Zum Börsengang von IFA Hotel & Touristik im Juli 1995 gab es für die auf der Emissionskonferenz anwesenden Journalisten und Analysten noch eine Unze Feinsilber als Begrüßungspräsent. Ein echter Erfolg wurde das IPO des Touristikunternehmens dennoch nicht. Schon bald liefen die Technologie und Internettitel des wenig später aus der Taufe gehobenen Neuen Markts dem Urlaubsspezialisten den Rang ab. Es folgten etliche Umstrukturierungen und auch Aktionärswechsel bei IFA. Die meisten Börsianer werden den Titel daher wohl längst vergessen haben und nur noch gelegentlich bei der Urlaubsplanung über IFA Hotel & Touristik stolpern. Dabei ist die Gesellschaft mit Fokus auf Deutschland (Ostsee), Spanien (Gran Canaria), Österreich (Kleinwalsertal) und Dominikanische Republik noch immer börsennotiert. Größter Anteilseigner ist die spanische Hotelgruppe Lopesan, zudem liegt ein wesentliches Paket bei dem norwegisch-amerikanischen Investor Alexander Vik. Der Streubesitz beträgt ganze 5,85 Prozent. Kein Wunder, dass ein Börsenrückzug (Squeeze-out) quasi zum Dauerthema bei IFA Hotel & Touristik avanciert ist. Passiert ist in diese Richtung bislang freilich nichts.
Der Börsenwert des Unternehmens erreicht knapp 57 Mio. Euro, dementsprechend niedrig ist mit rund 3,3 Mio. Euro der Free Float. Zum Vergleich: Der MDAX-Konzern TUI bringt 3.045 Mio. Euro auf die Waage. Ein entspanntes touristisches Investment für Pauschalanleger ist die IFA-Aktie also nicht. Gewiefte Nebenwertefans kommen dagegen auf ihre Kosten. Auf dem aktuellen Niveau von 8,61 Euro ist das Papier nämlich erstaunlich günstig bewertet. 2013 steigerte IFA Hotel & Touristik den Umsatz um knapp 1,3 Prozent auf 109,17 Mio. Euro und erzielte dabei einen Nettogewinn von 6,04 Mio. Euro. Das ist zwar um rund 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Allerdings hat das Unternehmen 2013 die Ausgaben für Modernisierungen der Ferienhotels und Reha-Zentren mit 7,9 Mio. Euro um fast 84 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Zudem gab es einige Sondereffekte. Kein Wunder, dass Finanzvorstand Gonzalo Betancor Bohn unterm Strich von einem „sehr erfreulichen Konzernergebnis“ spricht. Schließlich hatte der Vorstand erst zur Vorlage des Neun-Monats-Berichts die Gewinnerwartungen von 5 Mio. Euro auf eine Spanne zwischen 4 und 5 Mio. Euro gekürzt.
Auf eine Dividende müssen die Anleger für 2013 dennoch verzichten, nachdem die Gesellschaft im Vorjahr noch 0,20 Euro pro Anteilschein ausgekehrt hatte. Dafür sieht der Ausblick umso ansprechender aus. Für 2014 stellt der Vorstand – bei leicht steigenden Umsatzerlösen – einen Überschuss von rund 7 Mio. Euro in Aussicht. Das entspräche einem Ergebnis je Aktie von 1,06 Euro. Auf Basis der 2015er-Gewinnschätzung von boersengefluester.de käme der Small Cap auf ein KGV von gerade einmal 7,8. Zudem wird das Papier mit einem erstaunlichen Discount von einem Viertel auf den Buchwert gehandelt. Punktabzüge gibt es dagegen für die relativ hohe Nettoverschuldung von zuletzt 73,2 Mio. Euro. Aber auch in dieser Disziplin hat IFA zuletzt deutliche Fortschritte gemacht und für 2014 einen weiteren Abbau der Finanzverbindlichkeiten avisiert. Gemessen an den einschlägigen Bewertungskennzahlen hat die IFA-Aktie also deutliches Erholungspotenzial. Aufgrund der extremen Marktenge eignet sich der Titel aber nur für einen sehr begrenzten Investorenkreis. Und die spannende Frage bleibt: Wie lange wird es die IFA-Aktie wohl überhaupt noch auf dem Kurszettel geben? Klar ist: Sollte es irgendwann zum Squeeze-out kommen, wird es bestimmt keine Silber-Unzen als Abschiedsgeschenk geben.