Mit seinem Ausblick für 2023 sowie den bisherigen Zahlen für 2022 hat der auf die Bearbeitung von Leichtmetall und Kunststoff spezialisierte Fräsmaschinenhersteller Datron gezeigt, dass in dem Sektor momentan wieder einiges geht. Umso erstaunlicher, dass die Aktie des sehr viel größeren Fräsmaschinenherstellers Maschinenfabrik Berthold Hermle erst vorsichtig den Weg nach oben sucht. Dabei gehört Hermle grundsätzlich zu den qualitativ hochwertigsten Unternehmen aus der rund 650 Werte umfassenden Datenbank von boersengefluester.de. Kein Lautsprecher in Sachen Investor Relations-Arbeit, dafür sind die Bilanzen umso feiner. Von äußeren Einflüssen wie der Konjunktur bzw. Corona-Effekten kann sich allerdings auch Hermle nicht abkoppeln. Und so waren die Ergebnisse der Jahre 2020 und 2021, zumindest gemessen an der traditionell hohen Bewertung der Aktie, eine Enttäuschung und haben der Notiz arg zugesetzt.
Vom Mitte 2018 erreichten Rekordhoch verloren die Vorzugsaktien annähernd 50 Prozent. Da sich gleichzeitig aber die Geschäfte trotz des Russland-Kriegs und einer damit verbundenen Sonderabschreibung zuletzt wieder spürbar erholt haben, ist der Titel im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre nun umso attraktiver bewertet. Für 2022 hatte die Gesellschaft zuletzt ein Umsatzplus von rund 20 Prozent auf dann etwa 450 Mio. Euro avisiert. Das Ergebnis dürfte sich nach bisheriger Einschätzung zwar nur unterproportional entwickelt haben, aber abgerechnet wird bei Hermle erst zum Schluss. Und in der Regel prognostiziert das Management extrem konservativ.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 402,01 | 452,92 | 463,10 | 296,94 | 375,98 | 474,07 | 532,32 | |
EBITDA1,2 | 106,80 | 121,74 | 124,59 | 64,59 | 85,89 | 110,85 | 127,40 | |
EBITDA-Marge3 | 26,57 | 26,88 | 26,90 | 21,75 | 22,84 | 23,38 | 23,93 | |
EBIT1,4 | 98,99 | 111,73 | 114,20 | 54,18 | 74,60 | 99,62 | 115,83 | |
EBIT-Marge5 | 24,62 | 24,67 | 24,66 | 18,25 | 19,84 | 21,01 | 21,76 | |
Jahresüberschuss1 | 73,33 | 87,47 | 84,21 | 40,08 | 54,91 | 71,79 | 87,57 | |
Netto-Marge6 | 18,24 | 19,31 | 18,18 | 13,50 | 14,61 | 15,14 | 16,45 | |
Cashflow1,7 | 82,00 | 93,31 | 71,70 | 43,19 | 36,39 | 90,52 | 92,05 | |
Ergebnis je Aktie8 | 14,70 | 17,53 | 16,88 | 8,06 | 11,02 | 14,40 | 17,55 | |
Dividende8 | 15,05 | 15,05 | 5,05 | 5,05 | 9,05 | 11,05 | 15,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Mit der Vorlage der vorläufigen Eckdaten Mitte März dürfte Klarheit herrschen. Auf Basis unserer jetzigen Schätzungen für das vergangene Jahr käme die Hermle-Aktie auf ein 2022er-KGV von knapp 19, auf 2024er-Basis kommen wir auf eine Größenordnung von rund 14,5. Zum Vergleich: Der langfristige Mittelwert liegt nördlich von 20. Spannend wird insbesondere, wie sich das Unternehmen aus dem schwäbischen Gosheim in Sachen Dividende positionieren wird. Traditionell schüttet Hermle neben der eher geringen Basisdividende noch einen stattlichen Bonus aus. Im Vorjahr summierten sich beide Komponenten auf 9,05 Euro je Vorzugsaktie. Normalerweise sollte das die Untergrenze für den Dividendenvorschlag zur Hauptversammlung im Juli 2023 sein. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs würde das auf eine Rendite von mehr etwas mehr als vier Prozent hinauslaufen. Innerhalb des heimischen Maschinenbausektors wäre das die Top-Position.
Zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Börsennotiert sind bei Hermle nur die 1 Million Vorzugsaktien. Für die Berechnung der Marktkapitalisierung unterstellen wir, dass die 4 Millionen Stammaktien den selben Aktienkurs haben wie die Vorzüge. Das ist eine reine Praktikerrechnung. Tatsächlich dürfte die Notiz der mit einem Stimmrecht ausgestatteten Stämme ein gutes Stück höher liegen. Bei einem Aufschlag von bspw. 20 Prozent würde sich ein Börsenwert von 1.247 Mio. Euro ergeben – statt der von uns in der Datenbank angezeigt 1.075 Mio. Euro. An der grundsätzlichen Investmentstory rund um Themen wie Automatisierung, Innovationskraft und Marktstellung ändert sich dadurch aber nichts.
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