Über das Kursdrama und die verfehlten Ziele für 2023 von IBU-tec advanced materials hatte boersengefluester.de erst im Dezember ausführlich geschrieben (HIER). Nun hat das Team um CEO Jörg Leinenbach sowie Aufsichtsrat und Großaktionär Ulrich Weitz in einer Video-Botschaft ausführlich über die Hintergründe der unbefriedigenden Entwicklung berichtet. Noch viel mehr geht es in dem gut 22 Minuten dauernden Video aber über die sich bietenden Perspektiven sowie den aktuell massiv positiven Stimmungswechsel im Bereich LFP-Kathodenmaterial für den Einsatz in der Elektromobilität. „Prozesse, die in den vergangenen Jahren quälend langsam abliefen, gehen nun rasend schnell“, sagt Ulrich Weitz und ergänzt, dass sich die potenziellen Kunden nun sehr viel stärker als früher aktiv bei IBU-tec melden und nach Lösungsmöglichkeiten fragen. “Plötzlich klingeln unsere Telefone.”
Die Rolle des „entscheidenden Wachstumsbeschleunigers“ hat dabei das kurz vor der Markteinführung stehende Batteriematerial IBUvolt 402, was den zurzeit großen Markt für Nassbeschichtung der Elektrode mit LFP eröffnet. Damit schließt die Gesellschaft eine markante Lücke, denn das bisherige Hauptprodukt IBUvolt 402 ist besonders gut für den Einsatz in der Trockenbeschichtung geeignet – ein Verfahren, was wohl allerdings erst ab 2026 vor dem kommerziellen Durchbruch steht. Kein Wunder, dass Alleinvorstand Jörg Leinenbach bei seiner Aussage bleibt, das IBU-tec in Sachen Batteriematerialen heute vermutlich besser aufgestellt ist als jemals zuvor. Keinen Hehl machter allerdings auch daraus, dass die Zahlen für 2023 mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von voraussichtlich nur 2 bis 3 Mio. Euro absolut enttäuschend sind und es nun darauf ankommt, Vertrauen am Kapitalmarkt nachhaltig zurückzugewinnen. „Wir sind gestrauchelt, jedoch nicht gefallen“, sagt Leinenbach.
Spannend in der Video-Botschaft auch der Blick nach vorn hinsichtlich der benötigten Produktionskapazitäten. Momentan ist das Unternehmen in der Lage, jährlich rund 4.000 Tonnen Batteriematerial herzustellen, im Rahmen der avisierten Investitionen soll dieses Ausmaß auf etwa 8.000 Tonnen verdoppelt werden. Für deutlich größere Bestellungen, die nicht unwahrscheinlich sind, müsste die Gesellschaft mit Hauptsitz in Weimar freilich andere Vorkehrungen treffen. „Die entsprechenden Optionen loten wir gerade aus“, sagt Leinenbach und betont, dass das finanzielle Engagement von IBU-tec dabei möglichst gering gehalten werden soll. Das wiederum würde nach Lesart von boersengefluester.de auf Auslizenzierungen oder ähnliche Kooperationen hinauslaufen. Nun: Eine größere Barkapitalerhöhung auf dem aktuellen Kursniveau kommt sowieso kaum in Frage.
In diesem Zusammenhang auch interessant die Aussage von Ulrich Weitz, wonach seine Familie keine Stücke abgegeben hat und von dem Potenzial des Unternehmens weiterhin voll überzeugt ist. Insgesamt hören sich die Aussagen des Managements in dem Video in der Tat recht viel versprechend an. Letztlich muss IBU-tec nun aber auch wirklich liefern, denn wenn es nach den so zuversichtlichen Aussagen von Vorstand und Aufsichtsrat nun nochmals zu größeren Verschiebungen kommen sollte, hätte die ohnehin schon arg strapazierte Investmentstory einen ernsthaften Knacks. Momentan bleiben wir aber bei unserer Halten-Einschätzung. Sobald sich der operative Aufwärtstrend im Batteriebereich auch in harten Zahlen zeigt, bieten sich mit Sicherheit auch Neuengagements an. Um auf Konzernbasis die erhoffte Power zu entfalten, muss aber auch die allgemeine Konjunktur an Stärke gewinnen. Immerhin bleibt der Chemiesektor ein sehr zyklisches Geschäft, und hier sind die aktuellen Ausblicke der börsennotierten Chemie-Unternehmen noch immer ziemlich mau. Einen Tipp sollten Investoren auf jeden Fall befolgen: Schauen sich sich das Video von Vorstand und Aufsichtsrat an – die 22 Minuten sind so oder so gut investierte Zeit.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,81 | 46,57 | 48,45 | 32,96 | 44,09 | 53,94 | 48,23 | |
EBITDA1,2 | 2,66 | 6,91 | 7,12 | 6,98 | 5,53 | 6,69 | 2,96 | |
EBITDA-Marge3 | 15,82 | 14,84 | 14,70 | 21,18 | 12,54 | 12,40 | 6,14 | |
EBIT1,4 | 0,30 | 2,55 | 1,95 | 2,08 | 0,94 | 1,94 | -1,79 | |
EBIT-Marge5 | 1,78 | 5,48 | 4,03 | 6,31 | 2,13 | 3,60 | -3,71 | |
Jahresüberschuss1 | 0,17 | 2,33 | 0,87 | 1,00 | -0,24 | 1,29 | -2,49 | |
Netto-Marge6 | 1,01 | 5,00 | 1,80 | 3,03 | -0,54 | 2,39 | -5,16 | |
Cashflow1,7 | 0,78 | 3,31 | 4,23 | 4,47 | -1,13 | -3,27 | 2,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,04 | 0,35 | 0,22 | 0,25 | -0,05 | 0,27 | -0,52 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,20 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Foto: Shutterstock
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