Eigentlich war der Schritt überfällig. Als der Versicherungsdienstleister JDC Group vor exakt zwei Jahren eine Kooperation im Backoffice-Bereich mit der Versicherungskammer Bayern (VKB) lancierte, geschah das zeitgleich mit einer kapitalmäßigen Beteiligung der Versicherungskammer in Höhe von damals 3,95 Prozent bei der JDC Group. Für die Wiesbadener bedeutete das Engagement des im süddeutschen Raum tätigen größten öffentlichen Versicherers einen Mittelzufluss von rund 10,7 Mio. Euro. Zu diesem Zeitpunkt hatte die JDC Group längst einen ähnlich gestrickten IT-Deal mit der zum Sparkassenverbund gehörenden Provinzial abgeschlossen, dem insbesondere im Norden und Westen Deutschlands bekannten zweitgrößten öffentlichen Versicherer – damals jedoch ohne Anschluss an das Aktionariat von JDC. Das hat sich nun geändert.
Demnach übernimmt die Provinzial die rund 687.000 von JDC bislang im Eigenbestand gehaltenen Anteile für rund 13 Mio. Euro und wird somit neuer Ankeraktionär mit einem Anteil von rund 5 Prozent. „Die Tatsache, dass nun neben der VKB auch die Provinzial Aktionär der Gesellschaft ist, zeigt das langfristige und strategische Commitment zur JDC im Geschäft mit den Sparkassen“, sagt Finanzvorstand Ralph Konrad. Unstimmigkeiten zwischen den öffentlichen Versicherern bezüglich der Einstandskurse dürfte es eher nicht geben. Die VKB zeichnete die Kapitalerhöhung Ende September 2021 zu 19,76 Euro, die Provinzial legt jetzt 19,00 Euro pro JDC-Aktie auf den Tisch. In der Hochphase Ende 2021 kostete die Aktie zeitweilig deutlich über 25 Euro, fiel dann jedoch Tief bis auf 15 Euro zurück. Zuletzt gibt es eher seitwärts mit dem Frankfurter Spezialsegment Scale gelisteten Papier.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,48 | 95,03 | 111,47 | 122,83 | 146,81 | 156,08 | 171,71 | |
EBITDA1,2 | 3,19 | 1,46 | 4,17 | 5,13 | 8,31 | 8,97 | 11,73 | |
EBITDA-Marge3 | 3,78 | 1,54 | 3,74 | 4,18 | 5,66 | 5,75 | 6,83 | |
EBIT1,4 | 0,20 | -1,70 | -0,15 | 0,50 | 2,91 | 2,91 | 5,84 | |
EBIT-Marge5 | 0,24 | -1,79 | -0,14 | 0,41 | 1,98 | 1,86 | 3,40 | |
Jahresüberschuss1 | -0,17 | -4,34 | -1,81 | -1,16 | 0,90 | 0,94 | 3,83 | |
Netto-Marge6 | -0,20 | -4,57 | -1,62 | -0,94 | 0,61 | 0,60 | 2,23 | |
Cashflow1,7 | 3,21 | 1,57 | 3,85 | 8,87 | 14,86 | 7,67 | 18,03 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,14 | -0,35 | -0,14 | -0,09 | 0,07 | 0,07 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Merschmeier + Partner |
Nicht zu vergessen: Die kanadische Finanzholding Great-West Lifeco ist mit einem Anteil von 26,9 Prozent größter Einzelaktionär und – unter anderem gemeinsam mit Bain Capital Insurance – über die in München ansässige Summitas als Konsolidierer im Bereich Gewerbemakler unterwegs. Insgesamt also stabile Eckpfeiler in einem ansonsten auch für den Versicherungsbereich ruppigen Umfeld. Immerhin schaffte es JDC zuletzt wieder zurück auf den Wachstumskurs und bestätigte seine Prognosen für 2023 mit Erlösen zwischen 175 und 190 Mio. Euro bei einem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in einer Bandbreite von 11,5 bis 13,0 Mio. Euro. Dem steht ein Börsenwert von zurzeit allerdings bereits knapp 250 Mio. Euro entgegen. Mit anderen Worten: Die Investoren setzen darauf, dass sich die vielen – zunächst einmal mit erheblichen Aufbauinvestitionen verbundenen – Großkooperationen der JDC Group aus der Vergangenheit bald endlich auch in deutlich höheren Ergebnissen auszahlen.
So kalkulieren die Analysten von Edison Research für 2024 mit einem EBITDA von 17,4 Mio. Euro und für 2025 dann bereits mit einem Anstieg auf 26,5 Mio. Euro. Somit wäre die JDC-Aktie mit den Schätzungen für 2025 auch unter normalen KGV-Aspekten attraktiv bewertet. Bislang regelmäßig ein Manko, da bei JDC in den vergangenen Jahren unterm Strich meist rote Zahlen standen. Positiv auch, dass die aus dem Verkauf der eigenen Aktien an die Provinzial-Gruppe zufließenden Mittel neue Optionen für Zukäufe sowie die Forcierung des organischen Wachstums freisetzen. Am ehesten vergleichbar am heimischen Kapitalmarkt ist die JDC Group auf die – freilich stärker im Investmentbereich verankerte – Netfonds-Gruppe aus Hamburg. Auf die lange Sicht gelten JDC Group und Netfonds in Investorenkreisen als ideale Partner für einen Zusammenschluss. Nun: Mit zunehmendem Einfluss von Ankeraktionären aus dem Versicherungsbereich würde ein potenzieller Zusammenschluss mit der eher Management-dominierten Netfonds sicher nicht einfacher umzusetzen. Aber das ist ohnehin alles Spekulation. Zurzeit läuft es für beide Gesellschaften auch auf Einzelebene sehr ordentlich – entsprechend stehen bei boersengefluester.de auch beide Titel auf Kaufen.
Foto: Clipdealer
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