Ganz schön bitter: Die Aktie von Intershop Communications geht für 2023 mit einem Kursverlust von 18,6 Prozent aus dem Rennen und kommt damit nur noch auf einen bescheidenen Börsenwert von 30,6 Mio. Euro. Ein schwacher Trost ist dabei, dass das Kursminus im Tief sogar bei gut 43 Prozent gelegen hatte – es zuletzt aber eine kleine Kursrally gab. Die wiederum hatte ihren Auslöser in einer Meldung aus dem Umfeld des Großaktionärs Shareholder Value Management AG (SVM) bzw. Shareholder Value Beteiligungen AG (SVB), wonach die Frankfurter Beteiligungsgesellschaft unzufrieden mit ihrer Performance ist und den Beratungsvertrag mit der SVM zum Jahresende 2024 kündigt. Im Detail ein nicht ganz leicht zu durchschauender Prozess, da auf Ebene der SVM und der SVB mitunter die selben Personen in der Verantwortung stehen.
Bezogen auf Intershop ist die Verquickung nochmals evidenter, da der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Fischer als Doppelvorstand von SVM und SVB seit Jahren ein treuer Begleiter von Intershop ist. Die Spekulation der Börsianer: Sollte die Investmentgesellschaft um Finanzprofi Frank Fischer einen außerbörslichen Verkaufsprozess ihrer Intershop-Aktien einleiten, könnte es möglicherweise zu einem deutlichen Kursaufschlag – verbunden mit einer Pflichtofferte an die freien Aktionäre – kommen. Immerhin hatte Intershop-CEO Markus Klahn erst zuletzt bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum (EKF) der Deutschen Börse betont: „Wir sind gnadenlos unterbewertet.“
Allerdings hat die Sache insofern einen Haken, weil der auf Firmenkunden spezialisierte Anbieter von E-Commerce-Software operativ eben nicht wie erhofft liefert und die Transformation in eine Cloud-Company ihre Zeit braucht. „Wir sind noch nicht soweit, dass die Subskriptionserlöse den Betrieb und die Produktentwicklung tragen“, räumte Klahn Ende November auf dem EKF in Frankfurt ein. Nun der nächste kleine Rückschlag: Kurz vor Toreschluss muss Intershop seine 2023er-Ziele für den Cloud-Auftragseingang auf rund 20 Mio. Euro drosseln – nach einer bislang avisierten Bandbreite zwischen 24 und 26 Mio. Euro. Demnach dürften im Abschlussviertel 2023 nur neue Cloud-Order in die Bücher in Höhe von etwas mehr als 6 Mio. Euro gekommen sein. Um die bisherige Prognose zu erfüllen, wären dagegen 10 bis 12 Mio. Euro nötig gewesen. Der von boersengefluester.de zuletzt (HIER) skizzierte nötige Schlussspurt hat am Ende also nicht die nötige Schubkraft gehabt.
„Gründe sind weiterhin die Investitionszurückhaltung und Verschiebung von Investitionsentscheidungen bei potenziellen Kunden aufgrund der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Lage“, betont das in Jena ansässige Unternehmen. Keine Anpassung gibt es hingegen bei den übergeordneten Zielen, wonach für 2023 bei einem leichten Umsatzwachstum mit einem zwar negativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern zu rechnen sei, das EBIT aber weniger rot sein wird als die für 2022 ausgewiesenen minus 2,9 Mio. Euro. Kaum Zweifel gibt es jedoch daran, dass das EBIT für 2023 wohl auch eine rote „2“ vor dem Komma haben wird. Nun: Der Blick des Kapitalmarkts richtet sich hier ohnehin längst auf 2024. Und hier hat Vorstand Markus Klahn nicht nur auf dem Eigenkapitalforum eine deutliche Trendwende signalisiert: „Das negative EBIT müssen wir 2024 unbedingt korrigieren.“ So gesehen kann das neue Börsenjahr fast nur besser werden für Aktionäre von Intershop. Potenzielle Kurstreiber gibt es jedenfalls genug.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 35,81 | 31,20 | 31,62 | 33,61 | 36,00 | 36,80 | 37,99 | |
EBITDA1,2 | 2,83 | -3,70 | -2,32 | 4,47 | 4,42 | 0,42 | 0,87 | |
EBITDA-Marge3 | 7,90 | -11,86 | -7,34 | 13,30 | 12,28 | 1,14 | 2,29 | |
EBIT1,4 | 0,41 | -5,92 | -6,47 | 1,04 | 1,31 | -2,87 | -2,53 | |
EBIT-Marge5 | 1,14 | -18,97 | -20,46 | 3,09 | 3,64 | -7,80 | -6,66 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | -6,74 | -6,77 | 0,79 | 0,81 | -3,56 | -3,08 | |
Netto-Marge6 | -1,84 | -21,60 | -21,41 | 2,35 | 2,25 | -9,67 | -8,11 | |
Cashflow1,7 | 1,69 | -4,14 | -1,82 | 4,72 | 4,60 | 1,16 | 2,95 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | -0,60 | -0,17 | 0,06 | 0,06 | -0,25 | -0,21 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: Unsplash+
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