Die zuletzt angekündigte Kapitalerhöhung von IFA Hotel & Touristik bekommt Konturen – und was für welche. Zur Hauptversammlung (HV) am 17. Juli 2014 in Duisburg soll der Beschluss gefasst werden, das derzeit in 6.600.000 Anteilscheine unterteilte Aktienkapital um bis zu 13.200.000 junge Aktien aufzustocken. Soweit war das auch schon bekannt. Spekuliert wird in Small-Cap-Kreisen nun über die mögliche Höhe des Bezugspreises. In der HV-Einladung finden sich dazu widersprüchlich wirkende Formulierungen. So heißt es: „Die Neuen Aktien werden zu dem Mindestausgabebetrag in Höhe von EUR 2,60 je Neuer Aktie ausgegeben.“ Wenige Zeilen später berichtet die Touristikgruppe dann jedoch von einem „noch festzusetzenden Bezugspreis“. Aktueller Aktienkurs: 9,20 Euro.
Nach Informationen von boersengefluester.de soll es in der Tat Überlegungen geben, den Bezugspreis sehr niedrig anzusetzen – womöglich sogar tatsächlich in nicht allzu großer Entfernung vom rechnerischen Nennwert von 2,60 Euro. Interessant ist außerdem die Möglichkeit eines Überbezugs. Beispiel: Ein Anleger, der derzeit 500 IFA-Aktien im Depot hat, erhält zunächst einmal Bezugsrechte für 1000 weitere IFA-Papiere. Darüber hinaus kann er aber auch weitere Titel erwerben – ohne dafür entsprechende Bezugsrechte zu besitzen. Demnach könnte theoretisch jeder Kleinaktionär verbindliches Interesse an der kompletten Kapitalerhöhung anmelden. Das ist natürlich unrealistisch, aber von Relevanz ist der Überbezug dennoch – insbesondere vor dem Hintergrund der Aktionärsstruktur der Duisburger.
Größter Anteilseigner bei IFA ist die spanische Hotelkette Lopesan, der bislang – direkt und indirekt – knapp 64 Prozent der Stimmen zuzurechnen sind. Darüber hinaus war der Investor Alexander Mikael Sebastian Vik mit 29,09 Prozent der Stimmen lange Zeit Ankeraktionär – der seinen Einfluss auch im Aufsichtsrat geltend machte. Ende Mai sorgte allerdings eine Stimmrechtsmitteilung für Aufsehen, wonach Carmelo Polanco Rondon, mit Sitz in der Dominikanischen Republik, nun über dieses Paket verfüge. Zunächst lag die Vermutung nahe, dass es sich bei der Transaktion bloß um eine Verschiebung auf ein anderes Investmentvehikel von Vik handeln würde.
Spätestens mit der Hauptversammlungseinladung gilt diese Theorie jedoch als hinfällig. Grund: Alexander Vik wird nach der HV aus dem Kontrollgremium ausscheiden. Demnach dürfte er seinen Anteil also tatsächlich veräußert haben. Gerüchten zufolge an Lopesan, die sich angeblich auch hinter der „DomRep-Adresse“ verbergen. Und hier würde sich dann der Kreis schließen: Lopesan als alleiniger Großaktionär hat nicht unbedingt ein Interesse daran, den Bezugspreis für die Kapitalerhöhung sonderlich hoch anzulegen. Und mit der Überbezugsklausel hätten die Spanier ein einfaches Instrument, um die Anteile von Kleinaktionären – die sich verwässern lassen – abzugreifen. Sollten hingegen auch andere Investoren einen Überbezug anmelden und das daraus resultierende Volumen die gesamte zur Verfügung stehende Aktienstückzahl überschreiten, würde Lopesan nicht an Gewicht verlieren. Grund: In diesem Fall greift eine quotale Zuteilung. Und hier hat Lopesan den größten Hebel.
Die entscheidende Frage bleibt: Welche Zukunft hat die im General Standard gelistete IFA-Aktie? Bewertungsmäßig macht die Aktie richtig was her. Immerhin liegt die Marktkapitalisierung von knapp 61 Mio. Euro weit unter dem Buchwert von gut 73,5 Mio. Euro. Und auch der für 2014 von IFA angekündigte Jahresüberschuss von rund 7 Mio. Euro kann sich sehen lassen. Der Small Cap kommt also auf ein klar einstelliges KGV. Größte Gefahr für Privatanleger bleibt ein Delisting ohne Abfindungsangebot. Für Lopesan wäre das ein bequemer Weg, um sich die Börsennotiz zu sparen und ein eher teures Squeeze-out-Verfahren zu umschiffen. Die kommenden Wochen mit der Hauptversammlung und den dann zu erwartenden Details über die Kapitalerhöhung werden also super interessant. Doch Vorsicht: Die IFA-Aktie ist extrem markteng.