Ohne jetzt gleich zu dick auftragen zu wollen. Aber der jetzt vorgelegte Ausblick für 2021 von InTiCa Systems ist nach Auffassung von boersengefluester.de schon eine kleine Sensation. Jedenfalls hätten wir es beim besten Willen nicht gedacht, dass der in erster Linie auf Kunden aus dem Automobilbereich fokussierte Anbieter von elektronischen Bauteilen bereits im laufenden Jahr die Erlösmarke von 100 Mio. Euro touchieren könnte. Konkret stellt CEO Gregor Wasle für 2021 Umsätze in einer Bandbreite von 85 bis 100 Mio. Euro in Aussicht und rechnet dabei mit einer EBIT-Marge zwischen 3,5 und 4,5 Prozent. Das wiederum würde auf ein – freilich noch recht weit gefasstes – Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 3,0 bis 4,5 Mio. Euro hinauslaufen. Zum Vergleich: Die Analysten von SMC Research kalkulierten in ihre jüngsten Studie mit einem Betriebsergebnis von 2,8 Mio. Euro für 2021. Der vergleichbare Vorjahreswert von 2020 beträgt 736.000 Euro. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass der InTiCa Systems-Vorstand aufgrund von Corona herbe Einbußen befürchtete.
Als Grund für die gute Verfassung nennt Wasle die „Proaktive Transformation“. So hat das Unternehmen rechtzeitig auf neue Produkte rund um Schlüsseltechnologien wie Elektromobilität, Hybridantrieben und Energiespeicherung gesetzt und darüber hinaus die Arbeitsabläufe deutlich effizienter gemacht, was sich auch in einer hohen Lieferfähigkeit selbst in schwierigen Corona-Zeiten ausdrückt. Erstaunlich gut lässt sich derweil das erste Quartal 2021 mit einem Zuwachs der Erlöse um mehr als 57 Prozent auf 28,8 Mio. Euro an. Beim EBIT geht es noch rasanter aufwärts mit einem Plus auf vermutlich 1,3 Mio. Euro – nach 556.000 Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. „Der Auftragsbestand und die Abrufe der Kunden sind weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“, heißt es im Geschäftsbericht. Der massive Kursanstieg des InTiCa-Aktie seit dem Corona-Tief von 3,80 Euro im März 2020 auf mittlerweile 12,50 Euro kommt also nicht von ungefähr.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 50,09 | 47,92 | 65,73 | 71,07 | 95,74 | 90,74 | 86,88 | |
EBITDA1,2 | 5,80 | 3,36 | 7,36 | 6,70 | 9,28 | 8,37 | 6,52 | |
EBITDA-Marge3 | 11,58 | 7,01 | 11,20 | 9,43 | 9,69 | 9,22 | 7,51 | |
EBIT1,4 | 1,47 | -0,95 | 2,11 | 0,74 | 3,40 | 2,35 | 0,27 | |
EBIT-Marge5 | 2,93 | -1,98 | 3,21 | 1,04 | 3,55 | 2,59 | 0,31 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | -1,31 | 1,13 | -0,12 | 1,96 | 1,62 | -1,13 | |
Netto-Marge6 | 1,46 | -2,73 | 1,72 | -0,17 | 2,05 | 1,79 | -1,30 | |
Cashflow1,7 | 3,17 | 2,12 | 9,80 | 6,61 | 3,97 | 7,42 | 1,55 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,17 | -0,31 | 0,27 | -0,03 | 0,46 | 0,38 | -0,27 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Derzeit bringt es die in Passau ansässig Gesellschaft auf eine Marktkapitalisierung von etwas mehr als 53,5 Mio. Euro. Inklusive der noch immer recht üppigen Netto-Finanzverschuldung von fast 17 Mio. Euro ergibt sich daraus ein deutlich höherer Unternehmenswert von 70,5 Mio. Euro. Der wiederum entspricht trotzdem „nur“ dem Siebenfachen des von boersengefluester.de für 2021 erwarteten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Dagegen lässt sich im Normalfall nichts sagen. Gleichwohl hat der Abbau der zinstragenden Verbindlichkeiten für InTiCa Systems weiter große Bedeutung. Immerhin muss das enorme Wachstum auch finanziert werden. Und das gelingt umso besser, je vorteilhafter die Relation von Netto-Finanzverbindlichkeiten zum EBITDA ist. Immerhin: Für 2020 hat das im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelistete Unternehmen diese Kennzahl bereits von 2,71 auf 2,54 gedrückt.
Schwarz ärgern können sich zurzeit nur die – zum Glück ganz wenigen – Anleger, die im vergangenen Jahr ihre Aktien im Zuge der freiwilligen Offerte der Printad Verlags Gmbh um Großaktionär und Verleger (Passauer Neue Presse) Axel Diekmann zu 6,00 Euro angedient haben. Vermutlich rund ein Drittel der InTiCa-Aktien dürfte sich weiter im Streubesitz befinden. Zweiter großer Aktionär ist der umtriebige Investor Thorsten Wagner. Losgelöst von dieser etwas speziellen Aktionärsstruktur trauen wir dem Small Cap weiterhin eine überdurchschnittliche Entwicklung zu. Wundern würden wir uns aber auch nicht, wenn InTiCa noch im laufenden Jahr die Gunst der Stunde nutzt und frische Mittel via Kapitalerhöhung aufnimmt. Dabei ist die Liquidität grundsätzlich gut gesichert, auch durch ein im Sommer 2020 erhaltenes KfW-Darlehen über 6 Mio. Euro. Gespannt sind wir indes, wie das künftige Kursziel (bislang: 14,50 Euro) von SMC Research aussieht. Immerhin wurden die Gewinnschätzungen für 2021 von SMC jetzt schließlich spürbar übertroffen.
Foto: Erik Mclean auf Unsplash