Auch das ein Effekt der aktuellen Phase in der Corona-Krise: Die Leute schauen sehr genau hin, wo wieder was geht. Und so übt selbst ein ganz normaler Baumarkt plötzlich seinen speziellen Reiz aus. Hinzu kommen die indirekten Effekte, wonach Heim und Garten bei vielen Menschen einen noch höheren Stellenwert bekommen haben. Per saldo sind das attraktive Voraussetzungen für ein Unternehmen wie die Hornbach Holding und die ebenfalls börsennotierte Hornbach Baumarkt-AG. Entsprechend signalisierten die kürzlich veröffentlichten Eckdaten für das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2020/21 (28. Februar) signifikante Umsatz- und Ergebnissteigerungen. Doch der Vorstand von Hornbach ist lange genug im Geschäft um zu wissen, dass sich hieraus noch kein nachhaltiger Trend ablesen lässt. Dafür gibt es einfach zu viele unbekannte Variablen im Zuge der Corona-Ausbreitung. Und so kalkuliert das SDAX-Unternehmen für das Gesamtjahr vorsichtig mit stabilen Erlösen sowie einem um nicht operative Sondereffekte bereinigten Betriebsergebnis leicht unter der Vorjahreshöhe von 227 Mio. Euro.
Losgelöst davon trifft die Pandemie Hornbach in einer Situation, in der das Unternehmen so gut dasteht wie lange nicht mehr. Nach teilweise auch wetterbedingten Einbußen hat die Gesellschaft offenbar die richtige Balance aus stationärem Baumarktgeschäft und Online-Handel gefunden und zudem kräftig an der Profitabilität gearbeitet. Die erheblichen Investitionen der vergangenen Jahre zahlen sich nun aus. So kletterte der Überschuss im vergangenen Geschäftsjahr um rund 64 Prozent auf 123,34 Mio. Euro. „Die Zahlen sind dazu angetan, das vor Jahresfrist gerade in den Reihen so mancher Investoren merklich angeschlagene Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells wiederherzustellen“, betont CEO Albrecht Hornbach im frisch vorgelegten Geschäftsbericht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 4.140,99 | 4.362,39 | 4.729,22 | 5.456,18 | 5.874,96 | 6.263,13 | 6.160,89 | |
EBITDA1,2 | 262,70 | 235,73 | 419,80 | 516,30 | 564,90 | 505,40 | 473,80 | |
EBITDA-Marge3 | 6,34 | 5,40 | 8,88 | 9,46 | 9,62 | 8,07 | 7,69 | |
EBIT1,4 | 161,17 | 120,60 | 213,80 | 311,89 | 354,97 | 258,50 | 225,77 | |
EBIT-Marge5 | 3,89 | 2,76 | 4,52 | 5,72 | 6,04 | 4,13 | 3,67 | |
Jahresüberschuss1 | 95,75 | 75,14 | 123,34 | 201,44 | 244,51 | 167,83 | 131,68 | |
Netto-Marge6 | 2,31 | 1,72 | 2,61 | 3,69 | 4,16 | 2,68 | 2,14 | |
Cashflow1,7 | 182,20 | 54,02 | 324,45 | 346,50 | 344,95 | 425,45 | 454,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | 5,11 | 4,08 | 6,56 | 10,33 | 12,48 | 9,83 | 7,83 | |
Dividende8 | 1,50 | 1,50 | 1,50 | 2,00 | 2,40 | 2,40 | 2,40 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Tatsächlich lädt die Bewertung dazu ein, sich ein paar Hornbach-Aktien ins Depot zulegen. Noch immer wird der Anteilschein mit einem Abschlag zum Buchwert von mehr als einem Viertel gehandelt. Die Dividende lässt die Gesellschaft – wie bereits seit 2015 – konstant bei 1,50 Euro pro Anteilschein, woraus sich eine Rendite von 2,5 Prozent ergibt. Nicht zu verachten sind auch die stillen Reserven aus dem umfangreichen Immobilienvermögen, die Hornbach für den Gesamtkonzern mit nun 728 Mio. Euro angibt. Die aktuelle Marktkapitalisierung wäre damit zu rund 75 Prozent abgedeckt. Fast schon ein Geschmackssache ist derweil die Frage, ob eher die Aktie der Muttergesellschaft – also der Holding – oder der direkten Baumarkttochter. Zurzeit laufen beide Papier weitgehend parallel, wobei die Holding als SDAX-Mitglied spürbar liquider ist. Bewertungstechnisch sind die Unterschiede nicht sonderlich gravierend.
Für Anleger, die besonderen Wert auf die Dividendenrendite legen, bietet die Baumarkt-Aktie gewisse Vorteile. Anderseits sind Investoren mit dem Anteilschein der Holding breiter aufgestellt. Die Baumarkt-AG hat eine Marktkapitalisierung von knapp 697 Mio. Euro – die Holding kommt auf einen Börsenwert von 957 Mio. Euro. Da die Holding 76,4 Prozent aller Baumarkt-Anteile besitzt, sind ihr von den 697 Mio. Euro rund 533 Mio. Euro zuzurechnen. Anders ausgedrückt: Der Börsenwert der Holding ist zu knapp 56 Prozent durch den Depotbestand an Baumarkt-Aktien unterlegt. Der Rest ergibt sich aus den Beteiligungen an der Baustoff Union (Baustoffhandel mit Gewerbekunden) und dem Immobilienbereich.
Foto: Hornbach Holding AG & Co. KGaA