Ein schöner Satz. Bei seiner Präsentation auf den Hamburger Investorentagen (HIT) im Februar 2024 zitierte HomeToGo-Finanzvorstand Steffen Schneider den Mitgründer der Buchungsplattform für Ferienhäuser und -wohnungen, Wolfgang Heigl, mit dessen Credo: „Free Cashflow ist Freiheit.“ Dabei ging es um die auf Profitabilität ausgerichtete Akquisitionsstrategie der Berliner mit formalem SE-Sitz in Luxemburg sowie das generelle Ziel, bis 2025 signifikant Cash zu verdienen. Noch ist die Gesellschaft davon ein gutes Stück entfernt, selbst wenn das um Sonderfaktoren adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) für 2023 mit plus 2,0 Mio. Euro am Ende etwas besser ausgefallen ist, als zuletzt avisiert. Unterm Strich stehen aber weiterhin tiefrote Zahlen. Zum Ende des dritten Quartals 2023 belief sich der Fehlbetrag auf beinahe 19 Mio. Euro.
Die Schere zwischen EBITDA und Netto-Ergebnis klafft also noch weit auseinander bei HomeToGo. Normalerweise eine Konstellation, die boersengefluester.de aus Investorensicht gar nicht gern mag. Bei HomeToGo sehen wir jedoch wirklich gute Hebel für markante Renditeverbesserungen, zumal die Ferienplattform für immer mehr Selbstbucher mit zum Standardprogramm bei der Suche nach dem passenden Domizil für klassische Urlaube oder Städtetrips gehört. Das wiederum hat zur Folge, dass die Zahl der Wiederholungskunden beinahe automatisch steigt, und teure Google-Werbung zur Gewinnung von Interessenten entsprechend an Bedeutung verliert. Im Fachsprech ist in diesem Zusammenhang etwas nüchtern von „deutlich verbesserter Marketingeffizienz“ die Rede.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3,80 | 51,00 | 69,50 | 65,86 | 94,84 | 146,84 | 162,03 | |
EBITDA1,2 | -13,42 | -23,30 | -16,00 | -13,61 | -125,77 | -52,69 | -19,33 | |
EBITDA-Marge3 | -353,16 | -45,69 | -23,02 | -20,67 | -132,61 | -35,88 | -11,93 | |
EBIT1,4 | -13,40 | -29,80 | -29,60 | -17,22 | -130,46 | -65,67 | -31,34 | |
EBIT-Marge5 | -352,63 | -58,43 | -42,59 | -26,15 | -137,56 | -44,72 | -19,34 | |
Jahresüberschuss1 | -13,37 | -29,00 | -29,40 | -23,81 | -166,79 | -53,72 | -28,28 | |
Netto-Marge6 | -351,84 | -56,86 | -42,30 | -36,15 | -175,87 | -36,58 | -17,45 | |
Cashflow1,7 | -12,38 | -19,90 | -10,10 | -10,47 | -82,09 | -36,35 | -8,96 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,10 | -0,30 | -0,31 | -0,36 | -2,09 | -0,47 | -0,25 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Hinweis: 2017 sind GmbH-Zahlen (Quelle: Bundesanzeiger)
Vorteilhaft ist zudem der steigende Anteil von Urlaubsbuchungen, der komplett über die Webseite von HomeToGo läuft – also ohne zwischengeschaltete Partner wie booking.com oder FeWo-direkt. Im vergangenen Jahr machte dieses sogenannte Onsite-Geschäft rund 54 Prozent der gesamten Buchungserlöse aus – nach 55 Prozent für 2022. Zudem ergänzt HomeToGo seine Plattform über selektive Zukäufe wie zuletzt KMW Reisen und der Super Urlaub – bekannt unter anderem für kurzurlaub.de –, wodurch Bestandskunden über Spezialangebote noch besser an die Dachmarke gebunden werden können. „Die vielen kleinen regionalen Anbieter machen unsere Seite attraktiv“, sagt CFO Steffen Schneider. Gut gefällt uns aber auch, dass HomeToGo sein profitables B2B-Geschäft – etwa im Form von Planungssoftware für die Anbieter von Ferienimmobilien – ausbaut und künftig sogar als eigenes Reporting-Segment in den Zahlen ausweist.
Insgesamt also viele Fortschritte im 10. Jahr nach der Firmengründung. Doch knapp drei Jahre nach dem Börsenstart am 22. Februar 2021 – damals über das Vehikel Lakestar SPAC I – dümpelt der Aktienkurs von HomeToGo in der Nähe seiner Tiefstände um 2 Euro, was definitiv eine Enttäuschung ist. Zum Vergleich: Die Kursziele der Analysten bewegen sich in einer Bandbreite zwischen 4,50 und 6,30 Euro – also markant über der aktuellen Notiz. Hierin spiegelt sich die Skepsis vieler Investoren gegenüber noch immer defizitären Geschäftsmodellen im aktuellen Zins- und Wirtschaftsumfeld wider. Natürlich ist die generelle Zurückhaltung berechtigt, doch bei HomeToGo ist boersengefluester.de zuversichtlich, dass sich das Konzept in klingende Münze umwandeln lässt und die Gesellschaft ihren Weg geht. Oder wie Wolfgang Heigl zu sagen pflegt: Free Cashflow ist Freiheit.
Foto: Unsplash+
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