Mit den besten Eindruck auf der mkk Münchner Kapitalmarkt Konferenz vom 9. bis 10. Dezember hat nach Auffassung vieler Investoren der Telematikspezialist IVU Traffic gemacht. Galt der Small Cap früher stets als günstige Alternative zum Karlsruher Vorzeigeunternehmen Init (Innovation In Traffic), haben sich die Vorzeichen mittlerweile gedreht. Zwar ist Init mit einem Börsenwert von knapp 211 Mio. Euro noch immer fast vier Mal so groß wie IVU – die Berliner bringen gut 55 Mio. Euro auf die Waagschale. Doch die Schere schließt sich. Ende 2012 überstieg die Marktkapitalisierung von Init den Börsenwert von IVU Traffic noch um den Faktor 7,4. Parallel dazu hat sich das Rohergebnis, die für IVU Traffic maßgebliche Kennzahl, gar nicht mal so explosiv entwickelt. 2012 kamen die Berliner auf ein Rohergebnis von 31,8 Mio. Euro, für 2014 avisieren sie einen Wert von 36 Mio. Euro. Hintergrund: Im Gegensatz zum Umsatz spiegelt das Rohergebnis die Wertschöpfung aus der Programmierung der eigenen Software wider. Die im Prinzip nur zugekaufte Hardware (wie etwa Ticketautomaten) bleibt bei dieser Betrachtung außen vor.
Nichts geändert hat sich an der enormen Bedeutung des Jahresendgeschäfts. Nach neun Monaten kam IVU auf ein Rohergebnis von knapp 23 Mio. Euro sowie einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von gerade einmal 61.000 Euro. Für das Gesamtjahr 2014 peilt der zum Jahresende ausscheidende Finanzvorstand Frank Kochanski ein Rohergebnis von 36 Mio. Euro an – nach 34,8 Mio. Euro im Vorjahr. Zum EBIT hat IVU noch keine konkreten Prognosen gemacht. Firmenkenner gehen jedoch davon aus, dass die Gesellschaft die 2013er-Marke von 3,9 Mio. Euro deutlich übertreffen wird. Boersengefluester.de kalkuliert derzeit mit einem Betriebsergebnis von 4,2 Mio. Euro. Damit wird der Small Cap momentan mit dem 13fachen des für 2014 zu erwartenden EBIT gehandelt. Zum Vergleich: Init kommt auf einen Faktor zwischen 11 und 12,5.
Freundlicher sieht sieht das Bild allerdings aus, wenn man die Finanzposition berücksichtigt und zur Marktkapitalisierung addiert – Experten nennen diese Kennzahl Enterprise Value (EV). Sie gibt an, was ein Investor bezahlen müsste, der das komplette Unternehmen frei von Bankschulden kaufen wollte. Bei IVU Traffic ergibt sich dank des Nettofinanzguthabens von zuletzt 9,92 Mio. Euro ein EV von 46,30 Mio. Euro. Bei Init – das Unternehmen hat ebenfalls eine tadellose Bilanz, weist aber Nettofinanzverbindlichkeiten von 5,4 Mio. Euro aus – türmt sich sich der Enterprise Value 218,3 Mio. Euro. Setzt man diesen Wert wiederum in Relation zu dem für 2014 erwarteten Betriebsergebnis (EV/EBIT) ergibt sich für IVU Traffic ein Multiple von 10,9. Bei Init kommt man auf eine Größenordnung von 12,1. Das zeigt: Zu teuer ist die IVU-Aktie noch nicht, auch wenn sie längts nicht mehr das Spezialwerteschnäppchen aus früheren Zeiten ist. Anleger, die jetzt noch einsteigen wollen, müssen darauf setzen, dass die Berliner in den kommenden Jahren das Wachstum beschleunigen und bei der EBIT-Marge möglichst schnell das avisierte zweistellige Renditeniveau erreichen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 71,07 | 77,80 | 88,79 | 92,03 | 102,88 | 113,23 | 122,49 | |
EBITDA1,2 | 7,37 | 8,12 | 12,73 | 15,30 | 16,45 | 18,70 | 20,31 | |
EBITDA-Marge3 | 10,37 | 10,44 | 14,34 | 16,63 | 15,99 | 16,52 | 16,58 | |
EBIT1,4 | 6,13 | 6,70 | 10,48 | 12,78 | 13,92 | 14,85 | 15,77 | |
EBIT-Marge5 | 8,63 | 8,61 | 11,80 | 13,89 | 13,53 | 13,12 | 12,88 | |
Jahresüberschuss1 | 4,98 | 6,16 | 10,58 | 10,09 | 9,32 | 10,13 | 11,38 | |
Netto-Marge6 | 7,01 | 7,92 | 11,92 | 10,96 | 9,06 | 8,95 | 9,29 | |
Cashflow1,7 | 3,80 | 12,31 | 12,54 | 30,76 | 19,08 | 4,47 | 11,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,28 | 0,35 | 0,60 | 0,57 | 0,53 | 0,58 | 0,65 | |
Dividende8 | 0,10 | 0,12 | 0,16 | 0,20 | 0,22 | 0,24 | 0,26 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Rein charttechnisch gibt es nach oben derzeit keine Begrenzungsmarken. Mit dem Sprung über die Marke von 3 Euro hat der Titel – sieht man einmal von der Übertreibungsphase am Neuen Markt ab (IVU wurde im Juli 2000 zu 10,50 Euro emittiert und schoss bis August 2000 auf einen erstaunlichen Kurs von 30,10 Euro) – keine nennenswerten Widerstände vor der Brust. Einmal mehr zeigt sich, dass Small Caps mit steigender Marktkapitalisierung zwar in der Regel analytisch teurer werden. Sie andererseits aber auch für institutionelle Investoren an Strahlkraft gewinnen. Boersengefluester.de bleibt daher bei der Kaufen-Empfehlung für die IVU-Aktie. Die seit mittlerweile zwei Jahren vor sich hin dümpelnde Init-Aktie ist aber unbedingt auch einen Blick wert, trotz des signifikant höheren Kurs-Buchwert-Verhältnisses.