Eine ganz solide Performance legte Impreglon-Vorstand Henning J. Claassen bei der Präsentation auf der von Egbert Prior organisierten Kapitalmarktkonferenz am Frankfurter Regionalflughafen in Egelsbach hin. Dabei hatte der Firmenlenker eigentlich keine neuen Nachrichten im Gepäck. Die vorläufigen Zahlen veröffentlichte der Beschichtungsspezialist bereits Ende Januar. Bei Umsätzen von knapp 119 Mio. Euro kletterte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 15,6 Prozent auf knapp 6,5 Mio. Euro. „Damit sind wir nicht unzufrieden, aber ein wenig mehr hatten wir uns schon erhofft“, räumt Claassen ein. Nach einem starken dritten Quartal bröckelte das Geschäft gegen Jahresende jedoch zunehmend ab. Die ein wenig überraschende, aber nachvollziehbare Erklärung des Vollblutunternehmers: „Der Dezember entwickelt sich immer mehr zu einem halben Urlaubsmonat.“
Impreglon hat allein in den vergangenen drei Jahren 16 Beschichtungsbetriebe zugekauft und will auch im laufenden Jahr auf diese Weise wachsen – vermutlich dürften 2014 rund vier Unternehmen neu in den Konzernverbund kommen. Demnach rechnet Claassen momentan mit einem Erlösanstieg auf 140 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll dabei von 15 auf 21 Mio. Euro klettern. Mit ein Grund für den überproportionalen Gewinnanstieg. Altbetriebe, die 2011 zugekauft wurden, dürften im laufenden Jahr auf das für Impreglon typische EBIT-Niveau getrimmt sein. Lehrgeld musste auch ein alter Haudegen wie Claassen dagegen für den Anfang 2012 erfolgten Einstieg bei Ropal Europe bezahlen. Die börsennotierte Gesellschaft wollte mit einem neuartigen Verfahren der klassischen Verchromung Konkurrenz machen. Allerdings lief der Prozess nicht wie gewünscht. Momentan werden auf der Anlage hochwertige Lacke aufgesprüht. „Ropal war ein Fehler, der uns viel Geld gekostet hat“, räumt Claassen ein. Den realistischen Jahresumsatz für die Anlage setzt er momentan bei 1 bis 2 Mio. Euro an.
Interessanter aus Anlegersicht dürfte aber ohnehin ein Vergleich mit der Bewertung von Nanogate sein. Die Gesellschaft aus Göttelborn in der Nähe von Saarbrücken ist ebenfalls ein Beschichtungsspezialist, stellte allerdings die Nanokomponente bei ihren Produkten – die im Automobilbereich, der Luftfahrt oder auch dem Sport- und Freizeitbereich zum Einsatz kommen – in den Vordergrund. Nanogate kam 2013 auf Erlöse von gut 52 Mio. Euro und erzielte dabei ein EBITDA von mehr als 6,2 Mio. Euro. Dem steht eine Kapitalisierung von gegenwärtig rund 101 Mio. Euro entgegen. Das Unternehmen wird also mit mehr als dem 16fachen des 2013er-EBITDA bewertet. Impreglon dagegen bringt 81 Mio. Euro auf die Waagschale, was einem EBITDA-Multiple von 5,4 entspricht. Zwar sind beide Unternehmen nicht direkt vergleichbar, aber zum Nachdenken sollten diese Relationen allemal anregen.
Mit dem Start in das laufende Jahr zeigte sich Claassen nach dem „halben Urlaubsmonat“ Dezember übrigens sehr zufrieden: „Der Januar 2014 war im Ergebnis mehr als doppelt so hoch wie der Januar 2013.“ Für boersengefluester.de bietet die Impreglon-Aktie derzeit jedenfalls das deutlich attraktivere Chance-Risiko-Verhältnis als Nanogate – Zeit für einen Depotwechsel von Nanogate in Impreglon also. Sollte der Gesamtmarkt keinen Strich durch die Rechnung machen, dürfte der Impreglon-Kurs mit Sicht auf zwölf Monate die Marke von 12 Euro in Angriff nehmen. Das entspräche einem Potenzial von immerhin rund 20 Prozent.