Heliocentris Energy Solutions strapaziert die Nerven der Anleger. So musste der Anbieter von Stromversorgungslösungen und Lehrmodelle für Brennstoffzellentechnik eingestehen, dass aus der bislang für 2013 angekündigten Erlössteigerung nichts geworden ist. „Obwohl wir in verschiedenen Testinstallationen bei Kunden und Ausschreibungen gute Fortschritte gemacht haben, haben die langen Vorlaufzeiten im Jahr 2013 zu einem Umsatz unterhalb des Vorjahresumsatzes von 7,8 Millionen Euro geführt“, sagt Vorstandschef Ayad Abul-Ella. Die Berliner setzen darauf, dass ihre Null-Emissions-Energiesysteme von großen Telecomgesellschaften im Mittleren Osten, Afrika und Asien eingesetzt werden und dort traditionelle Dieselgeneratoren beim Betrieb von Mobilfunkmasten ersetzen. Trotz etlicher Aufträge, die Heliocentris bereits an Land ziehen konnte, gestaltet sich der Prozess jedoch als zähe Angelegenheit.
Dementsprechend wird die Aktienstory, die Finanzvorstand András Gosztonyi bislang stets auf den einschlägigen Kapitalmarktkonferenzen präsentierte, immer mehr zur Geduldsprobe. Von den Jahreshochkursen bei gut 7 Euro von Mai/Juni hat sich die Notiz deutlich entfernt. Künftig werden sich die Investoren zudem an ein neues Gesicht gewöhnen müssen. Grund: Der ehemalige bmp-Manager Gosztonyi wird Heliocentris auf eigenen Wunsch per Ende Januar nach rund acht Jahren verlassen. „Wir sind zuversichtlich, einen Nachfolger innerhalb der nächsten Wochen zu finden“, sagt der Aufsichtratsvorsitzende Oliver Borrmann. Borrmann ist gleichzeitig Vorstandschef von bmp media investors. Die ebenfalls aus Berlin stammende Beteiligungsgesellschaft ist seit etlichen Jahren bei Heliocentris engagiert, sucht derzeit aber den Ausstieg.
An den grundsätzlich positiven Aussichten hält Heliocentris jedoch fest. „Angesichts unserer reifen Pipeline und der insgesamt sehr dynamisch zunehmenden Marktnachfrage können wir einen Umsatzausblick für das Jahr 2014 von über 20 Millionen Euro bestätigen sowie die Chance, während der zweiten Jahreshälfte den Break-Even zu erreichen“, sagt Abul-Ella. Zudem hat die Gesellschaft ihre Finanzreserven nochmals gesteigert und Wandelanleihen im Volumen von 3,9 Mio. Euro platziert. Die Bonds haben eine Laufzeit von drei Jahren und sind mit einem Kupon von vier Prozent ausgestattet. Der Wandlungspreis beträgt 8 Euro und liegt damit um etwa 38 Prozent oberhalb der aktuellen Notiz von 5,80 Euro. Ein öffentliches Angebot gab es nicht. Die Papiere wurden dem Vernehmen nach bei „bestehenden Aktionären und ausgewählten strategischen Partnern des Unternehmens“ untergebracht. Insgesamt könnte sich die Aktienzahl durch die Wandelschuldverschreibung von gegenwärtig rund 8.650.000 Stück um bis zu gut 490.000 Anteilscheine erhöhen.
Mit dem Mittelzufluss aus dem Convertible will die Gesellschaft das künftige Wachstum finanzieren und die Verluste für 2013 tragen. Zur Einordnung: Zum Halbjahr 2013 kam Heliocentris bei spärlichen Erlösen von 1,84 Mio. Euro auf einen Fehlbetrag von 5,71 Mio. Euro. Die liquiden Mittel und Wertpapiere erreichten 8,3 Mio. Euro. Finanzverbindlichkeiten hat Heliocentris nicht. Das Eigenkapital betrug zum 30. Juni 2013 noch 15,1 Mio. Euro. Small-Cap-Kenner halten Heliocentris grundsätzlich für ein interessantes Investment. Letztlich ist es aber eine Frage des Stehvermögens. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren enorm viel investiert – nun wird es Zeit für den Return. Die Analysten von Close Brothers Seydler trauten Heliocentris in ihrer jüngsten Studie (zur Vorlage der Halbjahreszahlen 2013) bis 2015 einen Umsatz von knapp 44 Mio. Euro und einen Gewinn von 3,7 Mio. Euro zu. Gegenwärtig kommt der Spezialwert auf einen Börsenwert von gut 50 Mio. Euro. Kurzfristig drängt sich hier kein Neuinvestment auf. Wer weiter an die Story glaubt, sollte jedoch engagiert bleiben. Klar ist aber: Es handelt sich um eine sehr spekulative Anlage!