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HomeToGo: Endlich am Ziel

Das Management von HomeToGo war sich schnell einig: Die Akquisition des langjährigen Schweizer Partners Interhome ist eine „once in a lifetime opportunity“.  Entsprechend froh ist CFO Steffen Schneider, dass der Deal – nach langer Vorbereitungszeit – jetzt weitgehend in trockenen Tüchern ist. Dabei handelt es sich eigentlich um zwei Transaktionen, denn die auf Ferienhäuser und -wohnungen spezialisierte Interhome ist Teil der als Ganzes zum Verkauf gestandenen Hotelplan Group. Da für HomeToGo aber nur der Bereich Ferienhäuser/-wohnungen interessant ist, ist es eine gute Fügung, dass die zum REWE-Verbund gehörende DERTOUR das klassische Reiseveranstaltungsgeschäft von Hotelplan übernimmt.

Wie sich die beiden Pakete preislich unterscheiden, will Schneider im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de nicht verraten. Grundsätzlich dürfte Interhome aber die attraktivere Hälfte sein. So oder so: Für die börsennotierte HomeToGo SE ist es die größte Transaktion in der Firmengeschichte. Der Kaufpreis beträgt 150 Mio. Euro CHF (rund 158 Mio. Euro) plus nachgelagerte Zahlungen von bis zu 85 Mio. CHF (knapp 90 Mio. Euro), wovon der Großteil erst 2028 und 2029 fällig wird. Finanziert hat das Unternehmen die Akquisition über eine bereits umgesetzte Barkapitalerhöhung mit einem Bruttoerlös von rund 85 Mio. Euro (emittiert wurden quasi über Nacht 53.125.000 A-Aktien zu je 1,60 Euro) sowie Darlehen im Gesamtvolumen von 75 Mio. Euro und aus dem Cashbestand.

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Die Verwässerung ist zunächst einmal enorm, so hat sich die Zahl der emittierten Aktien um mehr als 40 Prozent erhöht. Positiver Nebeneffekt ist immerhin, dass sich der Streubesitz von bislang rund einem Drittel kräftig erhöht und künftig eine deutlich höhere Handelsliquidität in der HomeToGo-Aktie zu erwarten ist. Bislang war dieser Punkt regelmäßig ein Malus in dem Investmentcase. Punkten wollen die Berliner an der Börse aber in erster Linie mit den signifikant verbesserten Ertragsaussichten des neu formierten Verbunds. So stehen beide Gesellschaften 2024 für einen kombinierten Umsatz von mehr als 330 Mio. Euro sowie ein um Sonderfaktoren bereinigtes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von über 30 Mio. Euro – inklusive eines „erheblich“ positiven Free Cashflows.

Zum Vergleich: Auf HomeToGo allein entfallen Erlöse von bis zu 215 Mio. Euro sowie ein adjustiertes EBITDA von Untergrenze 11 Mio. Euro. Vereinfacht ausgedrückt erhöht sich das bereinigte EBITDA auf Pro-forma-Basis für 2024 also um den Faktor 3 bzw. bei der operativen Marge von 5 auf 10 Prozent. Soweit die Theorie, spannender wird die Zukunft. Und hier drängt insofern ein wenig die Zeit, da in der Touristikbranche üblicherweise das erste Quartal die mit Abstand buchungsstärkste Zeit ist und alle Optimierungsprozesse in Sachen Marketing, Preisgestaltung und auch Plattformtechnologie erst mit formalem grünen Licht durch die Wettbewerbsbehörden wirksam werden. Gut möglich also, dass die neue Gruppe erst 2026 volle Fahrt aufnimmt.

Grundsätzlich strebt Finanzvorstand Schneider aber bereits kurzfristig eine Ausweitung der operativen Marge auf über 15 Prozent an. Mittelfristig sollen mehr als 20 Prozent EBITDA-Marge drin sein. Die Planung geht also in Schritten von 5 Prozentpunkten Richtung Norden. „Wir liefern Stück für Stück unsere Ergebnisverbesserungen ab“, sagt Schneider. Es spricht einiges dafür, dass der Kapitalmarkt diese Dynamik zurzeit noch unterschätzt und HomeToGo auf der Ertragsseite künftig für einige positive Überraschungen gut sein dürfte. Der Kaufpreis für Interhome dürfte damit gut angelegtes Geld sein, zumal das bezahlte Multiple auf das EBITDA von Interhome deutlich unter der Pro-forma-Börsenbewertung der neu formierten Gruppe liegt. Als fader Beigeschmack bleiben trotzdem die große Kapitalerhöhung zum Dumpingpreis von 1,60 Euro sowie die künftig zu tragenden Zinsbelastungen aus dem Darlehen.

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.