30 Minuten Hintergrundgespräch mit Markus Klahn vergehen wie im Flug. Mit dem im November 2021 erfolgten Start der Plattform Intershop N, dem kürzlich vorgelegten Geschäftsbericht und dann auch noch einer Firmenübernahme hat der CEO von Intershop Communications zurzeit allerdings auch jede Menge Stoff im Angebot. Nur am Aktienkurs perlt die Entwicklung irgendwie ab. So notiert der Anteilschein des Anbieters von E-Commerce-Software mehr oder weniger auf dem gleichen Stand wie vor zwölf Monaten. Keine Frage: Mit den Budgets der Branchenriesen SAP, Salesforce oder der zu Adobe gehörenden Magento kann Intershop nicht mithalten, doch die Jenaer haben ihre Nische im B2B-Bereich gefunden, setzen konsequent auf die Cloud und sind damit seit nun acht Quartalen in Folge profitabel (siehe dazu auch unseren Artikel HIER).
Diese Signale gilt es nun noch stärker nach außen zu transportieren. „Wir sind kein Start-up mehr. Intershop wird in diesem Jahre 30 Jahr alt“, sagt Markus Klahn. So steuert Intershop im laufenden Jahr auf Erlöse von rund 40 Mio. Euro zu, bringt es dabei allerdings nur auf einen Börsenwert von deutlich weniger als 60 Mio. Euro. Für Software-Verhältnisse ist das eine ziemlich niedrige Relation. Entsprechend gilt die Intershop-Aktie in Finanzkreisen als deutlich unterbewertet. Allerdings ist das keine besonders neue Erkenntnis, zumal die Ergebnisse des Unternehmens in der Vergangenheit eben auch für keinen Aha-Effekt – im Sinne einer signifikanten Wachstumsbeschleunigung – gesorgt haben. So gesehen liefert die Akquisition der niederländischen SPARQUE.AI jetzt durchaus frische Impulse für die Investmentstory.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 35,81 | 31,20 | 31,62 | 33,61 | 36,00 | 36,80 | 37,99 | |
EBITDA1,2 | 2,83 | -3,70 | -2,32 | 4,47 | 4,42 | 0,42 | 0,87 | |
EBITDA-Marge3 | 7,90 | -11,86 | -7,34 | 13,30 | 12,28 | 1,14 | 2,29 | |
EBIT1,4 | 0,41 | -5,92 | -6,47 | 1,04 | 1,31 | -2,87 | -2,53 | |
EBIT-Marge5 | 1,14 | -18,97 | -20,46 | 3,09 | 3,64 | -7,80 | -6,66 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | -6,74 | -6,77 | 0,79 | 0,81 | -3,56 | -3,08 | |
Netto-Marge6 | -1,84 | -21,60 | -21,41 | 2,35 | 2,25 | -9,67 | -8,11 | |
Cashflow1,7 | 1,69 | -4,14 | -1,82 | 4,72 | 4,60 | 1,16 | 2,95 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | -0,60 | -0,17 | 0,06 | 0,06 | -0,25 | -0,21 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Immerhin besetzt Intershop nun auch ganz offiziell das Thema Künstliche Intelligenz – konkret geht es um personalisierte Suche und Produktempfehlungen im B2C- und B2B-Handel – und erweitert damit das bisherige Produktspektrum. Spannend ist dabei, dass die SPARQUE-Lösung nicht nur, was sie ohnehin schon tut, in der Intershop-Plattform aktiviert werden kann, sondern auch für Unternehmen eine Option ist, die bislang gar nicht auf Intershop setzen. „Damit öffnen wir uns eine neue Dimension“, sagt Klahn. Zu den finanziellen Details der Transaktion will sich der Manager noch nicht äußern. Dem Vernehmen nach wird der Kaufpreis aber zunächst aus dem vorhandene Cash beglichen. Nun: Die 2016 gegründete SPARQUE.AI besteht aus einem kleinen Team und dürfte recht überschaubare Erlöse generieren. Entsprechend wird sich das Zahlenwerk von Intershop im laufenden Jahr wohl nicht gravierend verändern durch den Deal.
Demnach bleibt es bei der Prognose, wonach für 2022 mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von „mindestens“ 1,0 Mio. Euro (Vorjahr: 1,3 Mio. Euro) zu rechnen ist. Diese Vorschau ist zunächst einmal nicht sonderlich prickelnd, doch Klahn setzt alles daran, um die eigene Software-Plattform weiter voranzubringen und Intershop so auf deutlichen Wachstumskurs zu hieven: „Wir investieren, um im Konzert der Großen deutlich und laut mitzuspielen.“ Zumindest für das laufende Jahr ist also kaum mit großen positiven Überraschungen auf der Ergebnisseite zu rechnen.
Umso wichtiger, dass sich zumindest die Erlöse – und hier speziell der auf die Cloud entfallende Anteil – dynamisch in die richtige Richtung entwickeln. Die Auftragseingänge zeigen jedenfalls klar in die richtige Richtung und vielleicht liefern ja schon die für den 27. April angekündigten Zahlen für das erste Quartal 2022 ein Ausrufezeichen. Boersengefluester.de wird die Entwicklung weiter verfolgen. Noch ein Tipp von uns in eigener Sache: Sämtliche Geschäftsberichte von Intershop seit 2007 können Sie auf unserem brandneuen Portal geschaeftsberichte-download.de (HIER) gratis abrufen.
Foto: Picjumbo