Aktien von Hornbach – sowohl von der Holding als auch der Baumarkt AG – gelten normalerweise als ein Hort der Stabilität. Doch jetzt hat es auch die Gesellschaft aus Neustadt in der Pfalz erwischt. Nach einem unerwartet schlechten Ergebnis im dritten Quartal rechnet Vorstandschef Albrecht Hornbach für das Gesamtjahr mit einem Gewinnrückgang – statt des bislang in Aussicht gestellten EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) auf Vorjahresniveau. Zur Einordnung: Auf Holding-Ebene knickte das EBIT im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2015/16 (endet am 29. Februar 2016) um knapp 43 Prozent auf 21,3 Mio. Euro ein. Bei der mittlerweile ebenfalls im SDAX notierten Hornbach Baumarkt AG rutschte das EBIT um annähernd drei Viertel auf nur noch 5,0 Mio. Euro ab. Dementsprechend heftig fiel die Reaktion an der Börse aus: Die Notiz der Holding schmierte um 18,5 Prozent auf 59,40 Euro ab, das Papier der Baumarkt AG verlor um 12,5 Prozent auf 28,50 Euro an Wert. „Der empfindliche Ertragsrückgang betrifft vor allem das Baumarktgeschäft in Deutschland. Trotz im Vergleich zum Vorjahr nahezu unveränderter Umsätze wurde hier die Ergebnisentwicklung durch Kostensteigerungen und eine niedrigere Handelsspanne belastet”, sagt Hornbach zur aktuellen Entwicklung. Weitere Infos will das Unternehmen am 21. Dezember mit der Vorlage des Neun-Monats-Berichts präsentieren. Noch ist also offen, wie groß der Ergebnisrückgang für das Gesamtjahr wohl sein wird und ob es sich um einen anhaltenden Druck auf die Margen handelt.
Zunächst einmal fragen sich vermutlich viele Investoren, wo eigentlich die Unterschiede zwischen den beiden Gattungen liegen und warum die Börse gerade bei der Holding so heftig reagiert hat. Simpel ausgedrückt ist die Hornbach Holding AG & Co. KGaA die Mutter der Hornbach-Gruppe. Diese besteht aus der Hornbach Immobilien AG, der Hornbach Baustoff Union GmbH und der Hornbach-Baumarkt-AG. Die mit Abstand wichtigste Gesellschaft aus diesem Trio ist die Baumarkt AG. Am Tag vor der Gewinnwarnung hatte die Baumarkt AG eine Marktkapitalisierung von 1.036,6 Mio. Euro – die Holding kam auf einen Börsenwert von 1.168,0 Mio. Euro. Da die Holding 76,4 Prozent aller Baumarkt-Anteile besitzt, waren ihr von den 1.036,6 Mio. Euro knapp 792 Mio. Euro zuzurechnen. Anders ausgedrückt: Der Börsenwert der Holding war zu fast 68 Prozent durch den Depotbestand an Baumarkt-Aktien unterlegt. Der Rest ergibt sich aus den Beteiligungen an der Baustoff Union (Baustoffhandel mit Gewerbekunden) und dem Immobilienbereich. Ein wesentlicher Teil der Immobilien, in denen die Hornbach-Baumärkte angesiedelt sind, gehören dem Unternehmen. Die Immobilien AG ist hier als Entwickler tätig und vermietet die Objekte an die Baumarkt AG, ist aber auch für Dritte aktiv.
Unterstellt man nun, dass sich die Lage bei den Baustoff- und Immobiliengeschäften nicht großartig verändert hat, entfällt auf diesen Bereich ein Börsenwert von rund 376 Mio. Euro. Nach dem Kurssturz im Zuge der Gewinnwarnung haben sich die Gewichte folgendermaßen verschoben: Die Holding kommt auf eine Kapitalisierung von 950,4 Mio. Euro, die Baumarkt-AG bringt 900,1 Mio. Euro auf die Waagschale – davon gehören knapp 688 Mio. Euro (entsprechend 76,4 Prozent) der Hornbach Holding. Bezogen auf die Kapitalisierung der Holding entspricht das einer Quote von 72,3 Prozent – nach zuletzt knapp 68 Prozent. Addiert man nun zu den 688 Mio. Euro die 376 Mio. Euro aus dem Immobilien- und Baustoffbereich, käme die Holding auf einen Wert von 1.064 Mio. Euro. Tatsächlich bringt es die Holding momentan aber nur auf gut 950 Mio. Euro. Nach dieser Rechnung würde sich also eine Lücke von gut 114 Mio. Euro ergeben. Heruntergerechnet auf die einzelne Holding-Aktie entspricht das einem Betrag von etwas mehr als 7 Euro. Soll heißen: Wenn der Kursrutsch der Baumarkt AG von 12,5 Prozent als fair erachtet wird, hätte die Holding-Aktie ungerechtfertigt viel eingebüßt. Unter Trading-Aspekten könnte sich hier also eine gute Chance ergeben.
Noch keine belastbaren Aussagen lassen sich zur Auswirkung auf die Dividende treffen. Grundsätzlich wollte die Hornbach Holding künftig „unter Beachtung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens und des Prinzips der Dividendenkontinuität eine Dividende von 30 Prozent des Konzernjahresüberschusses nach Anteilen anderer Gesellschafter” vornehmen. Zur Einordnung: In den vergangenen fünf Jahren lag diese Quote im Schnitt bei 14,2 Prozent – war also knapp halb so hoch. Demnach könnte es trotz des zu erwartenden Ergebnisabfalls auf Gesamtjahressicht durchaus eine stabile Dividende geben. Möglicherweise sogar eine leichte Anhebung. Dieses Szenario hält boersengefluester.de momentan aber für eher weniger wahrscheinlich. Kalkulieren Investoren mit einer konstanten Dividende von 0,80 Euro, käme das Papier allerdings nur auf eine Rendite von 1,3 Prozent. Fazit: Der Kursrutsch ist eine böse Überraschung und tut höllisch weh. Wer die Aktie der Holding oder die der Baumarkt AG im Depot hat, sollte jetzt jedoch nicht panisch reagieren. Noch fehlt es an belastbaren Fakten, die auf einen nachhaltigen Abwärtsrend hindeuten. Und für aktive Anleger bietet die Holding sogar passable Chancen auf ein paar schnelle Prozent.
Ein gewisses Geschmäckle hat die ganze Geschichte aber dennoch: Erst Ende Oktober 2015 hatte die Hornbach Familien-Treuhand über die Berenberg Bank und die Commerzbank 1 Million Aktien der Hornbach Holding bei institutionellen Investoren platziert. Nur schwer vorstellbar, dass zu diesem Zeitpunkt die massive Abschwächung der Ergebnisse im Baumarktbereich noch überhaupt nicht absehbar war.
Foto: Hornbach Holding AG & Co. KGaA