Klemens Hallmann ist nicht gerade zimperlich bei seinem (Teil)-Exit. Seit Oktober 2020 hat der österreichische Unternehmer und Multi-Investor nun fast 1,2 Millionen Aktien der JDC Group im Gegenwert von 13,12 Mio. Euro verkauft – ziemlich genau die Hälfte der Summe entfällt davon auf die Monate Mai/Juni 2021. Damit dürfte Hallmann, der 2018 bei dem Finanzdienstleister JDC Group eingestiegen war und dort im Aufsichtsrat sitzt, jetzt noch über einen Anteil von deutlich weniger als drei Prozent verfügen. In der Spitze waren es vermutlich einmal klar mehr als zehn Prozent. Das eigentlich Bemerkenswerte ist jedoch, wie gut der Aktienkurs von JDC die üppigen Insiderverkäufe wegsteckt. Allein seit Anfang Mai hat die Notiz nämlich um knapp 38 Prozent an Wert gewonnen und die Marktkapitalisierung des im Freiverkehrssegment Scale gelisteten Unternehmen auf fast 225 Mio. Euro befördert. So viel wie nie zuvor in der Historie der Wiesbadener.
Lediglich der Aktienkurs notierte vor Ausbruch der Finanzkrise – damals firmierte die Gesellschaft noch unter dem Namen Aragon – schon mal deutlich höher. Allerdings gab es zu der Zeit nur etwa halb so viele Aktien wie heute, so dass der Börsenwert auf dem damaligen Top „nur“ knapp 202 Mio. Euro erreichte. Was sind die Ursachen für die jüngste Rally, die den Anteilschein mittlerweile bis dicht an die Kursziele der Analysten von bis zu 22 Euro führt? Formal sind es natürlich die vielen neuen Kooperationen – etwa mit der Versicherungsgruppe Provinzial und anderen Großkonzernen –, die den Wandel vom Maklerpool hin zu einer IT-Company untermauern. Ein Schritt in diese Richtung ist auch die kürzlich über die Tochter Jung, DMS & Cie. akquirierte Morgen & Morgen GmbH aus Hofheim am Taunus – einem Spezialisten für Analyse- und Vergleichssoftware.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,48 | 95,03 | 111,47 | 122,83 | 146,81 | 156,08 | 171,71 | |
EBITDA1,2 | 3,19 | 1,46 | 4,17 | 5,13 | 8,31 | 8,97 | 11,73 | |
EBITDA-Marge3 | 3,78 | 1,54 | 3,74 | 4,18 | 5,66 | 5,75 | 6,83 | |
EBIT1,4 | 0,20 | -1,70 | -0,15 | 0,50 | 2,91 | 2,91 | 5,84 | |
EBIT-Marge5 | 0,24 | -1,79 | -0,14 | 0,41 | 1,98 | 1,86 | 3,40 | |
Jahresüberschuss1 | -0,17 | -4,34 | -1,81 | -1,16 | 0,90 | 0,94 | 3,83 | |
Netto-Marge6 | -0,20 | -4,57 | -1,62 | -0,94 | 0,61 | 0,60 | 2,23 | |
Cashflow1,7 | 3,21 | 1,57 | 3,85 | 8,87 | 14,86 | 7,67 | 18,03 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,14 | -0,35 | -0,14 | -0,09 | 0,07 | 0,07 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Merschmeier + Partner |
Um dem aktuellen Börsenwert zu rechtfertigen, muss man theoretisch aber schon weit in die Zukunft schauen. Bis spätestens 2025 will JDC den Umsatz mindestens um den Faktor zwei steigern. Überschlagen wären das dann 250 bis 260 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) EBITDA soll dabei um ein Vielfaches klettern – wobei 20 Mio. Euro aus heutiger Sicht wohl die konservative Untergrenze wären. Dennoch: Mit Blick auf den aktuellen Börsenwert wäre die Hamburger Netfonds AG – als das für den Geschmack von boersengefluester.de wohl am ehesten vergleichbare Unternehmen auf dem heimischen Kurszettel – nur ungefähr halb so hoch bewertet; zumindest wenn man die Langfristprognosen für Netfonds der Montega-Analysten als Maßstab heranzieht. Mächtig ins Zeug für die Aktie der JDC Group legt sich zurzeit allerdings die dänische Hedgefondsgesellschaft Symmetry, die das Unternehmen nun an einem Wendepunkt sieht, an dem sich die erheblichen Investitionen in die eigene Plattform auszuzahlen beginnen.
Für 2023 und 2024 kalkuliert Symmetry bereits mit einem EBITDA von 20 bzw. 30 Mio. Euro und setzt die entsprechenden Multiples (im besten Fall) in Relation zu der im SDAX gelisteten Hypoport-Aktie – quasi der großen deutschen Erfolgsgeschichte im Bereich Plattform für Immobilienfinanzierungen und zunehmend auch Versicherungen. Demnach hätte die JDC-Aktie locker das Potenzial für einen Verdoppler oder gar Verdreifacher in den kommenden zwei bis drei Jahren. Solch progressive Schätzungen treffen in guten Börsenzeiten wie jetzt natürlich auf fruchtbaren Boden. Entsprechend steil geht gerade auch die JDC-Notiz – und zwar trotz der massiven Insiderverkäufe von Klemens Hallmann. Die große Frage ist freilich, wer die Stücke von Hallmann derzeit so aufsaugt. Vielleicht ist es ja sogar Symmetry.