[regsho-scanner-teaser]

H&R: Vernachlässigte Spezialchemie-Aktie

Wer auf eine positive Überraschung spekuliert hat, mag vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Letztlich hat der Spezialchemiekonzern H&R aber genau das geliefert, was der Vorstand in Aussicht gestellt hatte: So erzielte H&R 2017 bei Erlösen von 1.025,1 Mio. Euro ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 97,9 Mio. Euro. Und hätte die Gesellschaft nicht im Herbst die – freilich schon länger geplanten – Wartungsarbeiten an Anlagen durchgeführt, wäre sogar ein Stück mehr an Gewinn hängen geblieben. Zusätzlich drückten höher als gedachte Abschreibungen auf das Ergebnis, so dass am Ende „nur“ ein Überschuss von 31,1 Mio. Euro in den Büchern stehen geblieben ist – nach 38,4 Mio. Euro im Jahr zuvor. An der Börse sind die Neuigkeiten trotzdem weitgehend abgeperlt, was jedoch zu einem Großteil auch daran liegen dürfte, dass H&R – bis März 2014 immerhin noch ein SDAX-Konzern – ohnehin ein wenig in der Börsenversenkung abgetaucht ist. Aus den Schlagzeilen der Finanzpresse ist H&R jedenfalls weitgehend verschwunden.

 

[shortcodedisplaychart isin=”DE000A2E4T77″ ct=”1Y” cwidth=”595″ cheight=”350″]

 

Hauptursache dafür sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Jahre 2012 bis 2014. Damals schrieb das Unternehmen tiefrote Zahlen und musste seitdem die Dividende streichen. Immerhin: Für 2016 bekamen die Anteilseigner für je 50 Aktien eine zusätzliche Berichtigungsaktie gratis ins Depot gebucht. Nun ist die AG-Bilanz aber soweit genesen, dass H&R zumindest wieder dividendenfähig ist. Einen offiziellen Beschluss für eine Ausschüttung gibt es allerdings noch nicht. Der Geschäftsbericht mit allen Details wird erst am 21. März 2018 veröffentlicht. Boersengefluester.de geht derzeit davon aus, dass H&R nicht gleich aus dem Vollen schöpfen wird und sich in Sachen Dividende behutsam nach vorn tastet. Unsere Schätzung für 2017 lautet daher 0,22 Euro je Aktie. Bei einem Ergebnis pro Anteilschein von 0,88 Euro entspricht das einer Ausschüttungsquote von einem Viertel. In die Renditecharts wird der Titel damit kaum kommen.

Dafür hat das Papier eine Menge andere Qualitäten: So ist der Börsenwert von 506 Mio. Euro nur etwa halb so hoch wie der zuletzt erzielte Umsatz. Bei dem Chemiekonzern Lanxess wird jeder Euro Umsatz dagegen mit rund 0,65 Euro bewertet. Punkten kann der Titel zudem unter KGV-Aspekten und mit Blick auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis. So gesehen sollte das aktuelle Kursniveau im Bereich um 14 Euro eine solide Einstiegsbasis sein. Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverbindlichkeiten von rund 120 Mio. Euro wird der Titel gerade einmal mit dem Sechsfachen des von boersengefluester.de für 2018 erwarteten EBITDA gehandelt. Das entsprechende Multiple (Enterprise Value zu EBITDA) von Lanxess liegt bei etwa acht. Unternehmen wie Evonik Industries, Covestro oder Wacker Chemie, die ebenfalls zur Peer Group gehören, kommen auf EV/EBITDA-Multiples im Bereich um sieben.

Aus Kurvensicht befindet sich die H&R-Aktie zurzeit im Niemandsland. Bei 14 Euro gibt es eine gewisse Haltezone, nach oben geht seit einigen Monaten allerdings auch nicht viel. Trotzdem: Für langfristig orientierte Anleger sind das nicht die verkehrtesten Vorzeichen. Der Titel ist alles andere als gejazzt, die fundamentale Bewertung ansprechend – und die Charttechnik zumindest neutral. Oben drauf gibt es noch einen Schuss Dividendenfantasie.

 

[financialinfobox wkn=”A2E4T7″]

 

[basicinfoboxsc isin=”DE000A2E4T77″]


 

 

[basicinfoboxsc isin=”DE0005470405″]

 

[basicinfoboxsc isin=”DE000WCH8881″]

 

[basicinfoboxsc isin=”DE000EVNK013″]

 

[basicinfoboxsc isin=”DE0006062144″]

 

Foto: © copyright H&R KGaA

 


[sws_blue_box box_size=”640″]Kennen Sie schon unseren wöchentlichen Newsletter BGFL Weekly? Das Angebot ist kostenlos und präsentiert die Highlights von boersengefluester.de (BGFL) sowie andere nützliche Links. Der Erscheinungstag ist immer freitags. Wer Interesse hat und noch nicht registriert ist, kann das sehr gern unter diesem LINK tun. Wir freuen uns auf Sie![/sws_blue_box]

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.