Spätestens bei 8 Euro war in den vergangenen Quartalen beim Aktienkurs von Ifa Systems meist der Deckel drauf. Auf diesem Niveau kommt das IT- und Softwareunternehmen mit den Hauptkundengruppen Augenärzte und Augenklinken auf einen Börsenwert von rund 22 Mio. Euro. Eine natürliche Begrenzung gibt es für den Micro Cap in solchen Kursregionen freilich nicht, zumal die Gesellschaft operativ gut unterwegs ist und es über den Großaktionär Nexus – das ebenfalls börsennotierte und auf Kliniksoftware spezialisierte Unternehmen hält 52,56 an Ifa Systems – regelmäßig die Fantasie auf weitere Anteilsaufstockungen gibt. Denkbar wäre perspektivisch allerdings auch ein Delisting der Ifa-Aktie. Das würde dann aufgrund der Notiz im Freiverkehr zwar ohne Pflichtangebot laufen, sollte Anleger aber dennoch nicht abschrecken. Immerhin würde wohl zumindest an der Regionalbörse in Hamburg weiter gehandelt werden. Aber soweit ist es sowieso noch nicht.
Gegenwärtig dürfte es für Nexus deutlich sinnvoller sein, Ifa Systems möglichst viel Raum für weiteres Wachstum zu geben. Und da kann eine eigene Börsennotiz eher hilfreich sein. Ende Oktober 2020 hatte Ifa Systems etwa die amerikanische Plattform Sophrona für die Kommunikation zwischen Patienten und Augenärzten übernommen. „Wir werden in den kommenden Monaten unsere Zusammenarbeit vertiefen und so unsere Präsenz in den USA weiter stärken“, sagt Ifa Systems-Vorstand Jörg Polis, hofft aber auch in Europa auf entsprechendes Geschäft. Losgelöst von Sophrona verspricht die durch die Corona-Pandemie forcierte Digitalisierung auch im Gesundheitssektor erhebliche Chancen für das Unternehmen aus Frechen in der Nähe von Köln.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,55 | 6,61 | 9,67 | 7,30 | 7,89 | 6,42 | 5,88 | |
EBITDA1,2 | -2,94 | 1,27 | 3,90 | 1,62 | 1,97 | 1,88 | 0,09 | |
EBITDA-Marge3 | -34,39 | 19,21 | 40,33 | 22,19 | 24,97 | 29,28 | 1,53 | |
EBIT1,4 | -7,80 | 0,11 | 1,21 | 0,33 | 0,57 | 1,11 | -0,74 | |
EBIT-Marge5 | -91,23 | 1,66 | 12,51 | 4,52 | 7,22 | 17,29 | -12,59 | |
Jahresüberschuss1 | -9,29 | 0,74 | 1,20 | 0,16 | 0,02 | 0,91 | -0,57 | |
Netto-Marge6 | -108,65 | 11,20 | 12,41 | 2,19 | 0,25 | 14,17 | -9,69 | |
Cashflow1,7 | 0,54 | -0,07 | 3,37 | 1,86 | 1,53 | 1,68 | 0,03 | |
Ergebnis je Aktie8 | -3,38 | 0,27 | 0,44 | 0,06 | 0,01 | 0,33 | -0,21 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: HLB Treumerkur |
Für 2021 kalkuliert Polis – maßgeblich geprägt durch die Sophrona-Akquision – mit Erlösen in einer Bandbreite von 8,60 bis 9,30 Mio. Euro nach 7,30 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Ebenfalls wichtig zu wissen: Mehr als die Hälfte der Umsätze sind mittlerweile von wiederkehrender Natur, was die Planungssicherheit merklich erhöht. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist Polis derweil noch vorsichtig und nennt eine vergleichsweise große Spanne von 200.000 bis 500.000 Euro als Ziel für 2021. Die Messlatte aus dem Vorjahr liegt hier bei 327.000 Euro. Wer sich beim Studium unserer Kennzahlentabellen über die doch recht deutlichen Ergebnisrückgänge gegenüber 2019 wundert: Damals gab es einen Sondereffekt aus der Lizensierung einer Datenbank der amerikanischen Tochtergesellschaft Inoveon. Der Vollständigkeit halber sei auch noch erwähnt, dass Ifa Systems auch für 2020 keien Dividende zahlen wird.
Mittelfristig spielt Nexus aber noch ein ganz anderer Trend in die Karten, nämlich die wachsende Zahl an Zusammenschlüssen im Bereich Arztpraxen und Behandlungszentren. „Diese Gruppen sind bemüht, einheitliche Standards in ihren Praxen und Kliniken durchzusetzen, um die Effizienz zu steigern. In diesem Umfeld können wir auch mit gemeinsamen Lösungen aus der Nexus-Gruppe punkten“, sagt Polis. Insgesamt also eine runde Investmentstory, die es noch immer zu einem akzeptablen Preis gibt. Nur der geringe Börsenwert ist natürlich nicht jedermanns Sache. Wer den Sektor also spannend findet, sich aber nicht bei so einem kleinen Unternehmen wie Ifa direkt engagieren will, schaut sich am besten die Nexus-Aktie an. Ein super gutes Unternehmen – allerdings auch sportlich gepreist.
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