Manche Aktien brauchen etwas länger bis sie entdeckt werden. Dafür geht es dann aber umso steiler nach oben. Der Anteilschein von Hypoport ist das beste Beispiel dafür. Jahrelang hing die Notiz des Ende 2007 – also kurz vor Ausbruch der Immobilien- und Finanzkrise – an die Börse gekommenen Unternehmens in einer relativ engen Bandbreite zwischen 7 und 11 Euro fest. Ein Finanzdienstleister, der sich via Internet um den Vertrieb von Baufinanzierungen und Versicherungen (www.drklein.de) an Privathaushalte kümmert und mit der Plattform Europace ein entsprechendes Produkt für professionelle Kunden wie Banken, Versicherungen und Bausparkassen im Angebot hat, galt nicht unbedingt als knackige Investmentstory. Dabei haben die Berliner eigentlich immer ansprechende Zahlen vorgelegt – wenngleich mit stattlichen Ausschlägen in beide Richtungen. Vor allen Dingen Europace entwicket sich immer besser und baut den Marktanteil aus. Längst sind auf der Plattform alle relevanten Großbanken vertreten. „Wir sind bei Europace schon mitten in der Skalierungsphase”, verriet Vorstandschef Ronald Slabke auf der Konferenz zur Vorlage der Q1-Zahlen. Darüber hinaus gibt es spezielle Angebote für die Sparkassen und den genossenschaftlichen Bereich – hier werden allerdings noch keine Transaktionskostenanteile ausgewiesen.
Beinahe noch mehr freut sich Slabke, dass Hypoport nun endlich „auch auf dem Kapitalmarkt angekommen ist”, wie er es ausdrückt. Wesentliche Unterstützung bei diesem Prozess, war der Umstand, dass sich die Börsianer zunehmend für die Kombination aus „Finanz” und „Technologie” – kurz FinTech – interessieren. Nachdem die Hypoport-Aktie 2014 um 28 Prozent an Wert gewonnen hat, steht im laufenden Jahr bereits ein Verdoppler auf der Habenseite. In Nebenwertekreisen gilt der Titel aber noch immer als extrem aussichtsreich. Keine Angst also vor dem steilen Chartverlauf. Kapitalisiert ist das Unternehmen derzeit mit rund 157 Mio. Euro. Gut 39 Prozent davon befinden sich im Streubesitz. Die beiden Gründer, Ronald Slabke und Thomas Kretschmar (sitzt im Aufsichtsrat), sind die größten Aktionäre. Daneben hält die Deutsche Postbank 9,9 Prozent der Anteile. Mit im Boot sind aber auch Spezialwerteprofis wie die Deutsche Balaton oder die Sparta AG aus Hamburg. Die Bewertung der Hypoport-Aktie ist alles andere als abgehoben. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegt bei etwa 3,8. Das KGV siedelt boersengefluester.de im Bereich um 18 an. Dabei gibt es Ergebnisschätzungen im Markt, wonach das Kurs-Gewinn-Verhältnis noch spürbar niedriger wäre. Die für Anfang August angesetzten Halbjahreszahlen werden brilliant. Schließlich war bereits das Auftaktviertel 2015 das beste Quartal, das es in der Geschichte von Hypoport je gab. Und in den Monaten April und Mai 2015 verdiente Hypoport auf EBIT-Basis mehr als im gesamten zweiten Quartal 2014. „Obwohl dieses hervorragende Ergebnis noch innerhalb unserer Prognose liegt, freuen wir uns, dass wir unseren Aktionären diese starken Zahlen außerhalb der Regelkommunikation mitteilen können”, ließ Slabke vor wenigen Tagen verlautbaren.
Summa summarum bekräftigen wir unsere Kaufen-Einschätzung für die Hypoport-Aktie. Der Titel gehört zu den wenigen reinrassigen FinTech-Titeln aus Deutschland und ist dennoch in Börsenkreisen eher unbekannt. Gelistet ist die Gesellschaft im streng regulierten Handelssegment Prime Standard – erfüllt also das formale Grundkriterium für eine Aufnahme in einen Auswahlindex. Bis zu einer möglichen Aufnahme in den SDAX müsste sich die Hypoport-Aktie im Kurs zwar vermutlich nochmals verdoppeln, was mit Sicht auf zwölf bis 18 Monate eher unrealistisch erscheint, aber perspektivisch sollten Investoren auch so ein Szenario nicht ganz ausschließen. Vorerst gilt es jedoch, die Marke von 26 Euro signifikant zu überwinden. An dieser Hürde war der Titel Ende Mai/Anfang Juni nämlich noch abgeprallt. Jetzt findet der nächste Anlauf statt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 194,76 | 265,96 | 333,24 | 387,73 | 446,35 | 455,45 | 359,18 | |
EBITDA1,2 | 30,12 | 39,09 | 52,22 | 63,85 | 77,10 | 57,71 | 51,18 | |
EBITDA-Marge3 | 15,47 | 14,70 | 15,67 | 16,47 | 17,27 | 12,67 | 14,25 | |
EBIT1,4 | 23,32 | 29,33 | 33,01 | 36,24 | 47,68 | 24,68 | 13,30 | |
EBIT-Marge5 | 11,97 | 11,03 | 9,91 | 9,35 | 10,68 | 5,42 | 3,70 | |
Jahresüberschuss1 | 18,43 | 22,47 | 24,40 | 27,86 | 30,58 | 18,67 | 20,49 | |
Netto-Marge6 | 9,46 | 8,45 | 7,32 | 7,19 | 6,85 | 4,10 | 5,71 | |
Cashflow1,7 | 8,26 | 39,83 | 46,23 | 46,56 | 64,35 | 38,56 | 36,81 | |
Ergebnis je Aktie8 | 3,10 | 3,66 | 3,90 | 4,33 | 4,79 | 2,96 | 3,02 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |