Beinahe wie in einer Dauerschleife: Die Qartalsberichte von Intershop Communications müssen Investoren schon ein wenig zerlegen, um zwischen den – unterm Strich weiterhin wenig berauschenden – Ergebniszahlen auch die positiven Entwicklungen zum Vorschein zu bringen. Knackpunkt sind einmal mehr die grundsätzlich so wichtigen Serviceumsätze, die nun bereits das zweite Mal in Folge sehr deutlich unter der Marke von 3 Mio. Euro verharren. Mit 2,42 Mio. Euro rutschten sie im zweiten Quartal jetzt sogar nochmals um rund 9 Prozent unter den ohnehin schon schwachen Wert aus dem Auftaktviertel 2024. „Dies ist im Wesentlichen auf im vergangenen Jahr begonnene Großprojekte zurückzuführen, die sich als komplexer und aufwendiger als geplant herausgestellt haben. Zudem wurde sich bei der Implementierung von Neuprojekten verstärkt auf das Partnernetzwerk fokussiert, was Gegenstand der Konzernstrategie ist, sich jedoch negativ auf die Serviceumsätze auswirkte“, heißt es dazu im frisch vorgelegten Zwischenbericht.
Bleibt zu hoffen, dass die Kalkulation der Großprojekte besser ausgestaltet ist als 2022. Damals musste der Anbieter von E-Commerce-Software bei einigen Projekten nämlich kräftig draufzahlen. Ganz ohne Bremsspuren wird es aber nicht gehen. „Es ist mehr Aufwand und mehr Zeit – bedauerlicherweise”, sagt CEO Markus Klahn auf dem von mwb Research organisierten Earnings-Call und schiebt nach: „In Zukunft lassen wir die Finger von solchen Großprojekten.” Vielmehr setzt das Unternehmen aus Jena in solchen Fällen künftig auf die Partner-First-Strategie. Auffällig auch, dass bei Intershop mittlerweile knapp zehn Prozent weniger Mitarbeiter auf der Gehaltsliste stehen als noch zum Jahresende 2023 – eine Konsequenz des bereits vor einiger Zeit aufgesetzten Value Creation-Programms.
Getroffen hat es sowohl Personal aus den Technischen Abteilungen als auch Vertriebs- und Marketingexperten. Die Belastungen hieraus summieren sich auf rund 400.000 Euro und sind der wesentliche Grund dafür, dass das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) im zweiten Quartal 2024 mit minus 441.000 Euro tief ins rote Terrain rutschte. Vorstand Markus Klahn hofft jedoch, diese Effekte im zweiten Halbjahr ausgleichen zu können und bestätigt daher die Prognose für das Gesamtjahr, wonach bei einem moderaten Umsatzwachstum ein ausgeglichenes EBIT herauskommen soll. Allerdings: Dieses ursprünglich einmal als konservativ formulierte Ziel sieht nun schon wieder einigermaßen ambitioniert aus. Und auch was das Thema Mitarbeiter angeht, ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. „Ich kann einen weiteren Personalabbau nicht ausschließen”, sagt Klahn.
Lichtblick bleiben derweil die strategisch bedeutsamen Cloud-Umsätze, die – erstmals in einem Quartal überhaupt – auf mehr als 5 Mio. Euro geklettert sind. Entsprechend bleibt der Anteil von Cloud- und Subscription am Gesamtumsatz zum Halbjahr deutlich über der Schwelle von 50 Prozent. Zum Vergleich: Vor drei Jahren lag die Quote bei rund 30 Prozent, vor fünf Jahren gar erst bei etwa 20 Prozent. „Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Cloud-Strategie, gepaart mit unseren KI-Erweiterungen sowie den hervorragenden Analystenbewertungen für Intershop, weiterhin bestens aufgestellt sind“, sagt Klahn. Doch es bleibt dabei: Für ein Software-Unternehmen sind die Intershop-typischen Prognosen mit moderaten Erlöszuwächsen sowie einem Ergebnis im Bereich der Nulllinie spürbar zu wenig, um am Kapitalmarkt nachhaltig zu punkten.
Umso interessanter der Blick auf den Aktienchart, der sich nun schon eine ganze Weile an der Marke von 2 Euro herumschlängelt. Das könnte man als Pattsituation zwischen Käufer und Verkäufer werten. Andererseits ist es aber auch ein Signal dafür, dass sich die Stimmung nach mehr als zwei Jahren Dauerbaisse in der Intershop-Aktie zumindest stabilisiert hat. Womöglich steht ein strategischer Investor ja bereits in den Startlöchern und baut eine Position auf, handfeste Anzeichen in Form von Stimmrechtsmitteilungen gibt es allerdings noch nicht.
Die positive Botschaft aus der Videokonferenz zu den Halbjahreszahlen ist, dass Intershop das Thema Professional Services über die Partner-Strategie nun beherzt angeht und der Bereich künftig – wenn auch auf niedrigerem Niveau – profitabel sein soll. Und was die aktuellen Problemaufträge angeht, ist ein Ende in Sicht. „Wir arbeiten daran, diese Projekte im dritten Quartal, stätestens Anfang Q4 zu beenden”, sagt CFO Petra Stappenbeck. Mit Blick auf die kontinuierlich steigende Quote an Cloud-Umsätzen befindet sich Intershop ohnehin auf gutem Weg – wenngleich die absolute Höhe noch eine Menge Potenzial hat.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 35,81 | 31,20 | 31,62 | 33,61 | 36,00 | 36,80 | 37,99 | |
EBITDA1,2 | 2,83 | -3,70 | -2,32 | 4,47 | 4,42 | 0,42 | 0,87 | |
EBITDA-Marge3 | 7,90 | -11,86 | -7,34 | 13,30 | 12,28 | 1,14 | 2,29 | |
EBIT1,4 | 0,41 | -5,92 | -6,47 | 1,04 | 1,31 | -2,87 | -2,53 | |
EBIT-Marge5 | 1,14 | -18,97 | -20,46 | 3,09 | 3,64 | -7,80 | -6,66 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | -6,74 | -6,77 | 0,79 | 0,81 | -3,56 | -3,08 | |
Netto-Marge6 | -1,84 | -21,60 | -21,41 | 2,35 | 2,25 | -9,67 | -8,11 | |
Cashflow1,7 | 1,69 | -4,14 | -1,82 | 4,72 | 4,60 | 1,16 | 2,95 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,06 | -0,60 | -0,17 | 0,06 | 0,06 | -0,25 | -0,21 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: Shutterstock
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