Um bis zu 6,8 Prozent ist der Aktienkurs von Hugo Boss nach der Kürzung der Prognose für 2014 eingebrochen: Das ist der größte Rückschlag seit September 2012. Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs geht für das Gesamtjahr von einem währungsbereinigten Umsatzanstieg von lediglich sechs bis acht Prozent aus. Das bereinigte operative Ergebnis, also der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), soll sogar um lediglich fünf bis sieben Prozent zulegen. Bisher hatte Lahrs bei beiden Kennzahlen jeweils ein Plus im hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. „In den vergangenen Wochen haben wir die schwache Branchenentwicklung in Europa und die Unsicherheiten in Asien verstärkt auch in unserer Geschäftsentwicklung gespürt”, sagte der Firmenlenker. Angesichts der drohenden Rezession in der Euro-Zone und der Russland-Krise halten sich Käufer mit dem Kauf von Boss-Hemden, Krawatten oder Anzügen deutlich zurück. Europa ist allerdings der mit weitem Abstand wichtigste Markt für Boss, steuert die Region doch mehr als 60 Prozent der Konzernerlöse bei. In China bekommt der Modekonzern die zunehmende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu spüren. Zudem belasten die Unruhen in der Metropole Hongkong die Verkäufe. Die Region ist für 13 Prozent der gesamten Umsätze verantwortlich, während 22 Prozent aus Amerika stammen.
Problematisch ist zudem, dass die operativen Aufwendungen bei Boss überproportional stark steigen. So treibt die verstärkte Fokussierung auf die eigenen Filialen die Vertriebsaufwendungen nach oben. Zudem reagiert der Konzern mit höheren Werbeausgaben auf die schwächer als erwarteten Geschäfte. Entsprechend ist die bereinigte EBITDA-Marge im dritten Quartal um 90 Basispunkte auf 25,4 Prozent gesunken. Für die ersten neun Monate steht ein Rückgang um 40 Basispunkte auf 22,4 Prozent zu Buche. Der Konzern fokussiert sich darauf, den Umsatzanteil aus den eigenen Filialen weiter kräftig auszubauen. Genau in dem Bereich gibt es nun aber Probleme. „In den vergangenen Wochen wirkten sich die deutlich nachlassende Branchendynamik in Europa sowie die Unsicherheiten in Asien auf die Entwicklung unseres eigenen Einzelhandels aus. Beide Regionen verbuchten rückläufige Besucherzahlen in unseren Stores, was eindeutig auf eine Abschwächung des Konsumentenvertrauens vor allem infolge geopolitischer Spannungen und Konjunktursorgen hindeutet”, betonte Lahrs. „Wir erwarten demzufolge insbesondere in diesem Geschäftsfeld auch in den nächsten Monaten ein anhaltend schwieriges Marktumfeld, das sich aller Voraussicht nach negativ auf unsere Umsatz- und Ergebnisentwicklung niederschlagen wird.” Trotz des schwierigen Umfelds will der Firmenlenker allerdings weiter kräftig investieren und peilt nun für 2014 Investitionen von rund 130 Mio. Euro an. Die bisherige Prognose hatte bei 110 bis 130 Mio. Euro gelegen.
Im Gegensatz zu DAX-Werten wie BASF, Linde oder Lufthansa, die auf das sich deutlich eintrübende Konjunkturumfeld reagierten und ihre Ziele für 2015 oder die Folgejahre deutlich zusammengestrichen haben, verbreitet Lahrs weiter Optimismus für 2015. „Im Jahr 2013 soll der Konzernumsatz 3 Mrd. Euro erreichen”, heißt es im Quartalsbericht. Ein weiteres Ziel sei, die bereinigte operative Marge mittelfristig auf 25 Prozent zu steigern. In dem Bereich wolle Boss im kommenden Jahr Fortschritte machen. Allerdings warnt das Unternehmen unmissverständlich im Zwischenabschluss: „Negative gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Marktentwicklungen in wichtigen Absatzmärkten, Kosteninflation in den Beschaffungsprozessen und ein Attraktivitätsverlust der Konzernmarken könnten die Erreichung der Ziele gefährden.” Angesichts der drohenden Rezession in der Euro-Zone und in Japan sowie der deutlichen Abkühlung des Wachstums in China kann dieser Satz nicht oft genug unterstrichen werden. Die Analysten sind bereits etwas skeptischer als Lahrs.
Sie gehen für 2015 von einem Umsatz von lediglich 2,8 Mrd. Euro aus. Und wenn die Analysten ihre 2014er-Schätzungen für die Erlöse kürzen, dürften sie auch jene für 2015 gleich mit stutzen. Gleiches droht bei den Ergebnisprognosen. Derzeit gehen die Finanzprofis von einer EBITDA-Marge von 24 Prozent aus. Wie Boss diese Prognose selbst in einem guten Konjunkturumfeld hätte erreichen sollen, bleibt allerdings das sahnige Geheimnis der Analysten. So lag die bereinigte EBITDA -Marge im Jahr 2011 bei 22,8 Prozent, 2012 bei 22,5 Prozent und 2013 bei 23,2 Prozent. Nach neun Monaten im Jahr 2014 stehen nun 22,4 Prozent zugute. Ein deutlicher Aufwärtstrend ist in dem Bereich offensichtlich nicht zu erkennen.
Anleger sollten die Aktie dennoch auf ihre Watchlist nehmen, wenngleich sie mit einem 2015er-KGV von 19 auf Basis der aktuellen Gewinnschätzungen nicht billig ist. Zwar trüben sich die Geschäftsperspektiven für Boss ein, weshalb die Notiz noch ein wenig nachgeben könnte. Sollte der Finanzinvestor Permira, der noch 39 Prozent der Anteile hält, weitere Papiere verkaufen, könnte zusätzlicher Druck auf die Aktie aufkommen. Die langfristigen Perspektiven für den Modekonzern erscheinen allerdings weiterhin gut.