EBITDA1,2 | 3,19 | 1,46 | 4,17 | 5,13 | 8,31 | 8,97 | 11,73 | |
EBITDA-Marge3 | 3,78 | 1,54 | 3,74 | 4,18 | 5,66 | 5,75 | 6,83 | |
EBIT1,4 | 0,20 | -1,70 | -0,15 | 0,50 | 2,91 | 2,91 | 5,84 | |
EBIT-Marge5 | 0,24 | -1,79 | -0,14 | 0,41 | 1,98 | 1,86 | 3,40 | |
Jahresüberschuss1 | -0,17 | -4,34 | -1,81 | -1,16 | 0,90 | 0,94 | 3,83 | |
Netto-Marge6 | -0,20 | -4,57 | -1,62 | -0,94 | 0,61 | 0,60 | 2,23 | |
Cashflow1,7 | 3,21 | 1,57 | 3,85 | 8,87 | 14,86 | 7,67 | 18,03 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,14 | -0,35 | -0,14 | -0,09 | 0,07 | 0,07 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Merschmeier + Partner |
Regelmäßig verwiesen wird in den einschlägigen Finanzmedien zurzeit auf die Übernahmefantasie – bedingt durch den neuen Großaktionär Great-West Lifeco, einen milliardenschweren Versicherungskonzern aus Kanada. In einem ersten Schritt hat sich Great-West rund 28 Prozent der JDC-Aktien gesichert, allerdings steht der Deal noch unter dem Vorbehalt der Aufsichtsbehörden. Die Spekulation geht nun dahin, dass Great-West es nicht bei jetzigen Quote belassen wird und Richtung Mehrheit schielt. Das würde zwar nicht zwingend auf eine öffentliche Offerte hinauslaufen, da JDC im Freiverkehrsbörsensegment Scale notiert, wo die sonst üblichen Usancen des Wertpapierübernahmegesetzes nicht gelten. Schaden könnte ein zusätzliches Kaufinteresse der Kanadier dem Kurs allerdings auch nicht. Und ein potenter Großaktionär ist ohnehin nicht verkehrt, zumal am 21. Mai 2020 die Rückzahlung der knapp 15 Mio. Euro umfassenden Anleihe der JDC Group ansteht.