Börsentechnisch warmgelaufen hat sich die International School Augsburg (ISA) bereits Anfang Dezember 2020 auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz. Damals noch recht vorsichtig. Nun geht es für Deutschlands erste Bildungs-Aktie in die heiße Phase. Die Zeichnungsfrist läuft bis zum 8. März, der Handelsstart im Münchner Spezialsegment m:access ist für den 18. März 2021 geplant. Über mangelnde mediale Aufmerksamkeit braucht sich die ISA dabei nicht zu beklagen: Selbst große überregionale Medien wie die FAZ oder die Süddeutsche Zeitung haben über das anstehende IPO berichtet – auch wenn der Börsenwert zum Start bei gerade einmal 12 Mio. Euro liegen wird. Die Story interessiert schließlich nicht nur Investoren, sondern auch viele Eltern und Leute die sich allgemein um das Thema Bildung in Deutschland Gedanken machen und auch sorgen. Insbesondere jetzt, wo Corona und die Auswirkungen auf den täglichen Schulbetrieb quasi in jeder Nachrichtensendung vorkommen.
Erstaunlicherweise ist Corona ein Punkt, der in der Präsentation von Vorstand Marcus Wagner nur ganz am Rande vorkam, so wenig ist die ISA zurzeit – wohl auch wegen den ohnehin hohen Digitalisierungsgrades der Schule – von der Epidemie betroffen. Zudem stammen rund 80 Prozent der Umsätze aus Schulgeldern, die auch jetzt ganz normal fließen. Bei den restlichen Erlösen handelt es sich um Fördergelder und zu einem ganz geringen Teil auch um Spenden. Sehr viel mehr geht es bei dem von der emissionsführenden BankM organisierten Call um die Pläne für einen großen Campus-Neubau in der Nähe von Augsburg. „Wir nehmen unsere Zukunft selber in die Hand“, sagt mit Marcus Wagner. Perspektivisch sollen dann rund 500 Schüler, von der Kindertagesstätte bis zum Abschluss, auf internationalem Niveau an der ISA unterrichtet werden – verglichen mit zurzeit 325 Schülern.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 5,44 | 5,85 | 6,11 | 6,20 | 6,05 | 6,46 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,36 | 0,48 | 0,43 | 0,22 | 0,01 | 0,55 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 6,62 | 8,21 | 7,04 | 3,55 | 0,17 | 8,51 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,10 | 0,20 | 0,12 | -0,15 | -0,37 | 0,13 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 1,84 | 3,42 | 1,96 | -2,42 | -6,12 | 2,01 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,01 | 0,12 | 0,11 | -0,16 | -0,38 | 0,16 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,18 | 2,05 | 1,80 | -2,58 | -6,28 | 2,48 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,42 | 0,40 | 0,72 | 0,21 | -0,01 | 0,53 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,01 | 0,12 | 0,11 | -0,05 | -0,82 | 0,34 | 0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Sonntag |
Insgesamt geht es bei dem Projekt um ein Finanzierungsvolumen von 32 Mio. Euro, wovon gut 7 Mio. Euro über den Börsengang in die Kassen eingeworben werden sollen. Weitere Bausteine sind staatliche Investitionszuschüsse (16 Mio. Euro), Darlehen (6 Mio. Euro) sowie vorhandene liquide Mittel (2,9 Mio. Euro). Nach rund 25 Jahren würde die Immobilie bei dieser Konstruktion vollständig auf die ISA übergehen. Die Analysten von GBC siedeln den fairen Wert der Aktie bei knapp 18 Euro an, also mehr als 40 Prozent über dem Ausgabekurs. Allerdings sollten Anleger bei dem Titel nicht nach Kurszielen oder gar Dividenden – die es Kraft der Rechtsform einer gemeinnützigen AG ohnehin nicht geben wird – schielen. Letztlich handelt es sich hier viel mehr um eine Zukunftsinvestition.
Der Handel in dem Micro Cap dürfte nach einer anfangs vermutlich noch vergleichsweise lebhaften Phase relativ schnell austrocknen. Zudem gehen wir nicht davon aus, dass die Gesellschaft auch auf lange Sicht überdurchschnittlich hohe Investor Relations-Aktivitäten fahren wird. Am Ende wird der Titel damit wohl eine Art Fanpapier für Sponsoren aus dem Unternehmenskreis, regionalen Fördervereinen, ehemaligen Schülern und eben auch ein paar „normalen“ Investoren sein. Nun: Wir lassen uns gern positiv überraschen. Zumindest bei den Zeichnungsmöglichkeiten haben Anleger die freie Wahl zwischen der Börse München, direkt bei der BankM oder einer – und das ist ein Novum – eigens eingerichteten Investment-Plattform der ISA, wo Anleger auch jede Menge weitere Infos rund um die Emission finden. Vielleicht fliegt der Titel ja doch.