Zwei große Schübe reichten – und innerhalb von nur einem halben Jahr ist der Aktienkurs von IBU-tec advanced materials von rund 10 Euro auf in der Spitze mehr als 50 Euro in die Höhe geschossen. Dabei gibt es nicht wenige Investoren aus der heimischen Spezialwerteszene die sagen, dass die Neubewertung der im Börsensegment Scale gelisteten IBU-tec-Aktie gerade erst begonnen hat. Größter Hoffnungsträger ist der rasant wachsende Markt für Batteriewerkstoffe, den IBU-tec künftig auch mit einem eigenen Produkt für LFP-Batterien bedient. So hat die Gesellschaft kürzlich eine Vertriebskooperation mit einem asiatischen Konzern – spekuliert wird über einen Anbieter aus Taiwan – geschlossen, die ab dem vierten Quartal 2021 wirksam wird. Konkrete Namen nennt IBU-tec-Vorstand und Großaktionär Ulrich Weitz im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de allerdings nicht.
Wichtiger aus Anlegersicht ist ohnehin, dass sich die LFP-Batterietechnik auf Basis von Lithium-Eisenphosphat, auf die IBU-tec setzt, im Bereich Elektromobilität mittlerweile deutlich stärker durchsetzt, als es ursprünglich ausgesehen hat. Insbesondere für kleinere Fahrzeugmodelle bietet LFP deutliche ökonomische und auch ökologische Vorteile gegenüber traditionellen Nickel-Kobalt-Zellen. Entsprechend dürften auch die im Rahmen der Strategie IBU 2025 kommunizierten Wachstumsziele nicht zu hoch gegriffen sein. So sollen Batteriematerialien mittelfristig rund 30 Prozent der Konzernerlöse von dann 80 bis mehr als 100 Mio. Euro ausmachen. Dabei ist Weitz von der Qualität des selbst hergestellten Materials derart überzeugt, dass er keine großen Preiszugeständnisse befürchtet. Zudem gibt es neben der Verwendung in Fahrzeugen weitere lukrative Anwendungen wie etwa im Bereich kabelloser Kopfhörer oder auch dem maritimen Sektor. Um für mögliche technologische Veränderungen gewappnet zu sein, arbeitet das Unternehmen parallel aber auch an der Entwicklung weiterer hochwertiger Batteriematerialien.
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Nicht zu unterschätzen sind freilich auch die Aktivitäten in einem ganz anderen Bereich – dem Glascoating. Hier geht es darum, die Lebensdauer von Glasflaschen durch eine chemische Behandlung so zu verlängern, dass sie sehr viel häufiger als früher im Pfandsystem eingesetzt werden können. Zupass kommt IBU-tec dabei, dass sich der MDAX-Konzern Lanxess vor einiger Zeit aus dem Markt zurückgezogen hat und die nächsten Wettbewerber weit entfernt sind. „Die Kunden reißen uns die Produkte hier fast aus der Hand“, sagt Weitz. Nicht zuletzt werden aber auch Service- und Recyclingthemem kräftig an Bedeutung gewinnen. Insgesamt eine runde Kapitalmarktstory, die voll den Zeitgeist trifft. Jedenfalls hat IBU-tec den eigentlich schlimmen Fall eines Großfeuers im Werk in Bitterfeld-Wolfen Ende 2019 genutzt, um die Weichenstellungen beim Neuaufbau sinnvoll Richtung Zukunft zu stellen.
Das honorieren internationale Investoren. So sind mittlerweile auch angelsächsische, französische und sogar einige US-Investoren signifikant bei dem Unternehmen mit Hauptsitz in Weimar engagiert. „Bei der jüngsten Kapitalerhöhung im Februar waren wir nach 40 Minuten ausverkauft“, sagt Weitz. Immerhin ging es um ein Emissionsvolumen von brutto 25,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: Beim IPO im Frühjahr 2017 zu 16,50 Euro flossen „nur“ 16,5 Mio. Euro in die Kassen. Ein Thema bleiben weitere Zukäufe oder auch Kapazitätserweiterungen, selbst wenn hier kurzfristig nichts ansteht. Maßgeblicher Treiber für den Aktienkurs bleiben somit erstmal weitere News im Batteriebereich: Bekannt ist, dass Varta die Produkte von IBU-tec abnimmt. Spekuliert wird aber auch über Adressen wie Volkswagen, Daimler oder sogar Tesla. Kein Wunder, dass die Notiz so viel Fahrt aufgenommen hat.
Mit Blick auf die Bewertung sollten Anleger nicht so sehr die Ziele für das laufende Jahr, die ein Erlöswachstum auf bis zu 39 Mio. Euro bei einer EBITDA-Marge zwischen 17 und 19 Prozent vorsehen, in den Mittelpunkt rücken. Sehr viel wichtiger ist das nach eigenen Angaben konservativ gefasste Ziel einer EBITDA-Marge von mehr als 20 Prozent bis 2025. Bezogen auf das Erlösziel würde das auf ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von vermutlich mehr als 20 Mio. Euro hinauslaufen. Das wiederum korreliert mit einer Marktkapitalisierung von zurzeit 226 Mio. Euro. Wirklich günstig ist die Aktie auf dem Papier also nicht unbedingt, allerdings hat das Unternehmen zurzeit so viel Momentum, dass wir noch die ein oder andere positive Überraschung erwarten. Zudem macht CEO Ulrich Weitz den gewohnt geerdeten Eindruck, so dass wir nicht das Gefühl haben, dass hier gerade eine Story künstlich aufgeblasen wird.
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Foto: IBU-tec advanced materials AG
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