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H&R: Aktie für den zweiten Blick

H&R ist jetzt bestimmt keine Aktie, die man als Investor in der aktuellen Situation zwangsläufig gut finden muss. Der allgemeine Wirtschaftseinbruch durch COVID-19 setzte dem Spezialraffinerie-Unternehmen im zweiten Quartal ordentlich zu und sorgte für tiefrote Zahlen. Unterm Strich entstand ein Fehlbetrag von 9,12 Mio. Euro – entsprechend minus 0,24 Euro je Aktie. Dabei hat die Gesellschaft ohnehin mit billigen Grundölen aus Osteuropa und chinesischen Paraffin-Expeorten zu kämpfen. Selbst der durch Corona zwischenzeitlich arg eingeknickte Ölpreis sorgte diesmal für keine Entspannung, da schlichtweg die entsprechenden Umsatzerlöse fehlten. Soweit ist das mittlerweile aber bekannt. Und wer sich etwas tiefer in den Zwischenbericht einarbeitet, findet durchaus Passagen, die Mut machen. So weist CEO Niels H. Hansen darauf hin, dass der Juni bereits wieder deutlich besser lief als die Monate zuvor. Ein Trend, der sich zu Beginn des zweiten Halbjahrs festigte. Für das dritte Quartal sind sogar positive Effekte aus der Rohstoffpreisentwicklung wahrscheinlich.

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Gleichwohl wird das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im laufenden Jahr maximal 45 Mio. Euro erreichen. Zum Vergleich: Ursprünglich kalkulierte das Management mit einem EBITDA von bis zu 65 Mio. Euro. Unterm Strich steuert H&R damit auf einen dicken Verlust für 2020 zu. Nun: Tendenziell sollten die Nachrichten in den nächsten beiden Quartalen aber besser werden, was schon mal gut ist. Charmant ist ebenfalls für Neuanleger, dass die Aktie von H&R mit einem Abschlag von 35 Prozent auf den Buchwert gehandelt wird. Eine Konstellation, die es im gesamten Chemiesekor so nicht noch einmal gibt. Standardwerte wie BASF, Evonik Industries, Covestro, Lanxess, Fuchs Petrolub oder auch Spezialitäten wie IBU-tec advanced materials, die AlzChem Group bzw. Nabaltec werden allesamt mit Aufgeld zum Buchwert gehandelt. Tipp: Werfen Sie dazu auch einen Blick auf unseren Fundamental-Scanner.

 

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Zumindest erwähnenswert ist auch, dass der Unternehmenswert – also die Marktkapitalisierung plus die Netto-Finanzverbindlichkeiten (inklusive der üppigen Pensionsrückstellungen) – weniger als das Zehnfache des von boersengefluester.de für 2020 erwarteten EBITDA ausmacht. Keine Frage: Gern hätten wir eine solche Relation auch für das klassische KGV (also auf Basis des Gewinns nach Steuern), aber dafür muss mal wohl schon die Prognosen für 2023 heranziehen. Summa summarum sieht das Chance-Risiko-Verhältnis bei der H&R-Aktie aber gar nicht mal so verkehrt aus. Schließlich kostet die Aktie derzeit nicht mehr 15 Euro wie 2017 oder 10 Euro wie 2018, sondern nur mehr etwas mehr als 5 Euro. Für antizyklisch orientierte Investoren, deren Herz für die Old Economy schlägt, bietet sich also eine veritable Gelegenheit.

 

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Foto: H&R Gruppe


 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.