Der große Zauber ist aus den Aktien rund um die Bereiche Baumärkte oder auch Heimwerkergeräte längst entwichen. So musste der Anteilschein der Hornbach Holding im vergangenen Jahr im Tief einen Kursrutsch von 55 Prozent verkraften – gleichbedeutend mit einem Rückfall auf das Niveau von Mitte 2020. Damals war der Corona-Crash gerade ausgebügelt, eher der Titel zu seiner massiven Rally ansetzte. Umso interessanter, dass die Aktie der Hornbach Holding in den vergangenen Monaten nicht nur einen Boden ausgebildet hat, sondern auch wieder vorsichtig an Höhe gewinnt. Das hat vordergründig natürlich auch mit der allgemeinen Markterholung zu tun. Eine wesentliche Rolle dürfte aber auch die quasi auf All-Time-High notierende Aktie der Tochter Hornbach Baumarkt spielen. Formal ist Hornbach Baumarkt von der Börse delistet, im Hamburger Freiverkehr wird der Anteilschein aber weiter gehandelt, wenn auch bei überschaubaren Umsätzen.
Nach der Delisting-Offerte sind der Muttergesellschaft 90,86 Prozent an der Baumarkt-AG zuzurechnen, der Rest befindet sich im Streubesitz. In absoluten Zahlen entspricht der auf die Holding entfallende Börsenwert des Baumarkts etwas mehr als 1.586 Mio. Euro. Kurios: Die im SDAX notierte Hornbach Holding selbst bringt es derzeit „nur“ auf eine Marktkapitalisierung von 1.280 Mio. Euro. Die nicht börsennotierten 100-Prozent-Töchter Hornbach Immobilien AG und sowie die Hornbach Baustoff Union GmbH gibt es also nicht nur umsonst on top, sondern sogar mit einem Discount von 306 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 4.140,99 | 4.362,39 | 4.729,22 | 5.456,18 | 5.874,96 | 6.263,13 | 6.160,89 | |
EBITDA1,2 | 262,70 | 235,73 | 419,80 | 516,30 | 564,90 | 505,40 | 473,80 | |
EBITDA-Marge3 | 6,34 | 5,40 | 8,88 | 9,46 | 9,62 | 8,07 | 7,69 | |
EBIT1,4 | 161,17 | 120,60 | 213,80 | 311,89 | 354,97 | 258,50 | 225,77 | |
EBIT-Marge5 | 3,89 | 2,76 | 4,52 | 5,72 | 6,04 | 4,13 | 3,67 | |
Jahresüberschuss1 | 95,75 | 75,14 | 123,34 | 201,44 | 244,51 | 167,83 | 131,68 | |
Netto-Marge6 | 2,31 | 1,72 | 2,61 | 3,69 | 4,16 | 2,68 | 2,14 | |
Cashflow1,7 | 182,20 | 54,02 | 324,45 | 346,50 | 344,95 | 425,45 | 454,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | 5,11 | 4,08 | 6,56 | 10,33 | 12,48 | 9,83 | 7,83 | |
Dividende8 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 2,00 | 2,40 | 2,40 | 2,40 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Nun steht und fällt das Ergebnis dieser Überschlagsrechnung mit dem Börsenwert der Baumarkt-AG – und der reflektiert angesichts des Mini-Streubesitzes von nur etwas mehr als neun Prozent zu einem guten Teil Knappheitspreise. Immerhin dürfte die Holding früher oder später auf einen Squeeze-out drängen. Andererseits sind die aktuellen Relationen nun mal so, folglich sollten Investoren sie nicht ausblenden. Zudem sind im gesamten Konzernverbund erhebliche stille Reserven in Form von Immobilienbesitz enthalten. So befinden sich rund 60 Prozent der Verkaufsflächen im Eigentum von Hornbach. In der jüngsten Präsentation zur Vorlage der Neun-Monats-Zahlen werden die stillen Reserven weiterhin auf etwas mehr als 800 Mio. Euro beziffert – rund 45 Prozent davon sind dem Teilkonzern Baumarkt zuzurechnen, der Rest dem Teilkonzern Immobilien.
Losgelöst von diesen Substanzthemen läuft es bei Hornbach aber auch operativ vergleichsweise stabil. Die Sorgen vor dem großen Absturz nach dem Corona-Hype, die durch die nachlassenden Aktivitäten im Renovierungs- und Baubereich zusätzlich an Brisanz gewonnen haben, haben sich für Hornbach bislang so nicht bewahrheitet. Für 2022/23 (28. Februar) bleibt es bei der Prognose, wonach bei leicht steigenden Netto-Erlösen mit einem Rückgang des bereinigten EBIT im niedrigen zweistelligen Prozentbereich (Vorjahr: 363 Mio. Euro) zu rechnen ist. Hätte schlimmer kommen können. Noch im Januar tourt der Vorstand zur Roadshow nach Frankfurt, Anfang Februar geht es dann auf den von Montega organisierten Hamburger Investorentag HIT. Für boersengefluester.de ist die Aktie der Hornbach Holding ein attraktives Investment mit viel Aufwärtspotenzial und einer vermutlich erneut attraktiven Dividendenrendite.
Foto: Hornbach Holding AG & Co. KgaA