Beim Modehersteller Hugo Boss schieben sich an Ferien- oder Brückentagen die Besucher durch das Outlet im heimischen Metzingen. Nummernschilder aus Luxemburg, Frankreich oder Belgien unterstreichen, wie weit die Besucher fahren, um schwäbische Qualität etwas billiger zu bekommen. In Asien zählen Marken zum Status, dort legt man auch reichlich Yuan oder Rupien für die Originalware hin. Der Konzern rechnet mit einem starken zweiten Halbjahr. Im Gesamtjahr soll daher der Umsatz im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen, nicht zuletzt aufgrund des florierenden Geschäfts in den eigenen Läden. Die konzerneigenen Läden steuern schon fast die Hälfte des Konzernumsatzes bei.
Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs will vor allem in Osteuropa, Asien und Amerika weitere Filialen eröffnen. Zudem wird die Anzahl der Kollektionen von zwei auf vier pro Jahr umgestellt. Für 2015 peilt der Konzernlenker einen Umsatz von 3 Mrd. Euro an. Der Großaktionär Permira, der noch rund 56 Prozent der Anteile hält, sollte weiter Freude an seinem Investment haben. Als Hugo Ferdinand Boss 1924 seine Kleiderfabrik gründete, beschäftigte er lediglich 30 Näherinnen. Hergestellt wurden verschiedene Bekleidungsstücke in Einzelfertigung, allem voran Berufskleidung. Knapp 90 Jahre später steht ein Konzern da, der mit rund 11.800 Mitarbeitern zu den Weltmarktführern im Premium- und Luxussegment des Bekleidungsmarkts zählt. 6.800 Verkaufspunkte in 129 Ländern vertreiben mittlerweile eine umfassende Produktvielfalt der Hugo Boss AG, die von Abendbekleidung bis zu Accessoires reicht. Trotz der schwierigen Wirtschaftslage weltweit konnte der Konzern mit verbesserten Halbjahreszahlen Investoren überzeugen. Nun wird sogar ein neuer Rekord bei Umsatz und Ergebnis auf Jahressicht angestrebt.
Die Konjunkturflaute in Europa und der lang anhaltende Winter machten auch den Metzingern zu schaffen, da dies nach Unternehmensangaben einen negativen Einfluss auf die Bekleidungsnachfrage hatte. Dank kaufkräftiger Touristen in europäischen Metropolen sei es aber gelungen – wie auch in Asien und Amerika – den Umsatz zu erhöhen. Die Linien BOSS Green, Hugo und die Kernmarke Boss waren für diesen Aufwärtstrend verantwortlich. Lediglich die an urbane Casualwear orientierte Linie BOSS Orange zeigte im Vorjahresvergleich Absatzschwäche im ersten Halbjahr. Dies könnte auf eine zyklisch bedingte Nachfrage zurückzuführen sein. Insgesamt stieg der Umsatz auf währungsbereinigter Basis von Januar bis Juni um 4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Betrachtet man die Kennzahlen genauer, so wird ersichtlich, dass der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Vergleich zu 2012 leicht gesunken ist. Dies könnte auf die Investitionen zurückzuführen sein, die sich auf sechs Monatssicht verdoppelt haben. Grund für den Anstieg seien die erhöhten Vertriebs- und Marketingaufwendungen, die im Rahmen der weltweiten Expansion erforderlich seien. Dazu gehören die Kosten für die Eröffnung von 61 neuen Standorten. Außerdem wird ein neues Distributionszentrum gebaut, das kürzere Durchlaufzeiten und einen besseren Servicelevel versprechen soll.
Für die Zukunft erwartet das Unternehmen eine Fortsetzung des Aufwärtstrends in der Premium- und Luxusgüterbranche, was auch Hugo Boss zu Gute kommen könnte. Prognostiziert wird weiteres Wachstum in allen Regionen, was für den Umsatz und EBITDA vor Sondereffekten zu Steigerungen “im hohen einstelligen Bereich” führen soll. Der eigene Einzelhandel könnte dabei der Schlüssel zum Erfolg sein. Hier wurde im ersten Halbjahr der Umsatz um 12% zum Vorjahreszeitraum gesteigert. Dies könnte auch erklären, warum zunehmend auf eigenständige Bewirtschaftung der Verkaufspunkte gesetzt wird. Stichwort in diesem Zusammenhang lautet Shop-in-Shops. So wurde in den USA mit der Warenhauskette Saks (einer der zehn wichtigsten Kunden von Hugo Boss) vereinbart, dass der deutsche Konzern seine Produkte vor Ort selbst vertreiben soll. Diese Strategie könnte zwei Vorteile mit sich bringen: Zum einen sei der US-Markt härter umkämpft als in Europa oder Asien, so dass hier eigenes Personal durch besseren Service zu Marktanteilgewinnen verhelfen könnte und zum anderen könnte das Warenangebot optimiert werden.
Bei einem aktuellen Kurs von rund 92 Euro bewerten derzeit 17 Analysten bei Bloomberg die Hugo Boss Aktie mit “Kaufen” und 13 Analysten mit “Halten”. Zwei der Analysten auf Bloomberg setzen Hugo Boss auf “Verkaufen”. Das Zwölf-Monats-Kursziel auf Bloomberg liegt bei 96,95 Euro. Der Spielraum nach oben scheint auf dem aktuellen Niveau begrenzt und eine Konsolidierung auf dem aktuellen Niveau wahrscheinlich. Daher bieten sich im derzeitigen Umfeld Discountzertifikate an, wie etwa das Papier mit der WKN BP5TN7. Der Cap liegt mit 90 Euro ungefähr auf dem aktuellen Niveau, die Laufzeit endet im Dezember 2013. Sollte der Cap zu diesem Zeitpunkt nicht unterschritten werden, winkt eine Rendite von 15,9 Prozent per anno. Der Discount beträgt etwa sieben Prozent. Wer etwas optimistischer gestimmt ist, kann das Papier mit der WKN HV93QJ erwerben. Hier liegt der Cap bei 95 Euro und die Laufzeit geht bis März 2014. Die Renditechance liegt hier bei 17,2 Prozent und der Discount macht 5,3 Prozent aus.
Dieser Beitrag stammt von den Kollegen der boersengefluester.de-Partnerseite Feingold Research
Foto: Hugo Boss AG