An der Börse kommen die Neuigkeiten von IBU-tec advanced materials rund um die neuesten Zahlen sowie die umsatzmäßig deutlich heraufgesetzte Prognose für 2025 super gut an – und das allein zählt. Gleichwohl findet boersengefluester.de, dass sowohl die offizielle Mitteilung zum dem operativen Update als auch die spätere virtuelle Vorstandspräsentation des Spezialchemie-Unternehmens eher schwere Kost waren. Das liegt zunächst einmal zu einem nicht unerheblichen Teil an den vielen Bereinigungen im Zahlenmaterial. Wesentliche Sondereffekte im abgelaufenen Geschäftsjahr sind die Aufwendungen von knapp 1,2 Mio. Euro für die Kapitalerhöhung vom vergangenen März mit einem Mittelzufluss von brutto 25,5 Mio. Euro. Positiv aufs Ergebnis haben sich dagegen die in 2021 erfolgten Restzahlungen von 2 Mio. Euro der Versicherungen aus dem Werksbrand bei der Tochter BNT von Ende 2019 ausgewirkt. Saldiert ergibt sich für 2021 damit ein adjustiertes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 4,7 Mio. Euro.
Ziel des im Freiverkehrssegment Scale gelisteten Unternehmens ist es nun, diese Marke im laufenden Jahr um mehr als 45 Prozent auf dann über 6,8 Mio. Euro zu hieven. Das wäre insofern eine Größe die man sich merken sollte, weil laut CEO Ulrich Weitz für 2022 nicht mit nennenswerten Sondereffekten zu rechnen ist. Bei den Umsätzen kalkuliert Weitz mit kräftigen Zuwächsen auf eine Bandbreite von 55 bis 57 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die Erlöse für 2021 bewegen sich bei 44,1 Mio. Euro. Die mit der neuesten Prognose verbundene EBITDA-Marge von mindestens 12 Prozent sieht auf den ersten Blick freilich nicht unbedingt berauschend aus – zumindest gemessen an den bisherigen Analystenprognosen. Die Schere wiederum dürfte zu einem maßgeblichen Teil an den Kosten für die geplante deutliche Bestandsaufstockung an Batteriematerialien hängen. Mit diesem Schritt will sich IBU-tec für die rasant wachsende Nachfrage wappnen.
Und spätestens an diesem Punkt kommt dann auch schon das Update für die Vision IBU2025 ins Spiel: Statt einer Erlösspanne von 80 bis über 100 Mio. Euro bei mehr als 20 Prozent EBITDA-Marge kalkuliert CFO Jörg Leinenbach nun nämlich mit einer Bandbreite von Untergrenze 102 bis hin zu Größenordnungen nördlich von 130 Mio. Euro. Das Renditeziel wird nicht angetastet. Neben dem sich ebenfalls prima entwickelnden Glascoting-Geschäft – hier geht eine Verlängerung der Lebensdauer von Glasflaschen durch eine chemische Behandlung – sind insbesondere die Batteriestoffe der wesentliche Treiber. Wer sich schon länger mit IBU-tec beschäftigt, dürfte von der Neueinschätzung allerdings nicht übermäßig überrascht sein. Bei boersengefluester.de haben sich zuvor schon einige Investoren gemeldet, die die bisherige Prognose als massiv zu niedrig betrachtet haben.
So gesehen nutzt Ulrich Weitz – neben den Mengeneffekten aus der sich auftürmenden Nachfrage – auch die aktuellen Preissteigerungen elegant aus, um den Ausblick zu IBU2025 heraufzusetzen. So kalkuliert IBU-tec für 2025 nun mit einem Batteriematerialien-Umsatz von 30 bis 60 Mio. Euro – bei „konservativen Preisannahmen“ wohlgemerkt. Losgelöst von der Diskussion um einzelne Prozentpunkte Umsatzrendite, dreht sich die Investmentstory des Unternehmens aus Weimar im Wesentlichen darum, dass aus dem früheren reinen Dienstleister zunehmend eine Gesellschaft mit eigenen Produkten wird. „Das gibt uns sehr viel mehr Stabilität“, sagt Weitz und spricht in diesem Zusammenhang gar von der „Transformation hin zu einer Greentech-Company“.
Keine Frage: Das Team um Ulrich Weitz hat in den vergangenen Quartalen enorme Aufbauarbeit geleistet und wird die Früchte dieser Investitionen hoffentlich auch ernten. Die Chancen dafür stehen richtig gut. In die zwischenzeitlich aufgerufene Börsenbewertung muss das Unternehmen trotzdem erst noch heranwachsen. Insofern ist die jüngste Kursschwäche nicht unbedingt ein Irrtum des Kapitalmarkts – für risikobereite Anleger allmählich aber dann doch eine gute Einstiegsgelegenheit.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,81 | 46,57 | 48,45 | 32,96 | 44,09 | 53,94 | 48,23 | |
EBITDA1,2 | 2,66 | 6,91 | 7,12 | 6,98 | 5,53 | 6,69 | 2,96 | |
EBITDA-Marge3 | 15,82 | 14,84 | 14,70 | 21,18 | 12,54 | 12,40 | 6,14 | |
EBIT1,4 | 0,30 | 2,55 | 1,95 | 2,08 | 0,94 | 1,94 | -1,79 | |
EBIT-Marge5 | 1,78 | 5,48 | 4,03 | 6,31 | 2,13 | 3,60 | -3,71 | |
Jahresüberschuss1 | 0,17 | 2,33 | 0,87 | 1,00 | -0,24 | 1,29 | -2,49 | |
Netto-Marge6 | 1,01 | 5,00 | 1,80 | 3,03 | -0,54 | 2,39 | -5,16 | |
Cashflow1,7 | 0,78 | 3,31 | 4,23 | 4,47 | -1,13 | -3,27 | 2,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,04 | 0,35 | 0,22 | 0,25 | -0,05 | 0,27 | -0,52 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,20 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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