Seit mehr als drei Jahren liefert der Aktienkurs von H&R nun ein ziemliches Trauerspiel ab und hat in dieser Zeit um rund zwei Drittel an Wert verloren. Eine ungünstige Entwicklung der Rohstoffkosten, der enorme Wettbewerbsdruck und die Belastungen aus den umfangreichen Umstrukturierungen setzten dem Aktienkurs des Spezialchemie- und Raffineriekonzerns mächtig zu. Im März 2014 musste das Unternehmen aus dem niedersächsischen Salzbergen sogar seinen SDAX-Platz räumen – nach zehn Jahren Zugehörigkeit. Die Analysten finden kaum noch Gefallen an dem Papier und sprechen entweder lauwarme Halten-Empfehlungen aus oder raten gar zum Verkauf. Die Experten von Kepler Chevreux befürchten etwa einen weiteren Kursrückfall von derzeit 7 Euro auf 5,50 Euro.
Immerhin sorgt H&R nun mit einem größeren Deal für Schlagzeilen. Demnach hat Hansen & Rosenthal – in dieser Gesellschaft sind sämtliche Firmen des Mehrheitsaktionärs Nils Hansen zusammengefasst – 51 Prozent seines Chinageschäfts via Sacheinlage in H&R eingebracht. Als Gegenleistung erhält Hansen & Rosenthal 5.847.042 neue H&R-Aktien, deren Stückpreis mit 7,10 Euro bewertet wurde. Demnach kommt der Deal auf ein Volumen von 41,5 Mio. Euro. Zur Einordnung: Die bisherige Marktkapitalisierung – auf Basis der alten Aktienstückzahl – lag bei rund 210 Mio. Euro. Insgesamt soll das China-Geschäft für einen Umsatz von rund 93 Mio. Euro stehen und die Profitabilität der Gruppe erhöhen. „Somit sorgt dieser Impuls auch für eine erhöhte Attraktivität bei Investoren und Kooperationspartnern”, sagt Niels H. Hansen, Vorstandsvorsitzender von H&R.
Insgesamt dürfte sich der Aktienanteil von Nils Hansen (er ist der Vater von Niels H. Hansen) von 50,8 Prozent auf etwa 59,4 Prozent erhöhen. Der Streubesitz sollte von rund 40 Prozent auf knapp 34 Prozent sinken. Ob sich die Position von H&R durch die mehrheitliche Einbringung des China-Geschäfts tatsächlich signifikant verbessert, lässt sich gegenwärtig kaum seriös einschätzen. Immerhin zeigt die Transaktion aber, dass es bei H&R vorangeht und der Großaktionär zu der Firma steht. Im Halbjahresbericht ließ Niels H. Hansen noch etwas kryptisch durchblicken: „Unabhängig von den laufenden Anstrengungen zur Verbesserung des operativen Geschäfts, prüfen wir auch strategische Optionen, mit denen sich unser Geschäftsmodell konsequent auf die nachhaltig positive Ertragsentwicklung unseres Kerngeschäfts fokussieren bzw. weiterentwickeln ließe.“ Nun ist klar: Damit wird er wohl auch die Vorbereitungen für die Einbringung des China-Geschäfts gemeint haben.
Foto: H&R AG