Das Umfeld ist leider alles andere als entspannt: Die Angst vor Terrorattacken, gewaltige Werbeaktionen und damit oft einhergehende Rabatte setzen der Tourismusbranche arg zu. Hinzu kommen die bislang noch ungewissen Auswirkungen aus der Insolvenz der Unister-Gruppe, die mit Portalen wie ab-in-den-urlaub.de forsch unterwegs war. „Wir sind in den perfekten Sturm geraten, allerdings mit dem perfekten Boot“, sagt Dirk Schmelzer, Finanzvorstand der börsennotierten HolidayCheck Group. Das perfekte Boot ist ausgestattet mit Finanzmitteln von stattlichen 32 Mio. Euro – Bankverbindlichkeiten hat das mehrheitlich zu Burda Digital gehörende Unternehmen nach dem Verkauf der Nicht-Reise-Aktivitäten nicht mehr. Ein Trauerspiel ist derweil die Entwicklung des Aktienkurses. Mit knapp 2,30 Euro bewegt sich die Notiz etwa auf dem Niveau von Anfang 2009. Die Marktkapitalisierung beträgt gut 133 Mio. Euro. Mit anderen Worten: Das gesamte operative Geschäft wird zurzeit mit rund 100 Mio. Euro bewertet. Mit Blick auf die gegenwärtige Ergebnissituation sieht Kapitalisierung zunächst einmal nicht nach einem Schnäppchen aus. Doch die HolidayCheck Group befindet sich mitten in einer groß angelegten Investitionsphase. Ziel von Vorstandschef Georg Hesse ist es, das „urlauberfreundlichste Unternehmen der Welt“ zu formen. „Vermutlich 60 bis 70 Prozent der Wegstrecke haben wir noch vor uns“, schätzt Schmelzer. Für die Urlauber das vermutlich sichtbarste Zeichen der angestoßenen Veränderungen ist die neue Webseite von holidaycheck.de.
Ein offizielles Renditeziel für die Zukunft haben die Münchner bislang noch nicht formuliert. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de lässt CFO Schmelzer jedoch durchblicken, dass er EBITDA-Margen im Bereich um 20 bis 25 Prozent für „attraktiv“ hält. Zur Einordnung: Im ersten Halbjahr 2016 zogen die Münchner aus 55 Mio. Euro Umsatz gerade einmal knapp 1 Mio. Euro Ergebnis vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Für das Gesamtjahr 2016 soll das operative EBITDA „mindestens ausgeglichen“ sein – bei einem Erlösplus im „mittleren einstelligen Prozentbereich“. Mit einem signifikanten Turnaround kalkulieren die Analysten ab 2017. Allerdings liegen deren Prognosen für EBITDA-Marge in den kommenden Jahren noch signifikant unter den genannten 20 bis 25 Prozent. Für 2018 gehen die Experten im Schnitt vielmehr von einem EBITDA von gut 14,5 Mio. Euro aus – was (bezogen auf den dann vermuteten Umsatz von rund 130 Mio. Euro) auf eine Rendite von etwa elf Prozent hinauslaufen würde. Potenzial nach oben ist also noch reichlich vorhanden. Aber selbst wenn die HolidayCheck Group „nur“ auf die aktuellen Schätzungen der Analysten kommen würde – die Bewertung des Small Caps ist alles andere als sportlich.
Mit Argusaugen verfolgen die Investoren derweil, wie sich die HolidayCheck Group bei der Zerschlagung der Unister-Gruppe verhalten wird. Zwar betont das Unternehmen im aktuellen Ausblick für 2016, dass die „gezielte Übernahme digitaler Reiseunternehmen nicht ausgeschlossen“ wird. Dieser Zusatz stand so allerdings bereits in Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Q1-Berichts – also vor der Schieflage von Unister. Aus diesem Grund betont Schmelzer gegenüber boersengefluester.de jetzt noch einmal, dass der Hinweis nicht auf Unister gemünzt ist. In die Karten lässt sich Schmelzer naturgemäß nicht schauen. Es wäre jedoch verwunderlich, wenn die HolidayCheck Group mögliche Optionen aus der Unister Gruppe nicht zumindest prüfen wird. Das wäre jedoch keine Abkehr von der Marschrichtung, wonach Investitionen in die eigene Technik und Ausweitung der Produktpalette rund um die bereits bestehenden Webseiten der HolidayCheck Group Vorrang haben. Was tun mit der Aktie? Keine Frage: Unsere bisherigen Einschätzung „Halten“ war zu optimistisch. Allein im vergangenen halben Jahr hat das Papier um fast ein Viertel an Wert eingebüßt. Andererseits sehen wir – so die Urlaubswelt nicht komplett zusammenbricht – sehr gute Chancen für die HolidayCheck Group. Ein dickes Plus ist dabei die komfortable finanzielle Ausstattung. Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung und raten, den Titel im Depot zu behalten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 121,57 | 138,89 | 143,71 | 14,47 | 67,74 | 118,26 | 147,30 | |
EBITDA1,2 | 0,20 | 9,99 | 6,30 | -37,66 | 7,13 | 24,04 | 30,95 | |
EBITDA-Marge3 | 0,16 | 7,19 | 4,38 | -260,26 | 10,53 | 20,33 | 21,01 | |
EBIT1,4 | -5,75 | 2,97 | -3,67 | -45,46 | 5,94 | 23,51 | 30,67 | |
EBIT-Marge5 | -4,73 | 2,14 | -2,55 | -314,17 | 8,77 | 19,88 | 20,82 | |
Jahresüberschuss1 | -5,94 | 1,93 | -4,59 | -72,53 | 4,69 | 19,04 | 28,41 | |
Netto-Marge6 | -4,89 | 1,39 | -3,19 | -501,24 | 6,92 | 16,10 | 19,29 | |
Cashflow1,7 | -2,07 | 14,65 | 2,48 | -25,03 | 4,25 | 35,15 | 26,11 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,10 | 0,03 | -0,08 | -1,26 | 0,05 | 0,22 | 0,32 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,04 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,22 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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