Hat vielleicht so nicht jeder auf dem Schirm, aber von den zurzeit 32 deutschen Software-Aktien aus der boersengefluester.de-Datenbank rangiert der Anteilschein von Intershop Communications mit einer Performance von gut 37 Prozent seit Jahresbeginn locker auf Rang 9 – und das mit einer ähnlich guten Entwicklung wie sie beispielsweise der schwer angesagte Kassensoftwarespezialist GK Software vorzuweisen hat. Offenbar macht Intershop Communications doch einiges richtig bei seiner Cloud-Strategie und der Fokussierung auf B2B-Kunden. Die jetzt vorgelegten Zahlen für das erste Halbjahr gefallen uns sogar richtig gut und sollten das Interesse der Investoren nochmals verstärken.
Immerhin zeigt Intershop nicht nur den sechsten Quartalsüberschuss in Folge, sondern weist mit 522.000 Euro Gewinn nach Steuern im zweiten Quartal 2021 sogar eine neue Top-Marke in diesem Zeitraum aus. Gleiches gilt für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), was mit 639.000 Euro den entsprechenden Vorjahreswert von 201.000 Euro locker in den Schatten stellt. Bezogen auf das ersten Halbjahr steht damit ein glatt auf das Doppelte verbessertes EBIT von 992.000 Euro zu Buche. Insgesamt kommt Intershop damit bereits zum Halbjahr auf ein Betriebsergebnis, wie es der Spezialist für E-Commerce-Software im Gesamtjahr 2020 erzielt hat. Entsprechend tief stapelt der seit der Hauptversammlung als Alleinvorstand agierende Markus Klahn, wenn er sich überzeugt davon zeigt, die für 2021 gesetzten Ziele zu erreichen. Die sehen bei leicht steigenden Umsatzerlösen nämlich nur ein leicht positives operatives Ergebnis vor. Und auch bei dem für das Gesamtjahr avisierten Cloud-Auftragseingang liegt Intershop bereits deutlich hinter der Mittelinie. Aber klar: Am Ende will Klahn in seiner ersten Amtsperiode auf Nummer sicher gehen und auf jeden Fall mehr liefern als er versprochen hat. Schaun wir mal, wie sich die Lage zum dritten Quartal darstellt.
Ein etwas schärferer Blick auf die Entwicklung der Umsatzzahlen zeigt, dass Intershop bei den so wichtigen Cloud-Erlösen weiter gut vorankommt und mit 5,12 Mio. Euro neue Höchststände in den ersten sechs Monaten erzielt. Parallel dazu schmilzt das klassische Lizenzgeschäft weiter ab. „Die wiederkehrenden Erlöse, die einen immer größer werdenden Anteil am Gesamtumsatz ausmachen, geben unserem Geschäft Stabilität und verschaffen uns langfristige Planungs- und Steuerungssicherheit“, sagt Klahn. Mindestens ebenso wichtig ist aber auch, dass allein im ersten Halbjahr sechs neue Kunden dazugekommen sind – die Lösungen von Intershop also durchaus eine hohe Akzeptanz am Markt haben.
Auch vor diesem Hintergrund wurde erst kürzlich die strategische Partnerschaft mit Microsoft und deren Plattform Azure vorzeitig verlängert (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Insgesamt also eine sehr runde Entwicklung, auch wenn natürlich noch eine Menge Wegstrecke vor der Gesellschaft mit Sitz in Jena liegt: Sowohl was die Umsatzzahlen, als auch was die Ertragskraft angeht. Und auch börsentechnisch bewegt sich Intershop mit einer Marktkapitalisierung von rund 64 Mio. Euro in einer Region, wo sich mittlerweile vermutlich einige Institutionelle die Aktie zwar anschauen, aber eben doch noch nicht investieren.
In diesem Zusammengang passt auch eine andere Auswertung des Fundamental-Scanners von boersengefluester.de: Demnach kommen von sämtlichen Software-Unternehmen aus unserer Datenbank immerhin zwei Drittel auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 100 Mio. Euro aus. Entsprechend rangiert Intershop in dieser Auswertung nur auf Platz 23 von 32. Dabei gibt die operative Entwicklung – sofern sie sich weiter verstetigt – locker deutlich höhere Aktienkurse her. Momentan wird das Unternehmen ja grade einmal mit dem 3,5fachen des Buchwerts und dem Faktor 9,4 auf die Relation von Unternehmenswert (Börsenwert plus Netto-Finanzschulden) zu dem für 2021 zu erwartenden EBITDA gehandelt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 35,81 | 31,20 | 31,62 | 33,61 | 36,00 | 36,80 | 37,99 | |
EBITDA1,2 | 2,83 | -3,70 | -2,32 | 4,47 | 4,42 | 0,42 | 0,87 | |
EBITDA-Marge3 | 7,90 | -11,86 | -7,34 | 13,30 | 12,28 | 1,14 | 2,29 | |
EBIT1,4 | 0,41 | -5,92 | -6,47 | 1,04 | 1,31 | -2,87 | -2,53 | |
EBIT-Marge5 | 1,14 | -18,97 | -20,46 | 3,09 | 3,64 | -7,80 | -6,66 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | -6,74 | -6,77 | 0,79 | 0,81 | -3,56 | -3,08 | |
Netto-Marge6 | -1,84 | -21,60 | -21,41 | 2,35 | 2,25 | -9,67 | -8,11 | |
Cashflow1,7 | 1,69 | -4,14 | -1,82 | 4,72 | 4,60 | 1,16 | 2,95 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | -0,60 | -0,17 | 0,06 | 0,06 | -0,25 | -0,21 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
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