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Hypoport: FinTech-Aktie der alten Schule

Der Zeitpunkt für den Börsengang hätte unglücklicher kaum sein können. Zwar erzielte Hypoport 2007 mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 8,9 Mio. Euro damals ein Rekordergebnis, doch die Börsianer ließen den Anteilschein der Onlineplattform für Immobilienfinanzierungen, Kredite und Versicherungen schnell fallen. Nach der Erstnotiz zu 15,25 Euro Ende Oktober 2007 rauschte das Papier massiv nach unten. Bereits ein Jahr nach dem IPO kostete die Aktie nur noch rund 5 Euro – die Finanz- und Immobilienkrise hatte auch Hypoport fest im Würgegriff. Es folgte ein langer Seitwärtstrend ohne spektakuläre Ausschläge. Seit rund einem Jahr hat der Small Cap jedoch Fahrt aufgenommen und nun sogar den damaligen Kurs zum Start auf dem Parkett deutlich überschritten. Die Analysten von Montega aus Hamburg haben das Kursziel erst kürzlich von 15 auf 18,50 Euro angehoben.

Die nun vorgelegten vorläufigen Zahlen für 2014 sind sogar noch einen Tick besser als von den Nebenwerteexperten vermutet. Bei einem Anstieg der Erlöse um 14 Prozent auf 112,3 Mio. Euro kam das EBIT von 3,9 auf 7,9 Mio. Euro voran. „Dieses hervorragende Ergebnis konnten wir nur erzielen, weil wir bereits frühzeitig auf die Nutzung der Möglichkeiten des Internets im Vertrieb von Finanzdienstleistungen, verbunden mit digitalisierten Geschäftsprozessen, setzten. Was heute von einigen Marktteilnehmern mit FinTech − einem Kofferwort aus Finance und Technology − als die Zukunft der Finanzbranche bezeichnet wird, nutzt Hypoport nun bereits seit 15 Jahren”, sagt Vorstandschef Ronald Slabke. An der Börse stößt die Verbindung aus Finance und Technology jedenfalls auf großes Interesse. Der Börsenwert der Berliner erreicht auf dem gegenwärtigen Niveau 99,5 Mio. Euro – die 100-Millionen-Euro-Schwelle liegt also in unmittelbarer Reichweite.

 

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Den offiziellen Streubesitz gibt Hypoport derzeit mit  37,5 Prozent an. Wesentliche Anteilseigner sind die Revenia GmbH (34,8 Prozent) von Vorstandschef Slabke, Firmengründer Thomas Kretschmar  hält 12,9 Prozent, die Deutsche Postbank  kommt auf 9,7 Prozent. Die Hamburger Beteiligungsgesellschaft Sparta besitzt 5,1 Prozent der Anteile. Der Deutschen Balaton AG werden 3,7 Prozent zugerechnet. Ein illustrer Investorenkreis also. Anfang des Jahres hatte Hypoport zudem ein Aktienrückkaufprogramm lanciert, welches zurzeit allerdings ruht, da der maximale Rückkaufpreis auf 14 Euro festgelegt wurde. Theoretisch wäre es allerdings denkbar, dass diese Bedingung nach oben angepasst wird. Einen vergleichbaren Fall lieferte Ende 2013 der Softwarespezialist InVision, der den maximalen Erwerbspreis für sein ins Stocken geratene Rückkaufprogramm kurzerhand  von 25 auf 30 Euro heraufsetzte.

Der Ausblick für 2015 hört sich noch vergleichsweise zurückhaltend an. Der Vorstand spricht von „tiefgreifenden Veränderungen im Markt für Finanzdienstleistungen” und einer „von Unsicherheiten geprägten Zukunft der Eurozone”. Dennoch stellt Slabke ein „leicht zweistelliges Umsatz- und Ertragswachstum” in Aussicht. Demnach hat der im streng regulierten Handelssegment Prime Standard gelistete Anteilschein auch unter Bewertungsaspekten Charme. Auf Basis der Ergebnisschätzungen von boersengefluester.de kommt das Papier auf ein 2016er-KGV von rund 13. Auf eine Dividende sollten Investoren derweil nicht setzen. Seit dem Börsengang vor gut sieben Jahren hat Hypoport noch nie eine Ausschüttung vorgenommen. Nun: Jetzt wird ohnehin neu gerechnet. Schließlich sind alle Kurse nördlich von 15 Euro Notierungen oberhalb des IPO-Preises. Und wenn der Chartverlauf weiter nach Norden ausgerichtet ist, ist die fehlende Dividende sowieso kein übermäßiges Thema.

 

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Foto: picjumbo.com

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.